„Interkulturellen Dialog vertiefen“

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LUXEMBURG - Sein Arbeitsweg wird künftig ein anderer sein. Er führt nicht mehr auf Kirchberg, in die prachtvolle Philharmonie, sondern in den Grund, in die pittoreske Abtei Neumünster.

Die künstlerische Leitung des prestigevollen OPL hat Olivier Frank an den Nagel gehängt. Heute beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Fortan ist Olivier Frank Direktor des „Institut Pierre Werner“ (IPW).

Institut Pierre Werner

Das Institut Pierre Werner ist ein europäisches Kulturinstitut zur Förderung von kultureller Vielfalt, intellektuellem Austausch und Ideendebatten in Europa. Es wurde im Jahr 2003 von der französischen, deutschen und luxemburgischen Regierung gegründet. Im Mittelpunkt steht die Förderung der Forschung zwischen europäischen Ländern, mit Schwerpunkt auf der Entstehung einer europäischen Staatsbürgerschaft und Identität. Getreu diesen Visionen organisiert das IPW Seminare, Konferenzen, Kolloquien und setzt interdisziplinäre Projekte von europäischer Bedeutung um.

Internet www.ipw.lu

Tageblatt: Sehr geehrter Herr Frank, wieso kehren Sie dem „Orchestre philharmonique du Luxembourg“ den Rücken?

Olivier Frank: „Die Gründe sind vielfältig. Das Orchester ist im Umbruch, die Fusion mit der Philharmonie steht kurz vor dem Abschluss. Mit Matthias Naske und Stefan Rosu schlägt das OPL neue Wege ein – Wege, mit denen ich mich persönlich nicht identifizieren kann.“

„T“: Gehen Sie mit schwerem Herzen?

O.F.: „Nein! Es ist kein sentimentaler Abschied. Die 15 Jahre, in denen ich als künstlerischer Leiter in den Reihen des OPL gearbeitet habe, waren unglaublich spannende und stimulierende Jahre. Die Bilanz ist beachtlich und das OPL genießt europaweit hohes Ansehen.

Irgendwann aber kommt der Zeitpunkt, an dem man eine Entscheidung treffen muss. Im Hinblick auf die Fusion sah ich im OPL keine Zukunftsperspektive mehr für mich. Die Entscheidungen treffen fortan andere. Für mich war die Zeit reif, das OPL zu verlassen, mich neuen Herausforderungen zu stellen. Doch insgeheim weiß ich, dass das Orchester in guten und professionellen Händen liegt und eine blühende Zukunft vor sich hat.“

„T“: Bleiben Sie in irgendeiner beruflichen Form mit dem OPL verbunden?

O.F.: „Nein. Das OPL ist Geschichte. Das heißt aber nicht, dass mich das ’Schicksal’ des Orchesters nicht interessiert. Mit den Musikern verbindet mich eine enge Freundschaft. Auf der emotionalen Ebene werden die Fäden nie abreißen.“

„T“: Nun sind Sie neuer Direktor des „Institut Pierre Werner“. Warum haben Sie sich für den Posten beim IPW beworben?

O.F.: „Weil er mich interessiert hat. Das IPW ist eine sehr bedeutende Kulturinstitution. Die Aufgabe, die mich hier erwartet, ist von großer Notwendigkeit. Und sie liegt mir persönlich. Nicht zuletzt wegen meinen familiären Hintergründen, meinem Literaturstudium und meiner Arbeit als Kulturjournalist bei RTL. Ich bin offen für neue Aufgaben und ich sehe im IPW großes Potenzial, das es künftig vollends auszuschöpfen gilt.“

„T“: In den letzten Monaten stand das IPW stark in der Kritik. Dem Institut wurde Intransparenz vorgeworfen. Die Streitigkeiten gipfelten letztendlich im Abgang von Mario Hirsch. Was muss sich ändern?

O.F.: „Zu meinem Vorgänger mag und will ich mich nicht äußern. Dies ist nun meine erste Arbeitswoche im Institut. In den kommenden Tagen werden meine Mitarbeiter und ich viel diskutieren. Wir arbeiten an Entwürfen und feilen am Image des Instituts. Das Konzept an sich bleibt aber bestehen: Das IPW steht nach wie vor für den Brückenschlag zwischen Frankreich und Deutschland via Luxemburg. Der interkulturelle Dialog wird fortgeführt. Ich will ihn aber vertiefen und mehr ins Bewusstsein der Menschen rücken.“

„T“: Welche konkreten Maßnahmen werden Sie ergreifen?

O.F.: „Noch ist es zu früh, in aller Öffentlichkeit über Strategien und Inhalte zu sprechen. Eins meiner Hauptziele ist es, das IPW verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stellen. Das IPW muss fest im Kulturleben dieses Landes verankert sein. Das setzt eine durchdachte Öffentlichkeitsarbeit voraus und verlangt den Mitarbeitern des IPW viel ab. Doch wir sind bereit, diese Herausforderung in Angriff zu nehmen.“

„T“: Sowohl die französische als auch die deutsche Botschaft haben ihre finanzielle Unterstützung jeweils von 75.000 auf 60.000 Euro gekürzt. Wie beurteilen Sie diesen Entschluss?

O.F.: „Alle müssen den Gürtel enger schnallen. Sie müssen wissen, dass ich aus einem Arbeitsumfeld komme, in dem Geld nie eine Rolle gespielt hat. Einfach, weil es im Überfluss vorhanden war.

Im IPW ist es anders: Wir müssen überlegt investieren und unsere Geldgeber davon überzeugen, dass jeder Euro, den sie ins IPW stecken, seine Früchte tragen wird. Außerdem bin ich für Zusammenarbeiten jeglicher Art offen. Da schließe ich auch privates Sponsoring nicht aus.“