Die türkische Polizei ist am Dienstagabend offenbar mit Waffengewalt gegen Mitglieder einer linksextremen Gruppe vorgegangen, die in einem Istanbuler Gerichtsgebäude einen Staatsanwalt als Geisel genommen hatten. Aus dem Gerichtsgebäude drangen mehr als sieben Stunden nach Beginn der Geiselnahme die Geräusche einer Explosion und von Schüssen, wie AFP-Reporter von vor Ort berichteten. Kurz darauf fuhren Krankenwagen vor.
Später dann kam die Bestätigung. Polizeibeamten am Abend zwei Mitglieder einer linksextremen Gruppe erschossen, die in einem Istanbuler Gerichtsgebäude einen Staatsanwalt als Geisel genommen hätten. Das teilte der Istanbuler Polizeichef Selami Altinok mit. Der Staatsanwalt wurde bei der Befreiungsaktion lebensgefährlich verletzt. Später erlag er seinen Verletzungen in einem Istanbuler Krankenhaus, meldete die Nachrichtenagentur DHA am Dienstagabend.
Angriff nach Schüssen
Polizeichef Altinok erklärte, es sei alles versucht worden, um die Geiselnahme unblutig zu beenden. Die Polizei habe sich aber zur Stürmung entschlossen, nachdem aus dem Zimmer der Geiselnehmer Schüsse zu hören gewesen seien.
Mitglieder der linksextremistischen Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) hatten Staatsanwalt Mehmet Selim Kiraz am Mittag im Justizpalast im europäischen Teil Istanbuls in ihre Gewalt gebracht. Kiraz ermittelt wegen des Todes von Berkin Elvan, einem Jungen, der 2013 bei den Gezi-Unruhen von einer Tränengaskartusche der Polizei am Kopf getroffen wurde und einige Monate später starb. Kritiker werfen der Justiz seit langem vor, die Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen für Elvans Tod zu verschleppen. Die Geiselnehmer forderten die Bekanntgabe der Name jener Polizisten, die mutmaßlich für den Tod des Jungen verantwortlich waren, und drohten damit, den Staatsanwalt zu erschießen.
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