Drosbach: Den Menschen ausgeliefert

Drosbach: Den Menschen ausgeliefert
(Tageblatt-Archiv/Isabella Finzi)

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Die Drosbach bereitet erneut Kopfzerbrechen. Der kleine Bach ist wieder, zum fünften Mal dieses Jahr, verschmutzt. Das Wasserwirtschaftsamt ist verzweifelt.

Schon viermal gab es in diesem Jahr Probleme in der Drosbach. Sie war mehrfach von Baustellen aus verschmutzt worden. Nun bestätigt Umweltministerin Carole Dieschbourg in einer parlamentarischen Antwort: Der kleine Bach ist seit Ende November wieder verschmutzt. Das Wasserwirtschaftsamt sei von der Gemeinde Hesperingen am 30. November kontaktiert worden. Die zwei CSV-Abgeordneten, die die Anfrage stellten, sind übrigens Marc Lies und Diane Adehm. Lies ist Bürgermeister der Gemeinde und Adehm ist Schöffin.

Die Verschmutzung gelange, so ergaben es erste Untersuchungen, unter dem „rond-point Gluck“ ins Wasser. In unmittelbarer Nähe der Riesenbaustelle „Ban de Gasperich“. Das Wasserwirtschaftsamt arbeitet gerade mit der Gemeinde Hesperingen und der Polizei zusammen, um den Verursacher zu finden. Um was es sich bei der Verschmutzung genau handelt ist auch noch nicht gewusst. „Es werden gerade chemische Analysen durchgeführt“, so Dieschbourg in ihrer Antwort.

Viermal veschmutzt

Bei den bisherigen Fällen handelte es sich beim Verursacher viermal um größere Bauarbeiten. Dieschbourg gibt in ihrer parlamentarischen Antwort zu, dass der Bach den Menschen ausgeliefert ist. Es sei umso wichtiger, dass bei Bauarbeiten die Umweltvorgaben des Wasserwirtschaftsamt respektiert werden. Dies geschehe allerdings nicht immer, beschwert sich Jean-Paul Lickes, Direktor des Wasserwirtschaftsamts.

„Sie können sich vorstellen, dass wir bei den Bauherren nicht sehr beliebt sind“, erklärt Lickes. Wenn eine Genehmigung ausgestellt wird, ist diese an strikte Umweltauflagen gebunden. So darf beispielsweise nur Wasser, das vorher von Sedimenten befreit wurde, in einen Bach abgelassen werden. Ansonsten könne das schlimme Auswirkungen auf Fauna und Flora haben. Sogar wenn es sich eigentlich nicht um giftige Stoffe handelt: „Die Sedimente können in die Kiemen der Fische geraten und ihre Atmung blockieren“. Ein anderes Beispiel der Auswirkungen: „Es könnte sich ein Sedimentteppich auf das Flussbett legen und die zahlreichen Insekten darunter töten“, so Lickes.

Folgen für Natur und Mensch

Ein unverantwortlicher Umgang mit dem Wasser kann nicht nur auf die Fauna und Flora schlechte Auswirkungen haben, sondern auch auf die Infrastruktur in der Gegend der Baustelle. „Wenn der Grundwasserspiegel sinkt, weil das Wasser für die Baustelle abgeleitet wird, kann das der Stabilität der umliegenden Gebäude schaden“, erklärt Lickes. Da würden auch mal Risse entstehen.

Die strengen Auflagen werden einigen Bauherren zu bunt. Sie ignorieren die schwerwiegenden Konsequenzen und halten sich einfach nicht dran. Bei den vier Baustellen, die die Drosbach in diesem Jahr verschmutzt haben, gingen die Bauherren noch weiter: „Sie haben einfach keine Genehmigung beantragt“, so ein hörbar enttäuschter Lickes. Als sie nach den Verschmutzungen aufgespürt wurden, wurden ihnen Maßnahmen aufgebrummt. Natürlich müssen sie die Quelle der Verschmutzung umgehend stoppen. Weiterhin muss der Bauherr aber auch für die verursachten Schäden aufkommen.

„Richtige Detektivarbeit“

Den Verursacher zu finden sei allerdings nicht immer einfach. „Das ist eine richtige Detektivarbeit“, erzählt Lickes. Das würde viel Zeit und Manpower beanspruchen. In einigen Fällen würde der Verursacher nie gefunden werden. „Stellen sie sich vor: Eine kleine Baustelle, die nur eine Woche dauert. Bis die Verschmutzung auffällt und untersucht werden kann, sind die schon lange verschwunden“.

Lickes ist enttäuscht über diese Tatsache, aus der er, wie er selbst sagt, keinen Hehl macht. „Natürlich wäre es mir viel lieber, wenn alles geordneter über die Bühne gehen würde und eine solche Verschmutzung nicht stattfinden würde“, erklärt er. „Aber in der Gegend der Drosbach wird im Moment sehr viel gebaut. Während einige sich an unsere Auflagen halten, gibt es immer schwarze Schafe“.