Luxemburg droht Verlust der Top-Bonität

Luxemburg droht Verlust der Top-Bonität
(AP)

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Standard & Poor's hat den Ausblick für Luxemburg auf "negativ" gesenkt. Luxemburg läuft damit Gefahr, seine Topbonität "AAA" zu verlieren.

Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s hat Luxemburg wegen der Schuldenkrise in der Eurozone mit dem Entzug der besten Bonitätsnote „AAA“gedroht. Zudem setzte S&P am Montag auch andere Länder des Währungsraumes auf eine Liste mit negativem Ausblick für die Bewertung der Staatsanleihen, wie die Agentur am Montagabend mitteilte.

Die Stufen
Für ihre Einstufungen verwenden die Ratingagenturen Buchstabencodes. Die Skala beginnt bei Standard & Poor’s und Fitch mit der Bestnote „AAA“ (Englisch: „Triple A“). Es folgen „AA“, „A“, „BBB“, „BB“, „B“, „CCC“, „CC“, „C“. Die meisten Stufen können mit Plus- und Minuszeichen noch feiner unterteilt werden.

Ab „BB+“ beginnt der spekulative Bereich, der auch „Ramsch“ (englisch: „Junk“) genannt wird. Die Skala reicht bis „D“ – das bedeutet, dass ein Ausfall des Schuldners eingetreten ist. (dpa)

Zuvor hatte S&P die Regierungen von Luxemburg, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Österreich und Finnland davor gewarnt, die Ratings der Staatsanleihen dieser Länder mit möglicherweise negativem Ausgang zu überprüfen.

Unentschlossenes Handeln

Innerhalb von 90 Tagen droht nun eine Herabstufung. S&P begründete den Schritt am späten Montagabend damit, dass die Probleme in der Eurozone in den vergangenen Wochen ein Maß erreicht hätten, das die Zone als Ganzes unter Druck setze. Die Ratingagentur nannte auch das ihrer Meinung nach unkoordinierte und unentschlossene Handeln der Politiker als Grund für die Abwertung.

Es gebe das Risiko, dass die Eurozone als Ganzes im kommenden Jahr in die Rezession rutsche, hieß es weiter. Die Wahrscheinlichkeit liege bei 40 Prozent. Für Staaten wie Spanien, Portugal und Griechenland geht S&P sicher von einem Wirtschaftsabschwung aus.

Solide Staatsfinanzen

Die Ratingagentur hatte erst in der vergangenen Woche 15 der weltweit größten Banken heruntergestuft – einige davon in Europa. Die Kreditwürdigkeit Luxemburgs wird wegen vergleichsweise solider Staatsfinanzen bisher von allen großen Ratingagenturen mit der Bestnote AAA bewertet, womit ein Zahlungsausfall als höchst unwahrscheinlich gilt. Je höher die Bonitätsnote, desto günstiger kommen Schuldner an Geld.

In der Schuldenkrise hatten die Einschätzungen der mächtigen Ratingagenturen immer wieder für Wirbel gesorgt. Nach Herabstufungen wurde es für finanziell angeschlagene Länder immer schwerer, sich am Kapitalmarkt Geld zu besorgen. Die Krise verschärfte sich dadurch.

Rezessionsgefahr

Der Europa-Chefanalyst der Ratingagentur Standard & Poor’s, Moritz Kraemer, hat die Androhung der Bonitätsabwertung für Deutschland und andere Euro-Länder verteidigt. „Die Entscheidung, die Ratings der Staaten in der Euro-Zone mit einem credit-watch zu versehen … hängt damit zusammen, dass nach unserem Dafürhalten die Risiken, die von der derzeitigen Krise ausgehen, in den kommenden Wochen deutlich steigen könnten“, sagte Kraemer am Dienstag im ARD-Morgenmagazin.

Kraemer sprach von einer systemischen Vertrauenskrise. Sie sei nicht beschränkt auf einzelne Länder, sondern habe sich immer näher an den Kern der Währungszone gefressen. Sie bedürfe einer gesamteuropäischen Lösung. Dass die Zinsen für Bundesanleihen zuletzt gestiegen seien, habe nichts mit der S&P-Entscheidung zu tun.

Die Krise betreffe nicht nur die Staatenfinanzierung, sondern auch die Banken. „Die Gefahr einer Rezession ist gestiegen“, fügte Kraemer an, nicht nur in Europa, sondern auch weltweit.