Kein Alibi für Kriegstreiberei

Kein Alibi für Kriegstreiberei
(Reuters/Reuters/Eric Gaillard)

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Heute jähren sich die Anschläge auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo". Dirjah Sabharwal kommentiert den Stand der Dinge

Vor genau einem Jahr wurden die blutigen Anschläge auf die Satire-Zeitung Charlie Hebdo verübt. Die globale Resonanz war groß: Neben den Millionen Menschen, die Solidarität zeigten, gab es auch jene, die „nicht Charlie“ sein wollten. Das Thema ließ niemanden kalt.

dsabharwal@tageblatt.lu

Ein Jahr später lautet die traurige Bilanz, dass genau jene Redakteure, deren Kollegen von Glaubenskriegern und Halbstarken ermordet wurden, sich alleingelassen fühlen. Besonders bezeichnend ist die Sorge der Charlie-Journalisten, viele Menschen teilten zwar ihre Ansicht, es fehle ihnen jedoch an Mut. Mut, sich zu äußern. Mut, um für Laizität zu kämpfen. Und nicht zuletzt im Falle Frankreichs der Mut zur Verteidigung republikanischer Werte. Allerdings ist dieser Kampf für die Republik bereits auf oberster politischer Ebene in Gefahr.

Seit den Angriffen auf Charlie, und spätestens seit den Bataclan-Attentaten, verzettelt sich Frankreichs Führungsspitze mit Sicherheitsfragen wie dem Nationalitätengesetz oder kurzsichtigen Bombardements gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Dabei müsste der Kampf gegen soziale Prekarität, die Gettoisierung der „Banlieues“ und nicht zuletzt gegen den Terrorismus viel früher auf einer kulturellen Ebene beginnen: Es braucht eine an Menschen orientierte Sozial-, Wirtschafts- und Entwicklungspolitik. Der Kampf für Meinungsfreiheit darf kein Alibi für Kriegstreiberei und Sicherheitspolitik sein.