Der kühle Kopf hinterm Eurotropf

Der kühle Kopf hinterm Eurotropf
(dpa)

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Klaus Regling wird von Luxemburg aus auch den neuen Rettungsschirm ESM leiten. Er ist Herr über 700 Milliarden Euro. Er gilt als einer der wichtigsten Männer im europäischen Finanzgeschehen.

Als bei Klaus Regling vor zwei Jahren das Telefon klingelt und er das Angebot zur Leitung des EFSF erhält, da muss er kurz in sich gehen. „Ich hatte die Sorge, dass es vielleicht zu langweilig wird“, sagte er in einem dapd-Interview. Denn damals gab es die Hoffnung, der Rettungsschirm müsse nie eingesetzt werden, alleine die virtuelle Kraft werde die Märkte in die Knie zwingen.

Die Anfangsnaivität hat Regling natürlich längst überwunden. Er hat sich als kühler Feuerwehrmann bewehrt, der mit ruhiger Hand die Löschkanonen der Euroretter lenkt. Und das auch in Zukunft: Die Eurogruppe wählte ihn in der Nacht zum Dienstag zum Direktor für den permanenten Schirm ESM, der gerade aufgespannt wird. Er ist der Herr über die inzwischen 700 Milliarden Euro dicken Brandmauern.

Nicht beliebt

Dabei war Regling in der deutschen Politik nicht wirklich beliebt. Die deutsche Kanzerlin Angela Merkel war nicht immer allzu gut auf den trockenen Norddeutschen zu sprechen, heißt es in eingeweihten Kreisen. Mal wirkte er zu eigenständig. Und vor allem blieb an ihm haften, dass der EFSF im vergangenen Herbst selbst zum Sorgenkind der Euroretter zu werden drohte: Um seine Kraft zu erhöhen, wurden dem Schirm komplizierte Finanzhebel verpasst, die die Märkte zunächst jedoch wenig überzeugten – und bislang nie eingesetzt wurden.

Geschätzt wird Regling für seinen feinen Humor, für seine Gelassenheit, die er sich auch in den schärfsten Krisenzeiten bewahrt. Den Glauben an ein Ende der Hiobsbotschaften hat er nicht verloren. „Das ist ja das Charakteristikum einer Krise: Keiner erwartet es mehr, und plötzlich beruhigt sie sich dann.“ Das sagte er der dapd im vergangenen Herbst. Und an der grundsätzlichen optimistischen Einstellung hat sich nichts geändert, ohne dass darin Unbekümmertheit liegen würde. Zuversicht verbreiten, Vertrauen bilden, und hinter verschlossenen Türen an den kniffligen Lösungen für die ständig neuen Aufträge arbeiten: Das ist der Job Reglings und seines Teams.

Taktischer Zug

In der direkten politischen Verantwortung steht er dabei nicht, sondern er muss die Vorgaben der Euro-Finanzminister umsetzen und verkaufen. Den politischen Hut hat der Eurogruppenchef auf. Dass Jean-Claude Juncker den Job zumindest bis zum Jahresende weiterführt und der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble nicht zum Zuge kommt, sicherte Regling den ESM-Chefsessel. Denn bei einem deutschen Eurogruppenchef hätte Berlin die ESM-Leitung abgeben müssen.