Anti-islamische Facebook-Seite abgeschaltet

Anti-islamische Facebook-Seite abgeschaltet
(AFP/AFP/Karen Bleier)

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Das soziale Netzwerk Facebook hat die Seiten einer islamfeindlichen Initiative aus Tschechien blockiert und damit in dem EU-Land für Diskussionen gesorgt.

Die Sperrung erfolgte bereits am letzten Montag. Es ist die zweite nach einer ersten im Juni letzten Jahres. Einer der Initiatoren der erneuten Sperrung, der Brünner Politologe Pavel Pecinka, verteidigte den Schritt. «Das ist eine Möglichkeit, wie man für eine gewisse Zeit den Fluss ihrer Propaganda unterbrechen kann», sagte der Wissenschaftler der Zeitung „Pravo“ (Freitag).

Er berichtete von Drohbriefen und – anrufen. Unbekannte Islamgegner hätten zudem in seinem Namen erotische Kleinanzeigen aufgegeben und Kredite bei Banken beantragt, fügte er hinzu.

Die Initiative „Wir wollen keinen Islam in Tschechien“ (IVCRN) nannte die Abschaltung ihrer Facebook-Seite mit 163 000 Anhängern indes einen Akt der Zensur und einen Angriff auf die Informationsfreiheit.
Der Anführer der Islamgegner, der Hochschuldozent Martin Konvicka, hatte in einem Eintrag unter anderem gedroht, man sollte nach einem Wahlsieg „Muslime zu Fleisch- und Knochenmehl zermahlen“. Gegen Konvicka läuft eine Klage wegen Hetze gegen Ausländer.

Die auflagenstarke Zeitung „MF Dnes“ aus Prag stellte sich in einem Kommentar dennoch hinter die umstrittene Gruppe: Es sei „lächerlich“, dass der Islamische Staat über Facebook Kämpfer anwerben könne, aber die IVCRN-Seite abgeschaltet werde, meinte das Blatt.

Am Mittwoch erst hatte der tschechische Finanzminister Andrej Babis die Flüchtlingskrise mit einer Naturkatastrophe verglichen. „Flüchtlinge sind wie ein Hochwasser“, sagte er der Zeitung „MF Dnes“. Erst fließe das Wasser in den Keller, dann ins Erdgeschoss, bis das ganze Haus überflutet sei. „Ich habe mehrere Hochwasser erlebt – das ist eine Krise und man muss aktiv sein“, forderte der Gründer der liberal-populistischen ANO-Partei an die Adresse der Europäischen Union gerichtet.

Jedes Land müsse selbst entscheiden können, ob es Flüchtlinge aufnehmen wolle oder nicht, forderte der Minister.