Lava-FontänenNach wochenlanger Erdbeben-Serie: Vulkan in Island ausgebrochen

Lava-Fontänen / Nach wochenlanger Erdbeben-Serie: Vulkan in Island ausgebrochen
Nach einer wochenlangen Erdbebenserie hat es auf der Reykjanes-Halbinsel in Island am späten Montagabend einen vulkanischen Ausbruch gegeben Foto: Marco Di Marco/AP/dpa

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Mit rot glühenden Lava-Fontänen ist in Island nach wochenlangen Erdbeben ein Vulkan ausgebrochen: Auf der Halbinsel Reykjanes südwestlich der Hauptstadt Reykjavik schießt seit Montagabend Lava aus einer vier Kilometer langen Eruptionsspalte. Nach Angaben des Wetterdienstes ließ die Stärke der Eruption am Dienstag zwar nach, ein Ende des Ausbruchs ist aber nicht abzusehen. Der nahe gelegene Fischerort Grindavik war bereits vor Wochen vorsorglich evakuiert worden.

Grindavik liegt auf der Halbinsel Reykjanes. In der etwa 50 Kilometer von Reykjavik gelegenen Region hatte es seit Oktober tausende Erdbeben gegeben, weswegen ein Vulkanausbruch erwartet worden war. Die Behörden riefen den Notstand aus und ließen den Ort im November evakuieren. Die 4.000 Einwohnerinnen und Einwohner durften seitdem nur zu bestimmten Uhrzeiten in ihre Häuser zurückkehren.

Auch die nahe gelegene Touristenattraktion Blaue Lagune, die wegen ihres Thermalfreibads beliebt ist, wurde nach der Erdbebenserie geschlossen. Am Geothermie-Kraftwerk Svartsengi, welches die 30.000 Einwohnerinnen und Einwohner der Reykjanes-Halbinsel mit Strom und heißem Wasser versorgt, waren Sicherheitsbarrieren verstärkt worden.

Am Montagabend um 22.17 Uhr Ortszeit (23.17 Uhr MEZ) begann dann der seit langem erwartete Ausbruch: Der Vulkan spuckte orange-rot glühende Lava-Fontänen in den Nachthimmel. Der Spalt, aus dem die Lava austritt, wuchs bis zum frühen Dienstagmorgen auf etwa vier Kilometer Länge, wie der Wetterdienst mitteilte. Das südliche Ende der Spalte ist nur drei Kilometer von Grindavik entfernt. Die Intensität des Ausbruchs habe sich aber stabilisiert.

„Wir hoffen auf das Beste, aber es ist klar, dass dies ein erheblicher Ausbruch ist“, schrieb Islands Ministerpräsidentin Katrin Jakobsdottir im Online-Netzwerk Facebook. „Wir warten jetzt ab, was die Kräfte der Natur bereithalten“, schrieb Präsident Gudni Johannesson im Onlinedienst X. Der Schutz von Menschenleben und Infrastruktur habe nun oberste Priorität.

Nach dem Ausbruch wurden alle Straßen rund um Grindavik gesperrt. Für die Bevölkerung bestand zunächst keine Gefahr. Es bestehe vorerst auch keine „unmittelbare Gefahr“ für die Infrastruktur in dem Ort, sagte Grindaviks Bürgermeister Fannar Jonasson der Zeitung Morgunbladid. Am südlichen Ende der Eruptionsspalte sei der Lavastrom schon versiegt.

Katastrophenschutz-Leiter Vidir Reynisson warnte davor, sich dem Vulkan zu nähern. Der Ausbruch sei keine Touristenattraktion, mahnte er im Fernsehsender RUV. In den vergangenen Jahren hatten Eruptionen in der Gegend laut Schätzungen der isländischen Tourismusbehörde knapp 680.000 Schaulustige anzogen.

Für den Flugverkehr wurde kurzzeitig die rote Warnstufe ausgerufen. Am Dienstag blieb der internationale Flughafen Keflavik jedoch geöffnet. Der Flughafenbetreiber Isavia erklärte auf seiner Website, Starts und Landungen seien nicht beeinträchtigt. Im April 2010 hatte eine Eruption des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull einen Monat lang den Flugverkehr in weiten Teilen Europas lahmgelegt. Mehr als 100.000 Flüge wurden damals gestrichen. Der Vulkan auf Reykjanes stieß anders als der Eyjafjallajökull aber zunächst keine Aschewolke aus.

Der Vulkanausbruch ist der vierte in Island innerhalb von zwei Jahren. Auf Reykjanes hatte es bis 2021 acht Jahrhunderte lang keinen Ausbruch gegeben. 2021, 2022 und Anfang 2023 gab es dann drei Eruptionen – alle in abgelegenen und unbewohnten Gebieten. Vulkanologen zufolge könnte die neue Welle von Ausbrüchen auf Reykjanes Jahrzehnte andauern.

Island ist mit mehr als 30 aktiven Vulkansystemen die größte und aktivste Vulkanregion Europas. Der Inselstaat im Nordatlantik liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, der die eurasische und die nordamerikanische Erdplatte trennt.