Barack Obama und sein Teleprompter

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Ganz egal wie kurz oder lang eine Rede ist – US-Präsident Barack Obama braucht dafür einen Teleprompter. Das nutzen seine Gegner jetzt politisch und machen sich über ihn lustig.

Wenn US-Präsident Barack Obama für etwas berühmt ist, dann für seine Reden. Charismatisch, klar und eindringlich wirkt der Präsident, wenn er zur Nation spricht. Ein Mann, der alles kann. Doch etwas scheint er nicht zu beherrschen: Seine Reden frei zu halten. Ganz ohne Hilfe vom Teleprompter. Das wissen die Republikaner nun auszuschlachten, wie die „Washington Post“ schreibt.

Indem republikanische Anwärter für die Präsidentenkandidatur Obamas Abhängigkeit vom Teleprompter in die Öffentlichkeit bringen, versuchen sie, eine seiner grössten Stärken als eigentliche Schwäche zu entlarven: Seine Fähigkeiten als Redner. Wenn Obama keine zweiminütige Rede ohne einen Bildschirm halten könne, auf dem stehe, was er sagen solle, dann sei dies ein Zeichen dafür, dass er gar nicht wisse, wovon er überhaupt spreche und ihm der Job des Präsidenten nicht zugetraut werden könne, schimpfen die Republikaner.

Negativ besetzter Teleprompter

Da Obama für jede noch so kleine Rede einen Teleprompter brauche, habe er dieses technische Hilfsmittel für alle anderen Politiker ruiniert. Wer heute noch mit Teleprompter eine Rede halte, sei wie Obama, sagt Fred Davis, ein Medien-Stratege, der John McCain 2008 im Präsidentenwahlkampf unterstützt hatte. „Es gilt als etwas Negatives, weil es unauthentisch ist. Es ist ein Zeichen dafür, dass man nicht alleine auf seinen eigenen zwei Beinen stehend sprechen kann. Es steht dafür, Leute hinter sich zu haben, die einem sagen, was man zu tun hat“, krittelt Davis.

Seit seiner Erfindung vor einem halben Jahrhundert gehört der Teleprompter für Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten bei Reden dazu. In diesem Jahr verzichten die Republikaner darauf aber ganz bewusst. Michele Bachmann sagte zum Beispiel, dass sie nie einen Teleprompter benutzen werde. Stattdessen werde sie diesen aus dem Weissen Haus verbannen, sollte sie es bis dorthin schaffen. Herman Cain wiederum witzelte vergangene Woche, er habe den Teleprompter aus seinem Wahlkampf-Bus geworfen, um „totes Gewicht loszuwerden.“ Und als Mitt Romney in Florida eine Rede gehalten hatte, rief ihm eine Frau zu: „Sie haben das alles ohne Teleprompter gemacht. Gute Arbeit“! Der frühere US-Präsident George W. Bush wiederum habe den Teleprompter nur für wichtige Reden zu Hilfe genommen.

Die Vorteile des Teleprompters

Es gebe klare Vorteile, wenn man einen Teleprompter benutze, schreibt die „Washington Post“. Der Sprecher könne eine Rede genau so halten, wie er und seine Mitarbeiter es sich vorgestellt hätten. Außerdem erlaube es dieser, so zu wirken, als spreche man direkt zu den Zuhörern. Hinzu kommt, dass Präsidenten oft mehrere Reden am Tag zu verschiedenen Themen halten. Der Teleprompter schütze den Präsidenten zudem davor, diplomatische Fehler zu machen. „Es ist nicht so, dass Obama nicht gescheit genug ist, um eine wirklich gute Rede nur anhand seiner Notizen zu halten“, sagt Doris Kearns Goodwin, eine Historikerin, die zu Zeiten von Lyndon B. Johnson im Weissen Haus gearbeitet hat. Wenn ein Präsident aber etwas sagt, das er nicht so gemeint habe, könne dies eine international schwierige Situation hervorrufen.

Dennoch scherzen die Republikaner gerne über Obamas Teleprompter-Treue. „Es ist ein Witz, dass der Präsident einen Teleprompter braucht, weil er keine mündliche Ankündigung machen kann“, sagt der Stratege der Konservativen, Greg Mueller. Er sei offenbar immer noch in der Ausbildung. Der Republikaner Tim Pawlenty sagte bereits 2010, die neue Ära von „Hoffnung und Wandel“, die Obama versprochen habe, sei zu einer Ära der «Hoffnung, des Wandels und des Teleprompters» geworden.

Präsident mit Humor

US-Präsident Barack Obama selbst nimmt seine Abhängigkeit vom Teleprompter mit Humor. Ende April hat Obama am alljährlichen Galadinner des Pressekorps des Weissen Hauses nicht nur mit seinem „Geburtsvideo“ Donald Trump auf die Schippe genommen, sondern sich auch über sich und den Teleprompter lustig gemacht. In einem Trailer, der in Anlehnung an den oscarprämierten Film „The Kings Speech“ „The Presidents Speech“ genannt wird, sieht man, wie hilflos der Präsident auf einmal ist, nachdem er seinen Teleprompter verloren hat.