Griechenland verhandelt über sein Schicksal

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(dpa)

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Die Zukunft Griechenlands ist nach wir vor ungeklärt, seit Wochen ziehen sich die Verhandlungen hin. Doch die Zeit drängt. Es droht der Staatsbankrott.

In Griechenland sind die seit Wochen andauernden Gespräche über einen Schuldenschnitt und weitere Milliardenhilfen der internationalen Kreditgeber am Wochenende in eine weitere Runde gegangen.

Am Samstagnachmittag hatte der Finanzminister seine Amtskollegen in der Eurogruppe über die laufenden Gespräche informiert. Die Experten der Troika beurteilen die Fortschritte Griechenlands bei den Reformbemühungen als Voraussetzung für das geplante zweite Rettungspaket im Volumen von mindestens 130 Milliarden Euro.

Verhandlungen ziehen sich hin

In Griechenland sind die seit Wochen andauernden Gespräche über einen Schuldenschnitt und weitere Milliardenhilfen der internationalen Kreditgeber in eine neue Runde gegangen. Finanzministers Evangelos Venizelos verhandelte bis in die frühen Morgenstunden am Samstag mit Experten der sogenannten Troika aus Vertretern der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB).

Auch die Verhandlungen mit dem Internationalen Bankenverband IIF über einen Schuldenerlass sollten am Wochenende fortgesetzt werden. Wie es hieß, wurde dazu am Sonntag und Montag auch dessen Vorsitzender, Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, in Athen erwartet. Eine Einigung auf einen freiwilligen Schuldenschnitt mit den privaten Gläubigern, darunter Banken und Hedge-Fonds, ist auch Voraussetzung für weitere Hilfen der Troika.

„Es geht um Europa“

Ackermann warnte am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz vor einer Insolvenz Griechenlands und einem Auseinanderbrechen der Eurozone. In einem solchen Fall würde es zu kaum vorstellbaren Kollateralschäden kommen. Eine besondere Gefahr sei die der Ansteckung anderer Krisenländer. „Es geht nicht nur um Griechenland, sondern um Europa.“

Athen benötigt eine Art Gesamtlösung mit Troika-Hilfen, Banken-Schuldenschnitt und innenpolitischer Zustimmung. Dass dies noch am Wochenende gelingt, gilt als unwahrscheinlich. Selbst eine Einigung mit dem IIF hätte zudem nur begrenzte Aussagekraft, da abgewartet werden müsste, wie viele private Investoren dann auch tatsächlich mitziehen. Parallel war in den vergangenen Tagen eine Debatte über eine mögliche Beteiligung der EZB entfacht, die Schätzungen zufolge der größte Gläubiger Athens ist.

Höhere EZB-Beteiligung

Nach einem Bericht der griechische Zeitung „Ta Nea“ könnte das Volumen des Schuldenschnitts unter anderem mit EZB-Beteiligung von 100 auf 170 Milliarden Euro ausgeweitet werden. Demnach sollen 147 Milliarden Euro auf die privaten Gläubiger und 23 Milliarden Euro auf öffentliche wie die Notenbank entfallen. Dies wollte das Finanzministerium in Athen am Samstag nicht kommentieren.

„Nach zwölf Stunden kontinuierlicher und harter Verhandlungen kann ich sagen, dass wir viele Themen gelöst haben“, sagte der Venizelos noch am Samstagmorgen. Es gebe aber einige kritische Themen, die noch offen seien. Der Finanzminister sprach von der „Stunde der Wahrheit“ für das hochverschuldete Euro-Land.

Ein für Samstagnachmittag geplantes Treffen des griechischen Ministerpräsidenten Lucas Papademos mit den Vorsitzenden der Parteien, die seine Regierung unterstützen – Sozialisten, Konservative und eine kleine rechtsgerichtete Partei – wurde um 24 Stunden aufgeschoben, teilte Papademos‘ Büro mit. Bei dem Treffen sollen weitere harte Sparmaßnahmen beschlossen werden, die hauptsächlich den privaten Sektor betreffen. Die Einschnitte sollen nach Schätzungen der Gewerkschaften bis zu 25 Prozent weniger Lohn mit sich bringen. Zudem sollen bis 2015 etwa 150.000 Staatsbedienstete entlassen werden.