In Ägypten hat am Dienstagmorgen die Abstimmung über die neue Verfassung begonnen. Ein halbes Jahr nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär soll die Verabschiedung der Verfassung die Rückkehr zur politischen Normalität ermöglichen. Während Übergangsregierung und Militärführung für Zustimmung für den Text werben, haben die Anhänger des gestürzten Präsidenten Mursi zum Boykott der bis Mittwoch laufenden Abstimmung aufgerufen.
Der Entwurf basiert auf der Verfassung von Dezember 2012, die von der islamistischen Muslimbruderschaft geprägt worden war. Ausgearbeitet wurde der neue Text von Regierungsvertretern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Kritikern zufolge dient der Neuentwurf weniger dem Aufbau eines demokratischen Staats als vielmehr dazu, die machtvolle Sonderstellung der Streitkräfte und deren Einfluss auf die Politik zu stärken.
Stimmungstest für neuen Staatschef
Das Referendum ist auch ein wichtiger Stimmungstest für Armeechef Abdel Fattah al-Sisi. Der Vize-Ministerpräsident und Verteidigungsminister ist der starke Mann Ägyptens. Er hatte am Samstag angekündigt, bei der für dieses Jahr geplanten Präsidentschaftswahl kandidieren zu wollen, „wenn das Volk dies wünscht“ und er die Unterstützung der Streitkräfte erhalte.
Zwei Stunden vor dem Start des Verfassungsreferendums detonierte in der Hauptstadt Kairo ein Sprengsatz. Die Bombe explodierte vor einem Gerichtsgebäude und beschädigte die Fassade, verletzt wurde aber niemand, wie die Behörden mitteilten. Wer hinter dem Anschlag steckte, blieb zunächst unbekannt. Seit dem Sturz Mursis gibt es vermehrt Anschläge auf Behörden und Sicherheitskräfte, verantwortlich sind meist islamistische Gruppen.
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