Der Wirtschaftskommentar: General Motors und Opel

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Was mit Opel geschieht, ist eine Zumutung. Gut 35.000 Mitarbeitern in Deutschland, Belgien und in Großbritannien wird seit einem Jahr zugemutet, in Ungewissheit über ihre Zukunft zu leben. /HELMUT WYRWICH

hwyrwich@tageblatt.lu 
  
 
Der US-Autobauer General Motors ist ein grandioses Beispiel für Misswirtschaft. Er ist ein ebenso schönes Beispiel für Versagen von Spitzenmanagern. General Motors hat Entwicklungen im Automobilbau verpasst. In Detroit wurde die Tendenz zu mittleren und kleinen Autos mit Hochtechnologie nicht erkannt und nicht gefördert.
Opel besaß das alles. Opel lieferte die Patente an die Zentrale in Detroit, wo sie schmorten und nicht für die USA genutzt wurden. Die Folge: ein Weltkonzern wurde von seinem Management an die Wand gefahren, ging in Konkurs, musste von der US-Regierung gerettet werden, die die Mehrheit seines Kapitals übernahm.
Opel wurde in diesem Augenblick zum politischen Spielball innerhalb von Deutschland aber auch in den USA. Im Autoland Deutschland konnte es keine Mehrheit dafür geben, Opel in die Insolvenz zu schicken. Vor einer Bundestagswahl war mit Ausnahme des Wirtschaftsminister zu Guttenberg niemand bereit, darüber nachzudenken. Aber zu Guttenberg ist wirtschaftlich unabhängig und muss nicht von der Politik leben. Und letztlich hatte er mit dem Insolvenzgedanken wohl auch Recht. Die Insolvenz hätte Opel aus den Händen von General Motors befreit.
So erlebt Opel jetzt, was auch Arcelor erlebt hat. In dem Augenblick, wo sich in einem Konsortium ein russischer Partner befand, war es mit der Bereitschaft, Opel abzugeben, mehr oder weniger vorbei. Automobiltechnik, in Deutschland entwickelt, von den Amerikanern als amerikanisch empfunden, wird nie und grundsätzlich nicht von den USA in die Hand Russlands gegeben. Bei Arcelor und Mittal war das der Augenblick, in dem US-Kapital auf die Mittal-Seite schwenkte.
Hinzu kommt, dass die deutsche Regierung sich völlig unflexibel und geradezu laienhaft auf einen Partner festlegte. Dabei übersah sie, dass das letzte Wort zu Opel eben doch in Detroit gesprochen wird, weil General Motors und nicht Opel aus einer Insolvenz kommt. Und so dürfen 35.000 Opel-Werker, ihre Familien und die Zulieferer darauf warten, welche Strategie in Detroit für einen Weltkonzern geschmiedet wird, zu dem zufällig seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts auch Opel gehört.