12 Tote – Polizei hat Hinweise auf Täter

12 Tote – Polizei hat Hinweise auf Täter
(dpa)

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Die weißrussischen Behörden melden nach dem Anschlag in der Minsker Metro immer mehr Tote. Die Jagd nach den Tätern läuft, ihre Identität ist angeblich bekannt. Beobachter warnen vor einer scharfen Reaktion des autoritären Regimes in der Ex-Sowjetrepublik.

Nach dem Bombenanschlag auf die U-Bahn der weißrussischen Hauptstadt Minsk mit mindestens zwölf Toten haben die Behörden nach eigenen Angaben Hinweise auf zwei Täter. „Die Suche nach ihnen läuft“, teilte Innenminister Anatoli Kuleschow am Dienstag mit. Weitere Angaben machte er nicht, wie Medien in der Ex-Sowjetrepublik berichteten.

Bei dem Attentat in der zentralen Metro-Station Oktjabrskaja waren am Vortag auch mindestens 150 Menschen verletzt worden. 40 Opfer befänden sich noch in kritischem Zustand, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Minsk. Der mit Metallteilen gespickte Sprengsatz mit fünf bis sieben Kilogramm TNT war am Vortag im Berufsverkehr unter einer Sitzbank in der zentralen Haltestelle Oktjabrskaja nahe einer Residenz Lukaschenkos detoniert. Die Generalstaatsanwaltschaft spricht von einem Terroranschlag. Weißrussland galt bislang nicht als Ziel von Terroristen.

Hilfe aus Russland

Nach dem Anschlag in der Metro seien sechs Todesopfer identifiziert, hieß es. In Minsk wurden unterdessen Experten des russischen Geheimdienstes FSB erwartet, die bei den Ermittlungen helfen sollen. Präsident Alexander Lukaschenko befahl dem Geheimdienst KGB, das Land auf der Jagd nach den Tätern „auf den Kopf zu stellen“. Grenzkontrollen wurden verschärft. Lukaschenko befahl, alle Militärlager auf fehlenden Sprengstoff zu überprüfen. Beobachter erwarten, dass der seit 1994 regierende „letzte Diktator Europas“ die Repressionen noch erhöht.

Der Bürgermeister von Minsk, Nikolai Ladutko, schlug vor, den 14. April zum Tag der Trauer auszurufen.

Mögliche Verbindung

Es gebe möglicherweise eine Verbindung zu einem Bombenanschlag am Tag der Unabhängigkeit in Minsk im Juli 2008 mit etwa 50 Verletzten, sagte Lukaschenko. Der KGB hatte damals vier mutmaßliche Mitglieder der nationalistischen Untergrundorganisation Weiße Legion unter Terrorverdacht festgenommen, die sich zur Gewalt im Kampf gegen staatliche Organe bekenne. Der Fall wurde allerdings nie aufgeklärt.

Nach dem Attentat mehren sich die Stimmen, die eine Beteiligung der Führung an der Bluttat nicht ausschließen. „Der Anschlag nützt denen, die einen Ausnahmezustand im Land und ein Abrücken Weißrusslands vom Westen wollen und zudem die Opposition verleumden“, sagte der oppositionelle Ex-Präsidentenkandidat Alexander Milinkewitsch.

Opposition unterdrückt

Zahlreiche Oppositionelle sitzen im Gefängnis oder stehen unter Hausarrest. Führende Regierungsgegner flüchteten ins Ausland, nachdem das Regime Proteste gegen die von Fälschungsvorwürfen überschattete Präsidentenwahl im Dezember 2010 niedergeknüppelt hatte.

Das weißrussische Staatsfernsehen zeigte, wie zahlreiche Menschen Blumen vor dem Eingang zur Metrostation niederlegten und dort brennende Kerzen aufstellten. Einige Passanten konnten die Tränen nicht unterdrücken. „Es ist schrecklich“, sagte eine Studentin. In der stark beschädigten Station suchten KGB-Experten nach Spuren. Vor der Haltestelle schirmten schwer bewaffnete Sicherheitskräfte den Tatort ab. Die betroffene Metrolinie war zunächst außer Betrieb. Die Behörden stellten an mehreren Stationen Metalldetektoren auf.