Gut drei Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima bereiten Behörden in Rheinland-Pfalz einen besseren Katastrophenschutz nahe der zwei benachbarten Kernkraftwerke vor. Es geht um Konzepte für Evakuierungen und die Verteilung von Jodtabletten. Gemäß der neuen Empfehlungen der Strahlenschutzkommission müssten „bei einem Austritt von Radioaktivität aus dem baden-württembergischen AKW Philippsburg und den französischen Reaktoren im AKW Cattenom auch Teile des Landes Rheinland-Pfalz evakuiert werden“, teilte die Grünen-Landtagsfraktion in Mainz mit. Bei einem GAU wären auch Luxemburg betroffen. Auch das Großherzogtum hat entsprechende Notfallpläne entwickelt.
Die Expertenkommission, die die Bundesregierung berät, empfiehlt, bei einem schweren Atomunfall die Anwohner binnen sechs Stunden im Umkreis von fünf statt bisher zwei Kilometern in Sicherheit zu bringen. Die daran anschließende „Mittelzone“ soll von 10 auf 20 Kilometer vergrößert werden. Hier würde eine 24-Stunden-Frist gelten. Für das AKW Cattenom gibt es laut dem Mainzer Innenministerium in Rheinland-Pfalz und im Saarland aber bereits eine 25-Kilometer-Zone für eine Evakuierung, die auch nicht verringert werden soll.
Jodtabletten-Verteilung
Im Umkreis von fünf Kilometern um das AKW Philippsburg seien vorsorglich Jodtabletten an die Anwohner verteilt worden. Im Abstand von fünf bis zehn Kilometern würden Tabletten bei kommunalen Verwaltungen vorgehalten, im Bereich bis 25 Kilometern in zentralen Lagern in Landau, Ludwigshafen, Alzey und für das AKW Cattenom in der Verbandsgemeinde Saarburg. Jodtabletten sättigen die Schilddrüsen und verhindern, dass der Körper radioaktives Jod aufnimmt.
In Rheinland-Pfalz gibt es nur in Mülheim-Kärlich bei Koblenz ein Atomkraftwerk. Es ist außer Betrieb und wird schon seit zehn Jahren abgerissen. Es war 1988 nach nur 13 Monaten Betrieb abgeschaltet worden – nach einer Verfügung des Bundesverwaltungsgerichts. Hintergrund war, dass unter dem Gelände eine unterirdische Verwerfungslinie – eine Bruchstelle im Gestein – verläuft. Die letzten Brennelemente wurden bereits 2002 abtransportiert.
De Maart

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