Der Turm von Babel

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Natürlich wird er gefeiert. Er ist immerhin der höchste Turm der Erde. Aber er ist auch ein Symbol für die Zeit vor der Krise. /HELMUT WYRWICH

hwyrwich@tageblatt.lu 
  
 
Vier Jahre bauten Lohnarbeiter aus Asien an dem Turm, der das neue Wahrzeichen nicht nur Dubais, sondern auch der ganzen arabischen Golfregion ist, und gekostet hat er 970 Millionen Euro.
Türme sind der Ausdruck nationalen Industriestolzes. Sie sind Ausdruck von nationaler Größe, weil man mit ihnen auch die Ingenieurskunst des Landes zeigen und sich darstellen kann. Das war schon immer so, das gilt nicht erst seit heute. Der Pariser Eiffelturm steht für diese reine Ingenieurskunst. Sein Bau an sich war nutzlos und sollte nur zeigen, was französische Ingenieure in der Lage waren, zu bauen. Daraus die höchste Antenne in Paris zu machen gelang nur, weil es einen militärischen Nutzen gab.
Der Persische Golf, an dem nun der größte Turm der Welt steht, ist der derzeit letzte Ort, an dem ein Turm eingeweiht wird. In Singapur und in Kuala Lumpur stehen die anderen Türme, nachdem zuvor die heute schon als Zwerge erscheinenden Türme in den USA, wie etwa der Sears Tower, einstmals die höchsten Gebäude der Welt waren.
Der hohe Turm von Dubai ist aber auch ein Wahrzeichen für eine Zeit, die vorbei ist. Die 970 Millionen Euro, die der Turm gekostet hat, stammen aus der Zeit vor der Krise, als in Dubai das Geld für allerlei unsinnige Dinge wie etwa den „Dubai Opernball“ als Abklatsch des Wieners, eine Skihalle und ähnliche Dinge ausgegeben wurde. Dubai brachte sich so an den Rand des Ruins, als Schulden in Höhe von 60 Milliarden Euro nicht mehr bedient werden konnten. Es ist davon auszugehen, dass es ähnliche Großzügigkeit nicht mehr geben wird. Dafür fehlt das Geld.
Dass der nun höchste Turm der Welt aber hier steht, ist an sich nicht erstaunlich. Gut 1.500 Kilometer entfernt hat schon einmal ein höchster Turm der Welt gestanden, dem Dubai offensichtlich nacheifern wollte. Es war der von Babel.