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In dem Interview im Tageblatt vom 15. Mai 2024 sagte Gleichstellungsministerin Yuriko Backes im Schlusswort zur Anti-Gender-Bewegung den bedenkenswerten Satz: „Wir müssen unsere Politik so aufbauen, dass keine Rückschritte möglich sind.“ Ich vermute, dass Mme Backes sich gar nicht bewusst war, dass sie damit einen undemokratischen Ausspruch oder gar Anspruch vorgebracht hat, was hoffentlich wohl nicht so gemeint ist. Denn selbstverständlich ist es so, dass die Gesellschaft, und damit auch unsere Sprache, sich immer verändert hat und sich auch weiterhin verändern wird – auf der gegebenen demokratischen Grundlage und auf natürlichem Wege, nicht gezielt ideologisch manipuliert.

Damit sind wir bei einem Anliegen von Mme Backes, der sogenannten „geschlechtersensiblen“ oder auch „geschlechtergerechten“ Sprache, landläufig auch „Gendern“ genannt. Dieses wird vor allem von eher konservativen Beobachtern abgelehnt, mit dem Hinweis, dass es sich bei dem generischen Maskulinum um ein grammatisches Geschlecht (Genus) und nicht um ein biologisches Geschlecht (Sexus) handele. Das heißt, was grammatisch maskulin oder feminin ist, muss nicht zwingend auch biologisch männlich oder weiblich sein. Dies ist jedoch nur theoretisch zutreffend, in der praktischen Lebens- und Sprachwirklichkeit werden Begriffe wie beispielsweise Meister, Journalist, Leser usw. faktisch immer als männlich verstanden. Das generische Maskulinum wäre also sprachlich auszumerzen und durch Doppelnennungen beider Geschlechter zu ersetzen.

Denn jedwede Sprache muss so gebildet sein, dass sie die Gleichstellung von Frauen und Männern widerspiegelt, wenn damit auch nicht jedem nicht-binären Anliegen nach sprachlicher Vernehmlichkeit stattgegeben werden kann. Der Fall der nicht-binären Mitmenschen, die sich nicht angesprochen fühlen, zu begegnen, gibt es unterschiedliche Vorschläge: einmal die Partizipialkonstruktionen (Studierende, Radfahrende). Dieses Partizip Präsent druckt allgemein immer Gleichzeitigkeit aus, nie jedoch Vor- und Nachzeitigkeit, ist also zwiespältig „Tödlich verunglückte Rollschuhfahrende“ ist offensichtlich unsinnig. Ausnahmen hiervon sind möglich, zum Beispiel stillende Mütter oder Reisende im Zug.

Deutlich ist die Verwendung des sogenannten „Gendergap“ abzulehnen, der durch Doppelpunkte, Schräg- oder Unterstrich oder das „Binnen I“ sowie durch glottale Plosiv ausgedrückt wird. Hierfür gibt es keine einheitlichen Rechtschreibregeln. Denn wie gestaltet sich der Singular und welcher Artikel und welche Pronomina gehören dazu und wie wird dieses Substantiv dekliniert? Dieses Gendern ist unästhetisch, unökonomisch und – was für mich besonders wichtig ist – es verkompliziert die Sprache. Dies gilt insbesondere für Schüler und Schülerinnen mit Lese- und Rechtsschreibschwäche oder solche mit Migrationshintergrund, die beispielsweise Deutsch zu Hause nicht als Erstsprache sprechen, und ist damit ein Integrationshindernis.

G.Ender
24. Mai 2024 - 10.51

@smilla, sicher ist er davon ausgegangen,dass es wenig stillende Väter gibt.

JJ
24. Mai 2024 - 9.33

Es ist wie mit Gesetzen: Wenn sie vom Volk nicht akzeptiert werden setzen sie sich nicht durch. Frau Backes hat aus ihren Erfahrungen bei Hofe gelernt,dass eine "strenge" Hand sich durchsetzt. Gendern wird für viele nicht in frage kommen und wenn man es sein lässt wird das Leben einfacher. Das gilt nicht nur für Brüder und Brüderinen. Ich wäre nicht beleidigt wenn morgen nur noch der weibliche Terminus gebraucht würde liebe Bürgerinnen. Wie sagte einst ein amerikanischer Senator zum Thema "Bibelübersetzung in Fremdsprachen".? "Wenn Englisch gut genug war für Jesus,dann ist es das auch für mich." Selig die Armen im Geiste.

fraulein smilla
24. Mai 2024 - 8.55

Immerhin schreibt Herr Nies von "Stillende Muetter " und nicht gendergerecht von " Stillende Personen " . Ist ihm da ein Lapsus unterlaufen ?