Da ist der Wurm drin

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Von Melody Hansen

Dass Beeren, Pilze oder andere Früchte nahe des Waldbodens nicht direkt gegessen werden dürfen, wird uns bereits als Kind beigebracht. Die Gefahr, sich so mit Krankheiten wie zum Beispiel dem kleinen Fuchsbandwurm zu infizieren, ist zu groß. Doch ist es sinnvoll, den Endwirt, also den Fuchs, zu jagen, um den Parasiten zu dezimieren?

Seit 2015 ist die Jagd auf Füchse im Großherzogtum verboten. Gegen diese Verordnung hat der Jagdverband vor Gericht geklagt. Eines der Argumente war: Wenn Füchse nicht mehr geschossen werden, verdreifacht sich die Fuchspopulation und der Fuchsbandwurm verbreitet sich immer mehr. Belege dafür hatte er keine. Es gibt allerdings Studien, die das Gegenteil beweisen. Nämlich dass der Abschuss des Fuchses die Vermehrung des kleinen Fuchsbandwurms sogar ankurbelt.

Das Auftreten des kleinen Fuchsbandwurms steigt seit 30 bis 40 Jahren in quasi ganz Europa an. 1990 waren in Luxemburg 5,1 Prozent der Füchse mit dem Bandwurm infiziert. Zwischen 2001 und 2013 waren es bereits 20 bis 31 Prozent. 2014 sogar 39,7 Prozent. Nachdem das Gesetz 2015 verbot, Füchse zu schießen, fielen die Zahlen wieder auf 25,8 Prozent. 2017 waren es, nach kurzem Anstieg 2016, nur noch 24,6 Prozent. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass der Jagdstopp auf den Fuchs das Vorkommen der Parasiten nicht beschleunigt, sondern es sogar leicht bremst.

Mehr Infizierungen bei intensiverer Jagd

Wie das sein kann, obwohl es erst einmal unlogisch klingt, erklärte Dr. Franck Boué vom französischen „Laboratoire national de référence pour l’échinococcose“ am Montagabend im Naturmuseum. Eine Vielzahl an Interessierten hatte sich versammelt, um sich die Argumente von Dr. Boué anzuhören. Seine Forschungseinheit, die „Unité de surveillance et éco-épidémiologie des animaux sauvages“, führte mehrere Studien durch. Ausschlaggebend war vor allem die um Nancy herum.

Für diese Studie wurde die Stadt und deren Umgebung in zwei Teile eingeteilt. Im nördlichen Teil wurde der Abschuss der Füchse drastisch erhöht, so dass drei bis vier Mal so viele Füchse geschossen wurden wie im Süden. Dabei hat sich herausgestellt, dass der Fuchsbestand durch den erhöhten Abschuss nicht gesenkt werden konnte. Dies ist dadurch zu erklären, dass die leer geschossenen Reviere von sub-adulten Tieren besetzt wurden, die sonst wohl nicht überlebensfähig gewesen wären.

Die Jagd hatte zwar keine Auswirkungen auf den Fuchsbestand, aber auf die Häufigkeit des Bandwurms. Im Norden, wo mehr Füchse geschossen wurden, stieg die Zahl der infizierten Füchse deutlich an, während die Rate im Süden gleich blieb. Durch den Abschuss von Füchsen wird die Sozialstruktur des Fuchsbestands massiv gestört, so dass mehr Jungtiere überleben. Diese sind deutlich anfälliger für den Parasiten. Deshalb kann gesagt werden, dass der Abschuss der Füchse sogar kontraproduktiv ist, wenn man gegen den Bandwurm vorgehen will.

Jägerverband bleibt skeptisch

In einer weiteren Studie analysierten die Forscher des „Laboratoire national de référence pour l’échinococcose“ Proben aus Gärten. Da es immer mehr Füchse in die Städte und Ortschaften zieht, kommt es auch immer öfter vor, dass diese ihr Geschäft zwischen Kartoffeln und Salat verrichten. Wenn es dann regnet, werden eventuelle Bandwurmeier in den Boden gespült und können so in unser Essen gelangen. In 21 der 50 getesteten Gärten wurden infizierte Proben gefunden. Auch wenn nicht gesagt werden kann, ob diese infizierten Proben tatsächlich ansteckend gewesen wären, darf das Risiko nicht außer Acht gelassen werden. Deshalb rät Dr. Boué jedem Gartenbesitzer, diesen komplett zu umzäunen.

