Cher wird 70

Cher wird 70
(Carmen Jaspersen)

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Am kommenden Freitag (20. Mai) wird die Pop-Diva 70 Jahre alt. Sie will ihre seit Jahrzehnten anhaltende Erfolgskarriere fortsetzen.

Auf 140 Zeichen äußert sich Cher derzeit am liebsten: Die Pop-Ikone hat Twitter für sich entdeckt. „Ich kann keine Rechtschreibung, meine Grammatik ist furchtbar, aber ich bin die ganze Zeit da drauf, weil es mir Spaß macht“, sagte die Sängerin und Schauspielerin jüngst dem britischen „Guardian“. Oft mehrmals täglich versorgt Cher, die am kommenden Freitag (20. Mai) 70 Jahre alt wird, ihre rund drei Millionen Twitter-Fans mit Fotos und kleinen Nachrichten – meist komplett in Großbuchstaben und voller Emojis. Derzeit richten sich viele ihrer Tweets gegen den umstrittenen republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump. Den kann Cher nicht ausstehen, aber selber könnte sie es auch nicht besser, wie sie eingesteht. „Um Himmels willen, auf keinen Fall. Ich wäre die Schlimmste. Ich habe ein schreckliches Temperament, wenn es um solche Sachen geht.“
Cher will lieber weiter Musik machen, schauspielern und ihre seit Jahrzehnten anhaltende Erfolgskarriere fortsetzen – trotz ihres Alters. „Ich habe manchmal das Gefühl, das Altern steht mir im Weg. Aber was soll’s, ich lasse mir nicht den Lebensmut nehmen von blöden Jahreszahlen.“

Tochter einer Cherokee-Indianerin und eines armenischen Truckers

Dank Schönheitsoperationen und Botox wirkt sie mit ihren großen Augen, der glatten Haut und dem durchtrainierten Körper von außen betrachtet zudem völlig alterslos. Kritik an ihrem Aussehen ließ Cher schon immer kalt. „Und wenn ich mir meine Brüste auf den Rücken machen lasse, ist das meine Sache.“ Derzeit ist ihre Erscheinung für die Karriere aber eher hinderlich. „Ich bin gerade in einer merkwürdigen Situation. Ich bin zu alt, um jung zu sein, und zu jung, um alt zu sein, also muss ich kreativ eingesetzt werden.“ Schon immer hat sich die Pop-Diva regelmäßig neu erfunden: Vom scheuen Hippiemädchen über die Disco-Queen mit Glamour, Glitzer, knapp geschnittenen Outfits und Las-Vegas-Auftritten bis hin zur Rockerin. Als Cherilyn Sarkasian La Pier wurde sie in ärmlichen Verhältnissen im kalifornischen El Centro als Tochter einer Cherokee-Indianerin und eines armenischen Truckers geboren – und arbeitete sich zur Millionärin hoch.

1964 lernte Cher den italo-amerikanischen Sänger Salvatore „Sonny“ Bono kennen, die beiden heirateten noch im selben Jahr. Unter dem Namen Sonny & Cher gelang ihnen kurz darauf mit „I Got You, Babe“ ein Welthit. Rasch wurde das Duo mit weiteren Erfolgen wie „The Beat Goes On“ und „Bang Bang (My Baby Shot Me Down)“ zu Ikonen der Flower-Power-Bewegung. Sie selbst lebten allerdings eher konventionell, vor allem nachdem Tochter Chastity (auf Deutsch: Keuschheit) geboren worden war. „Wir sind so spießig, dass es einen krank macht“, sagte Cher damals.

Einige Jahre später trennte sich das Paar im Streit. «Als ich Sonny verlassen habe, wollte ich Sonny & Cher aufbrechen. Ich war nicht die beiden und ich wollte ich sein. Das war so ein Schwachsinn. Ich hatte nie irgendwas erreicht.» Chers Solokarriere wird erfolgreich, zudem bekommt sie eine eigene TV-Show und Schauspielrollen. Ende der 80er Jahre wird sie für ihre Rolle in «Mondsüchtig» mit Nicolas Cage sogar mit einem Oscar ausgezeichnet. Ende der 90er Jahre schafft sie mit «Believe» auch wieder ein Musik-Comeback.

Ex-Mann Sonny Bono kam 1998 bei einem Ski-Unfall ums Leben. Tochter Chastity lebt nach einer Geschlechtsumwandlung inzwischen als Mann und nennt sich Chaz. Für ihre Mutter war das zunächst nicht einfach zu akzeptieren. «Ich lebe sehr gern in einem weiblichen Körper und würde das um nichts im Leben ändern wollen. Aber Chaz ist glücklich damit – das ist es, was zählt.» Aus einer Ehe mit dem Rockmusiker Gregg Allman in den 70er Jahren stammt ein weiterer Sohn, Elijah Blue. Auch mit Kiss-Musiker Gene Simmons, Bon Jovi-Gitarrist Richie Sambora und Schauspieler Tom Cruise werden Cher Beziehungen nachgesagt, gehalten hat keine davon.

Cher zieht ihr Leben und ihre Karriere weitgehend alleine durch – und hat davon noch lange nicht genug. «Ich bin einfach noch nicht bereit, in Rente zu gehen», sagt die Musikerin und hat bereits weitere Tour-Pläne angedeutet. Aber auch für die Zeit nach ihrem Tod hat Cher bereits vorgesorgt: Sie besitzt seit Jahren eine Grab-Parzelle auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise – direkt neben zwei Legenden: Musiker Jim Morrison und Schriftsteller Oscar Wilde.