Ende mit bitterem Nachgeschmack

Ende mit bitterem Nachgeschmack
(Fpizzolante)

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Nach dem Konkurs der Merscher Druckerei Faber am Freitag letzter Woche wehrt sich die Belegschaft gegen den Vorwurf, sie trage die Schuld an dem Ganzen.

Sie sieht im Gegenteil viele Ungereimtheiten bei dem Konkurs, den sie auf einen Familienstreit zurückführt
und den man auch „anständig hätte abwickeln können“,
wie sich ein Ex-Mitarbeiter ausdrückte. „Unsere Auftragsbücher sind voll, wir hatten richtig viel zu tun“, so eine frühere Mitarbeiterin der Druckerei. „Viele haben abends länger gearbeitet, ohne auf die Uhr zu schauen und ohne die Stunden abzustempeln, wir waren eine gute Mannschaft“, fügte eine andere hinzu.

Die Emotionen sind spürbar. Man merkt den Leuten die große Enttäuschung an über das, was sich in den letzten Wochen in dem hundertjährigen Betrieb abgespielt hat. „Wir sind eine große Familie“, habe man ihnen bei der Feier noch gesagt. Jetzt stehen die Maschinen still, die Schlösser der Türen wurden von der Kuratorin ausgewechselt. Den Vorwurf, sie hätten eine Mitschuld am Konkurs, lassen sie auf keinen Fall gelten. „Es ist falsch, wenn der Anwalt des Betriebes davon spricht, die Situation habe sich erst in letzter Zeit verschlechtert. Die Lage ist seit Monaten und Jahren dramatisch gewesen“, so Pit Schreiner vom OGBL gestern auf einer Pressekonferenz im Beisein der Delegationsvertreter und vieler der 75 Ex-Mitarbeiter.

Die Angestellten haben alles versucht

Von Juni 2009 bis Juni 2010 ist man Kurzarbeit gefahren, ebenfalls von November 2013 bis in 2014 hinein. Anschließend habe man zugestimmt, einen ‚Plan de maintien à l’emploi zu beantragen. Der Antrag sei zu spät eingegangen, weil die Direktion nicht alle Angaben vorgelegt hatte. Gleiches Szenario bei einem weiteren Anlauf für einen solchen Plan im Januar 2015.

Anfang letzten Monats dann sei der überraschende Vorschlag der Direktion eingegangen, die Belegschaft solle auf 20% des Lohns verzichten, um die Lohnmasse um 20% zu senken.
Weil man als Delegation geglaubt habe, den Konkurs doch noch abwenden zu können, habe man zuerst auf einen „Plan de maintien à l’emploi“ gedrängt. Zu vielem wäre die Belegschaft bereit gewesen, um ihren Betrieb zu retten. Sogar davon, dass Mitarbeiter dem Betrieb Geld leihen, habe man geredet.

Streit zwischen Familienmitgliedern

Am 27. Oktober habe die Firma überraschend und unter Zeitdruck den Vorschlag für einen neuen „Plan de maintien à l’emploi“ gemacht. Doch auch in diesem Plan seien die 20% Lohnverzicht eine der Bedingungen gewesen. Zu keinem Zeitpunkt sei über einen möglichen Konkursantrag geredet worden, der drei Tage später eingereicht wurde. Hiervon hat die Belegschaft via Presse erfahren. „Diese Vorgehensweise ist eines hundertjährigen Betriebs nicht würdig“, sagte Pit Schreiner.
Jetzt wollen die Gewerkschaften OGBL und LCGB prüfen, ob sie nicht eventuell rechtliche Schritte in die Wege leiten sollen.

Hintergrund der ganzen Entwicklung, darüber waren sich gestern alle einig, waren Streitereien zwischen Aktionären und Familienmitgliedern. „Der Betrieb hat immens hierunter gelitten“, so einer der Anwesenden. Die Druckerei Faber schuldet der Immobilière Faber 18 Monate Miete, insgesamt rund 900.000 Euro, die Letztere juristisch einklagt. Ihr gehören Gebäude und das ganze umliegende Gelände.

Viele Fragen offen

Juristisch handelt es sich um zwei verschiedene Firmen. Doch im Verwaltungsrat beider Firmen sitzen fast die gleichen Familienmitglieder. Das Geld würden sie daher wieder an sich selbst zurückzahlen. Eine weitere Frage ist die nach dem weiteren Funktionieren einer anderen Faber-Firma. Wie gestern klar wurde, verfügt diese weder über eigene Handelsvertreter noch über Druckexperten.

All diese Arbeiten seien von der Druckerei Faber übernommen worden. Jetzt will man wissen, ob diese Dienste auch richtig verrechnet wurden. In der Zwischenzeit bleibt der bittere Nachgeschmack. „Sie hätten den Betrieb anständig schließen sollen, mit den geschuldeten Ausgleichszahlungen“, so ein Mitarbeiter. Langjährige Mitarbeiter hätten dann mit bis zu 60.000 Euro rechnen können. Jetzt werden sie auf knapp 11.000 Euro kommen.

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