Delvaux: „Nicht alles ist wunderbar“

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In einer Studie wurden Eltern und Lehrer zu den „Bilans intermédiaires“ befragt, die zum Ende jeden Trimesters erstellt werden. Die Bilanz falle allgemein positiv aus, freute sich Unterrichtsministerin Mady Delvaux am Dienstag. Auch wenn nicht alles wunderbar sei.

Seit vergangener Rentrée werden die Schüler der Grundschule anders bewertet. Wurde bisher am Ende jedes Trimesters ein Zeugnis als Leistungsnachweis ausgestellt, so gibt zum Abschluss dieses Schuljahres in allen Zyklen eine Abschlussbewertung („Bilan de fin cycle“), in dem die von dem einzelnen Schüler erreichten Kompetenzen detailliert dokumentiert sind. Bestenfalls wird in dieser Abschlussbilanz dem Schüler bescheinigt, dass er „fit“ für den darauffolgenden Zyklus ist. Die mit der Schulreform eingeführten „Bilans de fin de cycle“ kommen ohne normative Benotung aus und brechen demnach mit der Tradition des „klassischen“ Punktesystem von 1 bis 60.

Wie Bildungsministerin Mady Delvaux-Stehres in diesem Zusammenhang am Dienstag vor Journalisten erklärte, würden die „Bilans de fin cycle“ ein globales Bild der fachbezogenen aber auch sozialen Fähigkeiten eines Schülers zeichnen. Ganz im Gegensatz zum traditionellen Punktesystem.

Formal präsentiert sich die neuartige Abschlussbewertung ähnlich wie ein klassisches Zeugnis. In diesem werden die einzelnen Kompetenzen des Schülers in Bezug auf die verschiedenen Kompetenzsockel in einer einfachen Form „zertifiziert“ und mittels eines für die Lehrkräfte standardisierten Anhangs im Detail beschrieben.

Bewertung am  Ende des Zyklus

Die Bewertungen werden am Ende eines jeden Zyklus ausgestellt. Prinzipiell ist dies nach zwei Jahren der Fall, es kann allerdings, entsprechend dem neuen Schulsystem bei besonders begabten Schülern bereits nach einem Jahr beziehungsweise bei Schülern mit Lernschwierigkeiten erst nach drei Jahren der Fall sein.

Zusätzlich gibt es die „bilans intermédiaires“. Diese Zwischenbilanzen, die am Ende von jedem Trimester ausgestellt und an die Eltern überreicht werden, kamen im laufenden Schuljahr lediglich in den Zyklen eins und zwei zur Anwendung. In den Zyklen drei und vier wurden die klassischen Zeugnisse (mit Punktesystem) beibehalten. Im kommenden Jahr dann wird dies nur noch im Zyklus vier der Fall sein.

In Bezug auf diese „bilans intermédiaires“ stellte das Bildungsministerium die Ergebnisse einer Studie vor. Nach Weihnachten wurden sowohl die Lehrkräfte als auch die Eltern nach ihren Eindrücken zu der neuen Bewertungsmethode befragt.

Die Bilanz der Ministerin fällt  generell positiv aus. Vor allem in Bezug auf die Benotung von Seiten der Eltern. Die bewerten die Zwischenbewertungen mit großer Mehrheit nämlich als „verständlich“ und als geeignetes Instrument um die Schwächen und Stärken ihres Kindes besser kennen zu lernen (siehe Grafiken).

Auch würde die  Rolle der  Eltern als partnerschaftlicher Teil der Schule aufgewertet. Insgesamt bewerteten 86 Prozent der Eltern die „bilans intermédiaires“ als positive Erfahrung.

Lehrer weniger positiv gestimmt

Nicht ganz so positiv, fallen die Ergebnisse auf Lehrerseite aus. Delvaux sprach von „zwiespältigen“ Ergebnissen. Denn einerseits würden die Lehrer die Zwischenbewertungen als nützliches Instrument bewerten (u.a. um die Schüler zu motivieren oder um die Fortschritte der Schüler zu dokumentieren), andererseits aber täten sie sich mit der Anwendung schwer.

Bilanz der Ministerin: „Vieles ist positiv, aber nicht alles ist wunderbar. Die Reform ist nicht schon gewonnen.“

tw