Das Morden geht weiter

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(AFP)

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Bei einem Massaker in der syrischen Millionenstadt Homs sind nach übereinstimmenden Angaben von Regierung und Opposition Dutzende Menschen getötet worden.

Darunter waren nach Darstellung von Menschenrechtsgruppen mindestens 45 Frauen und Kinder, die erstochen und anschließend verbrannt wurden. Regierung und Opposition schoben einander die Schuld an dem Verbrechen zu. Die Tat wurde kurz vor neuen Beratungen des UN-Sicherheitsrats über die Lage in der arabischen Welt am Montag bekannt.

Die amtliche Nachrichtenagentur Sana machte eine Terrorgruppe für das Massaker verantwortlich. Diese habe Dutzende Bewohner der Oppositionshochburg entführt und getötet, die Leichen verstümmelt und dann für die Zwecke der Zuschaustellung gefilmt. Auf YouTube waren Bilder toter Männer, Frauen und Kinder in Blutlachen zu sehen.

Beweise vernichten

Die Regierungsgegner machten dagegen die Präsident Baschar al-Assad ergebene alawitische Schabbiha-Miliz verantwortlich. „Wir wissen, dass die Schabbiha vier Familien ausgelöscht hat. Wir haben 20 Namen und bemühen uns um Bestätigung für die anderen Namen“, sagte ein Vertreter der Opposition. Die aus Deserteuren bestehende Freie Syrische Armee haben geholfen, die Leichen zentral zu sammeln, weil die Regierung sonst Beweismittel vernichtet hätte. Die meisten Toten habe es im Stadtteil Karm al-Seitun gegeben. Dort seien am Vortag 30 bis 40 Panzer aufgefahren. Die aus Deserteuren bestehende Freie Syrische Armee habe geholfen, die Leichen zentral zu sammeln, weil die Regierung sonst Beweismittel vernichtet hätte.

Weitere Tote wurden aus dem Stadtteil Dschobar gemeldet, der an das von Regierungstruppen gestürmte Viertel Baba Amr grenzt. In Deraa kam eine Schülerin bei der Explosion einer Autobombe ums Leben. Der Sprengsatz detonierte nach Angaben der Opposition vor einer Mädchenschule, deren Angehörige gegen Assad demonstriert hatten.

7500 Tote

Eine Überprüfung der Angaben von Regierung und Opposition ist nicht möglich, weil die Führung in Damaskus eine unabhängige Berichterstattung über die bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen nicht zulässt. Assad geht seit einem Jahr mit großer Gewalt gegen eine Volkserhebung vor. Seine Truppen haben dabei nach Berechnungen der Vereinten Nationen mehr als 7500 Zivilisten getötet.

Der UN-Sicherheitsrat will am Montagabend in einer Sondersitzung über die Lage in Syrien und der arabischen Welt beraten. Am Rande der Sitzung ist auch ein Treffen von US-Außenministerin Hillary Clinton mit ihrem russischen Kollegen Sergej Lawrow geplant. Russland und China haben mit ihrem Veto bislang zwei Syrien-Resolutionen zu Fall gebracht. Die USA haben eine neue Resolution eingebracht, doch zweifeln sie an deren Annahme.

Asselborn skeptisch

Russland und China haben Unterstützung für Friedensbemühungen des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan bekundet, der im Auftrag der Weltorganisation und der Arabischen Liga die Region bereist. Annan hatte am Wochenende mehrere Unterredungen mit Assad und Vertretern der Opposition. Annan äußerte sich am Montag über einen Sprecher zuversichtlich, trotz der anhaltenden Gewalt auf dem richtigen Weg zu sein.

Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn rechnet nicht damit, dass sich der UN-Sicherheitsrat am Montag auf eine gemeinsame Syrienresolution einigen kann. „Ich glaube nicht, dass weißer Rauch sehr schnell herauskommt“, sagte er in Bezug auf das Treffen der UN in New York.

Syrien kündigte derweil an, es werde seine Botschafter aus den europäischen Ländern abberufen, die das mit den Chefs ihrer Vertretungen in Damaskus getan hätten.