Städte rüsten sich für Karneval

Städte rüsten sich für Karneval
(dpa-Archiv)

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Bald fliegen wieder Kamelle und es heißt "Helau" oder "Olau" im rheinland-pfälzischen Karneval. Doch die närrischen Tage sind für Rettungskräfte und Polizei immer auch eine besondere Herausforderung.

Einige Städte – darunter die Hochburgen Mainz, Trier und Koblenz – setzen etwa auf Glasflaschenverbote an belebten Plätzen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. In Koblenz lockt eine promillefreie Party, in Trier herrscht an Weiberfastnacht komplettes Alkoholverbot. Der Landauer Karnevalverein sagte seinen Umzug wegen der Auflagen ab.

Die Veranstalter des Rosenmontagsumzuges am 11. Februar in der Landeshauptstadt MAINZ erwarten allein etwa eine halbe Million Besucher. 750 Polizisten und 200 zusätzliche Sicherheitskräfte sollen die Feierwütigen im Notfall in Zaum halten. Auf dem zentralen Schillerplatz gilt wie im Vorjahr ein Glasverbot.

Sicherheitskontrollen

Das Sicherheitskonzept sei nach der Tragödie auf der Love Parade in Duisburg im Jahr 2010 verbessert worden und werde auch in Zukunft weiterentwickelt, sagte der Gesamtverantwortliche der Mainzer Straßenfastnacht, Kay-Uwe Schreiber. In diesem Jahr gebe es erstmals eine Einsatzzentrale auf dem Tritonplatz in der Innenstadt und spezielle Türme, die zu den Notausgängen weisen.

Am Rande des Umzuges sollen zudem zahlreiche Sanitätszelte stehen. Dort könnten Leichtverletzte behandelt werden und sich diejenigen ausnüchtern, die „das entsprechende Schnäpschen zu viel“ getrunken haben, sagte Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr. Für schwerwiegendere Fälle habe eine Mainzer Klinik einen Aufnahmedienst und werde mit Sicherheitspersonal ausgerüstet, um gewaltbereiten Betrunkenen zu begegnen. Welche Klinik dies übernimmt, stehe noch nicht fest.

Keine Glasflaschen

In Koblenz sind wie schon in den vergangenen Jahren auf der Oberen Löhr Glasflaschen tabu. „Aufgrund des Erfolges“, wie Stadtsprecher Thomas Knaak betont. Außerdem steigt am Rosenmontag einmal mehr in der Diskothek Agostea eine strikt promillefreie Fete für Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren. Statt Hochprozentigem wartet hier eine Saft-Cocktailbar auf die Gäste. Zur Belohnung für die Alkohol-Abstinenz gibt es hohen Besuch: Erwartet werden das Kinderprinzenpaar Prinz Yannick und Prinzessin Lea sowie die Koblenzer Tollitäten Prinz Peter der Große, der Märchenprinz von Koblenz, und Confluentia Christiane. Unterstützt wird die Party von der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval (AKK).

In der Rhein-Mosel-Stadt werden am Rosenmontag rund 220 Polizisten im Einsatz sein. Sie sichern die Zugstrecke, regeln den Verkehr und helfen dabei, das Glasflaschenverbot zu kontrollieren, wie Polizeisprecher Helmut Zirfas sagt. Mit dabei seien an Brennpunkten auch speziell geschulte Beamte, um Gewaltdelikte zu verhindern. Das Ordnungsamt setzt 21 Mitarbeiter ein, das Jugendamt weitere 16.

Trier verbietet Alkohol

Noch strikter zeigt sich die Stadt Trier. Sie hat für Weiberfastnacht (7. Februar) erstmals auf den Straßen und Plätzen der Innenstadt zwischen 09.00 und 19.00 Uhr ein Alkoholverbot verhängt. Grund sind Alkoholexzesse Jugendlicher im Vorjahr. Im Februar 2011 waren 60 junge Menschen mit lebensbedrohlichen Alkoholvergiftungen notärztlich behandelt worden. Zudem waren 1000 bis 2000 Jugendliche und junge Erwachsene auf dem Hauptmarkt betrunken. Es wurden 100 Platzverweise ausgesprochen, um sich anbahnende Massenschlägereien unter Kontrolle zu bringen.

Glasflaschen sind an Weiberfastnacht auf dem Trier Hauptmarkt indes schon seit 2008 verboten – um zu verhindern, dass Jugendliche dort rucksäckeweise Flaschen mit alkoholischen Getränken konsumieren. An den folgenden närrischen Tagen gibt es aber keine Auflagen, wie ein Stadtsprecher sagte. Vor allem Weiberfasching habe sich „zum Komasauf-Tag der Jugendlichen und noch Jüngeren“ entwickelt.

Landau ohne Umzug

Verschärfte Sicherheitsauflagen haben im südpfälzischen Landau dazu geführt, dass der Umzug in diesem Jahr ausfällt. Die hohen Auflagen – darunter ein Glasflaschenverbot – seien weder zu bewältigen gewesen, noch wären sie von den Teilnehmern des Umzuges akzeptiert worden, sagte der Vorsitzende des Landauer Karnevalvereins (LCV), Dirk Vögeli. Außerdem schlage der Protest von Ladenbesitzern den Karnevalisten auf den Magen. „Das soll ja auch Spaß machen“, begründete Vögeli die Absage des Umzuges. Nächstes Jahr soll er dann mit neuem Konzept aber wieder stattfinden.

Der Umzug der beiden Nachbarstädte Ludwigshafen und Mannheim findet dieses Jahr jenseits des Rheins in Mannheim statt, es wird mit Hunderttausenden Narren gerechnet. Ein Glasflaschenverbot gibt es nicht, wie ein Sprecher der Stadt Mannheim sagte. Grundsätzlich werde der Sicherheitsplan aber auch hier ständig angepasst. Die Ereignisse bei der Love Parade in Duisburg hätten die zuständigen Behörden mit Blick auf Sicherheitsaspekte noch mehr sensibilisiert.

Zusätzliches Krankenhauspersonal etwa im Klinikum Ludwigshafen wird nicht im Dienst sein. Es habe in den vergangenen Jahren keinen problematischen Anstieg an Notfallpatienten zur Faschingszeit gegeben, sagte Sprecherin Yasemin Böhnke.