Prozess gegen US-Soldaten hat begonnen

Prozess gegen US-Soldaten hat begonnen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Vor dem Militärgericht auf dem US-Flugplatz Spangdahlem hat am Montag der Prozess gegen einen amerikanischen Soldaten begonnen, der sein Baby zu Tode gequält haben soll.

Dem 22-Jährigen würden Totschlag, Misshandlung und Körperverletzung vorgeworfen, sagte Major Mark Hoover. Der Angeklagte soll seinen Sohn mehrfach so heftig geschlagen und geschüttelt haben, dass er Ende Oktober 2010 im Alter von acht Monaten starb. In einem ersten Verfahrensteil wurden die Anklage verlesen und mögliche Beweismittel festgelegt. Das Hauptverfahren geht vom 27. Juni bis zum 8. Juli. Bislang hat sich der Mann nicht zu den Vorwürfen eingelassen. Als US-Soldat unterliegt er der amerikanischen Militärgerichtsbarkeit.

Die Ehefrau des Soldaten und Mutter des Kindes wurde bereits Anfang Mai zu fünf Jahren Haft verurteilt. Das Landgericht Trier sprach sie der Misshandlung und Körperverletzung mit Todesfolge, jeweils durch Unterlassen, schuldig. Die 23-jährige Amerikanerin habe nicht verhindert, dass ihr Mann den Jungen am Wohnort in Spangdahlem in der Eifel zu Tode misshandelt habe. Am Montag hörte der Soldat regungslos zu, als einer der beiden Ankläger die Vorwürfe gegen ihn vortrug. Vor Prozessbeginn hatte er bereits minutenlang unbewegt in seiner blauen Uniform am Anklageplatz gestanden.

Schwere Vorwürfe

Noch sei unklar, ob der 22-Jährige zu der Anklage Stellung nehmen werde, sagte Hoover, der als Stellvertreter die Rechtsabteilung der Air Base leitet. Dieser Prozess sei von der Schwere der Vorwürfe her außergewöhnlich für den US-Stützpunkt, sagte Unteroffizier Matthew Bright. Im Jahr gebe es 10 bis 15 Fälle vor dem Militärgericht, wobei es meist um Delikte wie Diebstahl oder Trunkenheit am Steuer gehe. In diesem Fall kam „das große Militärgericht“ zusammen, das nur «bei den schwersten Anschuldigungen» tagt.

Vor allem Formelles und Administratives stand zu Beginn des ersten Teil des Verfahrens, der rund fünf Tage dauert, auf dem Programm. So sollte der 22-Jährige entscheiden, ob er von einer Geschworenen-Jury oder einem Militärrichter verurteilt werden wolle. Dazu ließ er erklären, noch unentschlossen zu sein. Sein Verteidiger stellte den Antrag, den Prozess zeitlich zu straffen, da der Soldat unter dem Verfahren leide. Das Gericht lehnte dies ab, da Zeugen und Experten nicht rascher verfügbar seien. Der Soldat ist auf freien Fuß. „Er kann derzeit auf die Base kommen und sie verlassen, wie er will“, sagte ein Ankläger.