Geheimdienst rekrutiert Nachwuchs

Geheimdienst rekrutiert Nachwuchs
(dpa/Symbolbild)

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Der Geheimdienst in Luxemburg sucht per Stellenanzeige neue Mitarbeiter für den Job. Man setzt auf verschwiegene Kandidaten mit unregelmäßigen Arbeitszeiten und MS Office-Kenntnissen.

Wie viele andere Behörden sucht auch der SREL (Service de Renseignement de l’État du Luxembourg) Spezialisten für die verdeckte Arbeit in Luxemburg. Dass der Dienst chronisch unterbesetzt ist, war seit Jahren bekannt. Waren es zur Zeiten der Bommeleeër in den 1980er gerade mal 12 Mitarbeiter, sind es derzeit, rechnet man die Verwaltung mit ein, rund 60 Posten.

Bis vor kurzem erschien der SREL in der Öffentlichkeit als eine mysteriöse und unbekannte Instanz. Der Standort des Dienstes wurde geheim gehalten, es drangen keine Informationen über die Arbeit des Geheimdienstes nach außen. Und Nachwuchskräfte wurden streng vertraulich meistens aus dem Polizeiapparat und der Armee rekrutiert.

Im Dunkeln

Spätestens seit dem SREL-Skandal um ein abgehörtes Gespräch mit Premierminister Jean-Claude Juncker, dubiose Autodeals mit deutschen Nachrichtendiensten und dem Bommeleeër-Prozess, sucht der Dienst nach einem besseren Image. Geheimdienstchef Patrick Heck ist um Ruhe im und rund um den Geheimdienst bemüht.

Obwohl der SREL in den vergangenen Monaten immer wieder an die Öffentlichkeit trat, bleibt die Arbeit des Dienstes im Dunkeln. Anders als in Frankreich, Belgien oder Deutschland, verfügt der Geheimdienst über keine eigene Internetseite.

Sachbearbeiter

Seit Dschihadismus auch in Luxemburg ein aktuelles Thema ist, und spätestens nach den Terroranschlägen von Paris, blickt die Öffentlichkeit wieder auf den Dienst. Kaum technisches Know-how und zu wenig Mitarbeiter, hieß es immer wieder. Seit dem blutigen Anschlag auf das Satireblatt „Charlie Hebdo“ am 7. Januar 2015 regt sich was im Luxemburger Sicherheitsapparat. Nach den aktuellen Plänen soll der Dienst personell aufgestockt werden. „Wir brauchen mehr Leute für die Überwachung,“ betont Verteidigungsminister Etienne Schneider (LSAP) Mitte Januar. Auch die Reform des Geheimdienstes soll schnell über die Bühne gehen.

Jetzt sind auf einer Jobbörse auf der Homepage des Öffentlichen Dienstes seit 27. Februar zwei Job-Anzeigen geschaltet. Gesucht wird ein Kandidat für die Auswertungen von Informationen sowie ein Sachbearbeiter. Details werden keine genannt, außer man muss MS Office beherrschen. Fremdsprachen sind von Vorteil, heißt es.

Sicherheitsüberprüfung

Die beiden Posten laufen unter einem CDI (Contrat à durée indéterminée et à tâche complète) heißt es weiter. Die Dienstposten sind als „Carrière D“ (Mittlerer Dienst) gekennzeichnet. Bewerbungsschluss ist der 13. März. Von den Bewerbern wird Diskretion eingefordert. In der Anzeige ist auch von unregelmäßigen Arbeitszeiten die Rede.

Stößt man im Dienst auf Interesse, zieht sich der Bewerbungsprozess über mehrere Monate hin. Dabei wird der mögliche Kandidat neben Tests und Befragungen im Hintergrund ausgeleuchtet. Hat man Schulden? Ist man vorbestraft? Gibt es Probleme mit Alkohol? Plaudert der Kandidat gerne? Die Sicherheitsüberprüfung für sensible Posten beim Staat wird sehr streng gehandhabt.

Lageberichte

Der SREL ist der einzige Nachrichtendienst in Luxemburg. Er ist direkt dem Premierminister Xavier Bettel unterstellt. Seine Aufgabe ist es, für die Regierung unter anderem aktuelle Lageberichte aus den Bereichen Terrorismus, organisierte Kriminalität und Wirtschaftsspionage in Luxemburg zu verfassen. Daneben ist der Dienst auch für die Informationssicherheit zuständig.

Seine Zentrale hat der SREL seit mehr als 10 Jahre in einem unscheinbaren Bürogebäude an der route d’Esch in der Stadt. Davor residierte er unter dem Dach hinter Fenstergittern eines Verwaltungsbebäudes auf dem „Plateau du Saint-Esprit“. Heute steht dort die „Cité Judiciaire“.