Putsch in MaliJetzt steht Frankreichs Sahel-Strategie auf dem Prüfstand: „Wie eine Rückkehr zum Punkt null“ 

Putsch in Mali / Jetzt steht Frankreichs Sahel-Strategie auf dem Prüfstand: „Wie eine Rückkehr zum Punkt null“ 
Unsichere Aussichten: Das malische Justizministerium wurde beim Putsch beschädigt Foto: AFP

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Der Militärputsch in Mali stellt die französische Strategie für die Sahel-Zone auf den Prüfstand. Obwohl inzwischen mehr als 5.000 französische Soldaten in der Region stationiert sind, sind durchschlagende Erfolge gegen Islamisten und andere bewaffnete Gruppen ausgeblieben. Jetzt fehlt Paris auch noch ein wichtiger Ansprechpartner.

Der Putsch hat die Instabilität in Mali noch vergrößert: Mit dem bisherigen Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita ist auf Druck der Militärs einer der wichtigsten Ansprechpartner Frankreichs in der westafrikanischen Sahelzone abgetreten. Ob und wann es Neuwahlen geben wird, ist unklar – auch wenn die Junta sie in einem angemessenen Zeitrahmen versprochen hat.

Macron fordert die Rückkehr zu einer zivilen Regierung in der früheren französischen Kolonie. „Der Kampf gegen Terrorgruppen und die Verteidigung der Demokratie und des Rechtsstaats sind untrennbar verbunden“, schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Experten sehen einen massiven Rückschlag für die französischen Bemühungen, für eine Befriedung der Region zu sorgen. „In gewisser Weise ist es eine Rückkehr zum Punkt null“, sagt der Sahel-Spezialist Jean-Hervé Jezequel vom Think-Tank International Crisis Group. Nach achtjährigen Anstrengungen und der Präsenz Tausender französischer und anderer ausländischer Soldaten sei die Lage in der malischen Hauptstadt Bamako nun wieder „genauso verworren“ wie zur Zeit des Putsches 2012, mit dem Ex-Präsident Keita an die Macht gelangt war.

Jezequel zufolge müssen Frankreich, die Sahel-Staaten der sogenannten G5-Gruppe (neben Mali sind dies Mauretanien, der Niger, der Tschad und Burkina Faso) sowie andere Partnerländer nun ihre Strategie hinterfragen. „Man kann ein solches Gebiet nicht nachhaltig sichern, ohne die Regierungsform zu verändern“, betont er.

Auch Michael Shurkin vom US-Think-Tank RAND nennt den Putsch „einen Rückschlag für Frankreich“. Allerdings könne er theoretisch auch positive Folgen haben, „wenn eine besser funktionierende und legitimere Regierung an die Macht kommt“. Unter dem bisherigen Staatschef Keita machte Mali nach seiner Einschätzung in Sicherheitsfragen „wenige oder sogar keine Fortschritte“.

Die Lage in der Sahelzone gilt weiter als extrem angespannt. Islamistische Gruppen verüben dort immer wieder Anschläge, zudem gibt es Gewalt zwischen Bevölkerungsgruppen. Im vergangenen Jahr gab es laut der UNO in der Region rund 4.000 Tote, fünf Mal mehr als 2016. „Der Frieden in Mali bleibt unsere Priorität“, erklärten die Militärs nach ihrem Putsch. Zudem blieben die regionalen und ausländischen Kräfte in Mali „Partner“.

Auch Luxemburger helfen in Mali

Dazu gehören neben der französischen Mission „Barkhane“ auch die G5-Sahel-Truppe und die UN-Friedensmission „Minusma“. Luxemburg stellt ebenfalls einige Soldaten im Rahmen einer EU-Mission zur Ausbildung malischer Soldaten bereit. „Minusma“ wiederum greift auf die Übertragungskapazitäten des militärischen Übertragungssatelliten GovSat zurück. Seit einigen Wochen gibt es zudem eine neue europäische Kampfeinheit namens „Takuba“, die nach Pariser Angaben bisher hundert Soldaten aus Frankreich und Estland umfasst. Ab dem Herbst sollten sich ihr weitere Kräfte aus Tschechien und Schweden anschließen.

Völlig unklar ist jedoch, wie die Zusammenarbeit mit den malischen Truppen künftig aussehen soll. „Ich wäre nicht überrascht, wenn die Lage die Begeisterung der europäischen Partnerländer für ‚Takuba‘ und die G5-Sahel-Truppe dämpfen würde, die ohnehin nicht besonders groß war“, sagt Elie Tenenbaum vom französischen Institut für internationale Beziehungen IFRI.