15.400 Liter Wasser für ein Steak

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LUXEMBURG - Der "Wasser-Fußabdruck" Luxemburgs ist laut einer aktuellen Studie fast doppelt so hoch wie der durchschnittliche Verbrauch an flüssigem Nass weltweit. Auch ein saftiges Steak zählt zu den Umweltsünden.

2.514 Kubikmeter zählt der Wasser-Fußabdruck Luxemburg laut waterfootprint.org pro Kopf und pro Jahr. Weltweit sind es im Durchschnitt nur 1.385 Kubikmeter. Der Trinkwasserverbrauch pro Einwohner und Jahr liegt bei 62 Kubikmetern.

Virtuelles Wasser

Der Begriff wurde vom John Anthony Allan 1995 geprägt. Der englische Geograf beschreibt damit die Wassermenge, die zur Erzeugung eines Produkts tatsächlich verbraucht wird. Das Modell des virtuellen Wassers soll unter anderem aufzeigen, dass wasserintensive und exportorientierte Agrarnutzung in Trockenregionen der Erde ökologisch unsinnig und wirtschaftlich vergleichsweise unrentabel ist. Wasserarme Länder können durch gezielten Import von Gütern, deren Herstellung viel Wasser benötigt, ihre eigenen Wasserressourcen schonen.

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Die Waterfootprint-Zahlen beruhen auf einer detaillierten Analyse des direkten und indirekten Wasserverbrauchs. Arjen Hoekstra und Mesfin Mekonnen von der Universität Twente in den Niederlanden untersuchten den sogenannten „Wasser-Fußabdruck“. Er gibt an, wie viel Süßwasser eine Person oder ein ganzes Land verbraucht. Dabei wird die gesamte Wassermenge, die der Mensch bei der Produktion industrieller Güter und landwirtschaftlicher Produkte, die er konsumiert, sowie für den persönlichen Gebrauch benötigt, eingerechnet.

Doch der Begriff „Verbrauch“ ist eigentlich irreführend. In Fachkreisen spricht man von „virtuellem Wasser“, wenn der Wasserverbrauch zur Erzeugung von Produkten gemeint ist. Damit werden auch die Wassermengen berücksichtigt, die zur Herstellung und zum Transport von Importgütern benötigt werden. 75,1 Prozent des Wasser-Fußabdruck Luxemburgs liegen deshalb außerhalb des Landes.

Badewanne voll Wasser

Menschen verbrauchen generell weniger Wasser direkt, als indirekt. Will heißen, dass man für Produkte und Kleidung aus dem täglichen Leben sehr viel mehr Wasser braucht, als um sich zum Beispiel die Hände zu waschen (direkter Verbrauch). In „virtuellem Wasser“ gerechnet, braucht man für die Zubereitung einer Tasse Kaffee fast so viel Wasser, wie man zum Auffüllen einer Badewanne benötigt, weil Kaffeepflanzen sehr wasserintensiv sind. Mit anderen Worten, hinterlässt jedes einzelne Produkt einen unsichtbaren „Wasser-Fußabdruck“.

Rechnet man die Menge jedes einzelnen „Fußabdrucks“ der Produkte aus dem Alltag zusammen, kommt man so auf einen beachtlichen Wasserverbrauch.
So werden für ein Kilo Rindfleisch, von der Züchtung über die Schlachtung bis zum fertigen Steak auf dem Teller, etwa 15.400 Liter Wasser verbraucht. Für die Herstellung eines Kilogramms Baumwollstoff sind über 11.000 Liter Wasser nötig, die auf Kosten der Umwelt gehen. Ein Kilo Reis schlägt mit 1.600 Litern Wasser zu Buche, ein Kilogramm Zucker mit etwa 1.800 Litern.

Die größten Wasserschlucker

Die Berechnungsmethode der Hoekstra/Mekonnen-Erhebung ist keinesfalls neu. Allerdings war die Datenbasis bei früheren Studien nie so umfassend wie bei der aktuellen. Die Untersuchung betrachtet den Zeitraum von 1996 bis 2005. Daraus entstanden ist eine Art Weltkarte des Wasserverbrauchs der Menschheit.

Der globale Wasser-Fußabdruck betrug in absoluten Zahlen jährlich 9.087 Milliarden Kubikmeter – das ist rund 190 Mal so viel wie der Inhalt des Bodensees. Interessant dabei: „Die Agrarproduktion hat den größten Anteil, sie ist für 92 Prozent des weltweiten Fußabdrucks verantwortlich“, wie Hoekstra in der Fachzeitschrift „Proceedings“ erklärt. Die industrielle Produktion trägt 4,4 Prozent bei, der häusliche Verbrauch lediglich 3,6 Prozent. Besonders viel Wasser benötigen China, Indien und die USA. Dort sind es 1.207, 1.182 und 1.053 Milliarden Kubikmeter. Damit sind die drei Länder für 38 Prozent des globalen Fußabdrucks verantwortlich.