Der blaue Vogel in Luxemburgs Wahlkampf

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Twitter war während des amerikanischen Wahlkampfes ein wichtiges Werkzeug zur Kommunikation, vor allem für Donald Trump. Der Twitter-Trend könnte nun auch in Luxemburg Fuß fassen.

Donald Trump hat 17 Millionen Follower auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Wenn sein blaues Vögelchen singt, wird es zehntausende Male geliket und geshared. Sein Wort geht durch die Vereinigten Staaten und rund um die Welt.

Während seines Wahlkampfes gegen Hillary Clinton war es ein mächtiges Kommunikationswerkzeug. Auch jetzt, wo er im Januar die Präsidentschaft antreten wird, benutzt er es immer noch.

In Luxemburg ist Twitter hingegen kein beliebtes soziales Netzwerk. Fast alles spielt sich auf Facebook ab. Auf Twitter finden vor allem Schlagabtausche zwischen Journalisten, Politikern und Vertretern der Wirtschaft statt. Von den Wählern und der restlichen Zivilgesellschaft sind vor allem Politikjunkies auf Twitter zu finden. Nun könnte sich ebendies ändern.

Twitter im Rampenlicht

Eine Polemik hat den Kurznachrichtendienst in den letzten Tagen ins Rampenlicht geführt. Marc Spautz, Parteichef der CSV, hatte auf Facebook die Regierung angegriffen. In einigen Schulen sei die „Kleeschen“-Tradition unterbunden worden. Claude Meisch antwortete ihm mit einem hämischen Tweet und nannte ihn sogar „Schwaarzen Houseker“:

Dass er ausgerechnet Twitter für seine Antwort benutzt hat, ist für Sven Clement, Präsident der Piratenpartei und Vorsitzender einer Kommunikationsfirma, kein Zufall: „Er hat sich nicht an Spautz gerichtet, sondern an die breite Öffentlichkeit.“ Facebook werde von vielen Politikern noch als „privater“ Kanal benutzt, während Twitter eher der politischen Kommunikation diene.

Twitter-Konten sprießen aus dem Boden

Des Weiteren sei es laut Clement viel einfacher, die Presse über Twitter zu erreichen. „Ein Tweet kann wegen seines Formats ganz einfach in einen Artikel eingebaut werden“, so der Kommunikationsspezialist. Mit großer Wahrscheinlichkeit war es von Claude Meisch also gewollt, dass die Zankerei zwischen Spautz und ihm aufgegriffen wird.

Der letzte parteipolitische Streit wird es auf dem sozialen Medium wohl nicht gewesen sein. Die Wahlen rücken näher und mit ihnen sprießen auch die Twitter-Konten aus dem Boden. So haben sich in den letzten Wochen vermehrt Politiker auf der Plattform angemeldet. Unter ihnen Taina Bofferding (LSAP), Diane Adehm (CSV) und Gilles Roth (CSV).

„Eine Reihe Politiker sind wach geworden“

Für den Gemeindewahlkampf im nächsten Jahr wird Twitter zwar eine wenigere Rolle spielen. „Hier werden vor allem lokalere und gezieltere Kommunikationsdienste wie Snapchat und WhatsApp wichtig werden“, meint Clement. Bei den Nationalwahlen im darauffolgenden Jahr könnte es jedoch ganz anders aussehen.

„Eine Reihe Politiker sind wach geworden“, so Clements Fazit. Ob es an Donald Trumps Erfolg mit dem Kurznachrichtendienst liegt oder aber an einer Vorbereitung für den technologischen Parteikampf, ist nicht auszumachen.

Die Plattform wird auf jeden Fall immer interessanter für Politiker wie auch für Wähler, die wissen wollen, was die politischen Akteure eigentlich so verbreiten. Manche könnten erstaunt sein, was der eine oder andere etablierte Politiker so von sich gibt.