Der Jägerverband steht der Studie skeptisch gegenüber: „Wir nehmen zur Kenntnis, dass der aktuelle Stand der Wissenschaft den Schluss nahelegt, dass der jagdliche Druck auf den Fuchs in Hinsicht auf ein erfolgreiches Management des kleinen Fuchsbandwurms kein zutreffendes Paradigma ist.“


Eine Gefahr für den Menschen?

Der kleine Fuchsbandwurm ist ein Parasit, der sein Larvenstadium in einem Zwischenwirt verbringt. Das sind meist Mäuse. Werden diese von einem sogenannten Endwirt gefressen, zum Beispiel vom Fuchs, oder aber auch von Hunden oder Katzen, entwickeln die Larven sich im Dünndarm des Endwirts zum ausgewachsenen Bandwurm. Dieser beeinträchtigt den Wirt nicht. Er setzt allerdings seine Eier mit dem Kot des infizierten Tieres frei, sodass diese wiederum von einem anderen Zwischenwirt aufgenommen werden können.
Werden diese Eier nun vom Menschen aufgenommen, gelangen die Larven in die Leber und befallen diese. Man spricht von einer alveolären Echinokokkose. Die Symptome dieses Befalls sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich und können erst Jahre nach der Infektion auftreten. Heute werden die Larven meist früh genug erkannt, sodass die Krankheit nur selten tödlich verläuft.


Vorsichtsmaßnahmen

Damit sich der Mensch nicht mit dem kleinen Fuchsbandwurm ansteckt, gibt es einige Dinge zu beachten:

  •  Hunde, die Mäuse jagen oder viel im Wald sind, genauso wie Katzen, sollten regelmäßig (alle 4 bis 5 Wochen) mit Medikamenten speziell gegen den kleinen Fuchsbandwurm (Praziquentel) behandelt werden.
  •  Gründliches Händewaschen nach Feld- und Gartenarbeit, dem Holz- oder Heumachen.
  • Fuchskot im Garten sollte mit einem Plastikbeutel eingesammelt werden und in einer geschlossenen Mülltonne entsorgt werden.
  •  Gesammelte Früchte und Pilze müssen vor dem Verzehr immer gründlich gewaschen oder bei mindestens 60 °C erhitzt werden. Einfrieren tötet die Bandwurmeier nicht ab!
  • Im Verdachtsfall sollte man etwa drei Monate nach der vermuteten Ansteckung und etwa ein Jahr später eine serologische Untersuchung auf Antikörper machen lassen.
  • Den Garten komplett einzäunen, damit weder Füchse noch fremde Katzen und Hunde ihr möglicherweise infiziertes Geschäft dort verrichten.
Richtig, aber...
3. Februar 2018 - 12.07

Die Füchse haben jetzt schon ihre Scheu verloren....

Geht's noch?
3. Februar 2018 - 9.52

Wildtierschutz Deutschland? Sie machen doch wohl einen Witz?! Dann zitieren Sie doch direkt die Sekte Universelles Leben!

Gabriele.etgeton@web.de
2. Februar 2018 - 15.28

Hallo , die Fuchsjagd ist ethisch überhaupt nicht mehr zu vertreten. Er ist ein total harmloser Vertreter in unseren Wäldern und wenn Sie sich um fachliche Informationen z. B. Beim Wildtierschutz Deutschland e. V. Bemühen dann erkennen Sie, dass diese grausame Fuchsjagd in Deutschland aufhören muss. Bitte schreiben Sie darüber und retten unsere liebenswerten irdischen Mitbewohner. Mit freundlichen fuchsigen Grüßen ? g. Etgeton

Mephisto
1. Februar 2018 - 10.50

Es wundert mich, dass Sie ausnahmsweise nicht die USA verantwortlich machen , was ansonsten ja ihr tägliches Credo ist. Trotzdem: Danke für den Hinweis, dass in ein paar Jahren die Füchse Hausbesuche machen. Im Übrigen verschmähen Füchse Tomaten.

Een den keng Tomaten op den Aen huet!
1. Februar 2018 - 9.32

Diese Étude von dem französischen Professor beinhaltet einen massiven Fehler! Wenn in einem Biotop eine Parzelle intensiv bejagt wird und rund herum nicht so ist das ganz normal dass überzählige Füchse in die Reviere der abgeschossenen Füchse nachströmen. Somit hat es keinen Zweck nur vereinzelt Füchse zu bejagen um die Population zu reduzieren. Dies muss flächendeckend geschehen! In ein paar Jahren werden wir erleben dass Füchse ihre natürliche scheu vor dem Menschen verloren haben und dann werden sie uns in unseren Häusern begegnen!