„Gemeindepolizisten“

„Gemeindepolizisten“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Neue Befugnisse für die "Agents municipaux".

Rümelingen hat einen, Frisingen auch, Kayl hat zwei, Düdelingen vier. Esch/Alzette hat schon 25 und die Hauptstadt 72. Die Rede ist von den sogenannten „Pecherten“, die künftig mehr Befugnisse erhalten sollen. Über 160 „Agents municipaux“ zählt das Großherzogtum zurzeit.

Ihre Hauptaufgabe besteht derzeit vor allem darin, „Protokoller“ zu schreiben. Von den 310.000 Bußgeldern, die 2015 wegen Falschparkens verhängt wurden, gingen 290.000 auf das Konto der „Pecherten“. Dieser Sachverhalt trägt auch dazu bei, dass die Ordnungsbeamten nicht unbedingt die beliebteste Berufsgruppe darstellen.

Sie müssen Menschen mit Geldstrafen belegen, die nur schnell etwas einkaufen wollen und gerade dann kein Kleingeld dabei haben, das sie in den Parkautomaten werfen können. Oder solche, die ihr Auto trotz Parkverbot auf dem Bürgersteig abstellen, weil sie das Verbot für unsinnig halten und ihrer eigenen Einschätzung nach niemanden behindern.

Und obwohl der „Pechert“ nur seine ihm von seinem Arbeitgeber auferlegte Pflicht erfüllt, ist er es häufig, der den Hass und Zorn der Falschparker zu spüren bekommt. Noch mehr als der gewöhnliche Streifenpolizist ist der „Pechert“ der Fußsoldat im Heer der öffentlichen Gewalt.

Ob sich sein Ansehen und sein sozialer Status mit den zusätzlichen Aufgaben verbessern werden, ist fraglich.

Vielen dürfte noch der Aufschrei der Empörung in Erinnerung sein, als im vergangenen Sommer französische Polizisten eine Frau im Burkini unsanft dazu bewegen wollten, den Strand zu verlassen, nachdem einige Bürgermeister an der Côte d’Azur ein entsprechendes Verbot erlassen hatten. Nicht viel anders dürfte es einem „Agent municipal“ ergehen, der einer vermummten Frau in Begleitung ihrer Kinder an einem Samstagnachmittag in der Haupteinkaufsstraße einen Strafzettel verpasst.

Der „Pechert“ ist kein „Wesen“, das geliebt wird, und daran werden auch die neuen Befugnisse nichts ändern, es sei denn, man steckte ihn in ein niedliches Pandabären- oder Katzenkostüm. Selbst Ordnungsfanatiker, die sich ständig über Hundehaufen und vereiste Bürgersteige aufregen, werden den „Pechert“ spätestens dann nicht mehr mögen, wenn er sie selbst wegen eines geringfügigen Vergehens bestraft.

29 der 105 Gemeinden in Luxemburg haben sich bislang mindestens einen „Agent municipal“ geleistet. Von den insgesamt 166 Ordnungswächtern haben 45 bereits jetzt den Status eines „Agent de police judiciaire“. Sie heißen dann auch nicht „Pechert“, sondern Bannhüter („Garde champêtre“). Ihr öffentliches Ansehen ist deutlich höher als das der „Pecherten“. Vielleicht liegt es an ihrer langen Geschichte, die sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen lässt.

Oder daran, dass sie besser ausgebildet sind und mit Fällen beauftragt werden, die von der Allgemeinheit als sinnvoll betrachtet werden. Vielleicht wäre der „Garde champêtre“ eher als der „Pechert“ ein Ausbaumodell für die Zukunft. Ein gut ausgebildeter „Gemeindepolizist“, mit einer gewissen Autorität ausgestattet und einer pädagogischen Herangehensweise, der erst verwarnt und schlichtet, bevor er für jedes kleine Vergehen ein Bußgeld ausstellen muss.

llaboulle@tageblatt.lu