„Geiben war keine politische Observation“

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Am Mittwoch geht der Prozess mit Aussagen des ehemaligen Sprengstoffexperten Albert Feiereisen weiter. Ein weiterer Zeuge, Léon Mangen, spricht von einer weiteren Geiben-Beschattung.

Der früherer Waffenmeister, Albert Feiereisen wird am Mittwoch im Zeugenstand des Bommeleeër-Prozesses gehört. Er war in jenen Jahren unter anderem Ausbilder in der Schule der Gendarmerie. Dort brachte Feiereisen den jungen Gendarmen anhand einer Übungskiste den Umgang mit Sprengstoff bei. Irgendwann war die Kiste spurlos verschwunden.

„Wir haben damals mit unseren Ausbildern Sprengsätze gebaut“, erzählt Feiereisen dem Gericht. Der Waffenmeister spricht von Dauereinsatz zur Zeit der Bommeleeër. Mit einem mobilen Röntgengerät und einer Hochdruck-Wasserspritze wurden Bomben entschärft, bevor sie explodierten.

Auf die Frage, ob richtige Experten am Werk waren, um die Bomben zu legen, kann Feiereisen nicht antworten. Es fehle an Beweisstücken. Diese seien bei den Detonationen zerstört worden. Dennoch spricht Feiereisen von simplen Konstruktionen. Doch im Hinblick auf den Quecksilberschalter, der beim Anschlag auf Findel zum Einsatz kam, gibt der Waffenmeister zu, dass hier jemand Kenntnisse gehabt haben muss: „Ein einfacher Bastler baut damit nicht.“ Dennoch brauchte man für die Bombenkein Fachwissen. „Es gibt entsprechende Bücher auf dem freien Markt zu kaufen,“ so Feiereisen.

Mehrere Beschattungen auf Geiben

Als weiterer Zeuge sagt Léon Mangen aus. Er war damals Ermittler bei der Kriminalpolizei (SREC) und arbeitete ebenfalls für den Geheimdienst (SREL). Dort war Mangen für die Observationseinheit zuständig, die auch Ben Geiben beschattete. Mangen spricht von mehreren Observationen auf Geiben, kann sich aber nicht mehr genau daran erinnern.

Mangens Erinnerungslücken und gegensätzliche Aussagen regt die Gemüter im Gerichtssaal auf. Richterin Conter wundert sich, warum Mangen und die anderen sich damals nie Fragen gestellt haben. „Geiben war keine ‚politische Observation‘, er war eine andere Observation. Es wurde im Vorfeld ‚gemunkelt‘, Geiben könnte einer der Täter sein.

Beweismittel verschwunden

Arnold Mack, damals verantwortlich für die Asservatenkammer, steht dem Gericht als nächster Zeuge Rede und Antwort. In der Asservatenkammer verschwanden über die Jahre fast alle Beweismittel zur Attentatserie. Informationen zu den jeweiligen Anschlägen wanderten in entsprechende Schubladen. 1986 interessierten sich auch zwei Männer vom FBI für die Dossiers. Er selber hatte keine Unterlagen herausgegeben. Mack versteht nicht den Zweck, warum das FBI Material bekam. Schließlich hatte es schon Berichte vom BKA und den belgischen Kollegen gegeben.

Laut Mack hatte jeder, der mit der Attentatserie befasst war, Zugang zu dem Asservatenschrank. Doch Mack versichert, dass immer einer von „uns“ dabei war, wenn Material herausgegeben wurde. Eine Buchführung über die Herausgabe gab es nicht. Nur über die Beweisstücke wurden Berichte angefertigt. Ein Teil der Beweismittel ging damals nach Brüssel und zum BKA nach Wiesbaden. „Zurück kam nichts mehr“, so Mack. Das Material wurde für Vergleichsproben bei Analysen in Gasform gebracht und zerstört. „Wir bekamen lediglich nur das schiftliche Resultat von den Untersuchungen.“

Scharfe Kritik übt Arnold Mack am aktuellen Polizeidirektor Romain Nettgen. Er soll laut Mack damals die Arbeitsmethode „Teamarbeit“ abrupt beendet haben. Mack spricht von Mobbing: „Romain Nettgen war der einzige Offizier bei der Polizei, der unsere Arbeit negativ beeinflusst hat. Er hat bei uns viel Schaden angerichtet. Ich frage mich, warum er das gemacht hat. Ich bin bereit für eine Konfrontation mit Nettgen.“