„Popcorn Artist“ mit kuriosen Sorten

„Popcorn Artist“ mit kuriosen Sorten

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

In einer ehemaligen Dietzenbacher Bäckerei veredelt Michael Mager gepoppte Maiskörner. Mit ungewöhnlichen Popcorn-Sorten will er Kunden locken - ein Nischenprodukt in der Süßwarenindustrie.

„Popcorn Artist“ steht auf seiner Karte. Doch Michael Mager macht keine Kunststückchen mit aufgeplatzten Maiskörnern. „Ich veredele sie.“ Ein Karton voller Gewürze steht vor ihm auf dem großen Tisch in der ehemaligen Bäckerei in Dietzenbach – Curry, Chili und andere scharfe Sachen. Zusammen mit den Maiskörnern ergeben sie «Crazy Popcorn». „Mit dem Zeug, das sie im Kino bekommen, hat das nichts zu tun.“ Süß und gleichzeitig einen Tick scharf ist die Sorte Crazy Joghurt Maracuja, auch bei der knallroten Himbeer-Variante kommt im Nachgang die Schärfe hervor.

Acht Sorten Crazy Popcorn gibt er zurzeit – sechs davon herzhaft, zwei süß. Die Idee dazu hat Mager aus New York mitgebracht. Bis er wusste, welches Gewürz und welche Zutat er wie auf die geplatzten Maiskörner bekommt, stand er lange in der Küche. „Das Tüfteln macht viel Spaß“, meint Mager. So verträgt beispielsweise jedes Gewürz eine andere Hitze. Vorstellen könnte er sich auch weitere Sorten wie asiatisch-scharfes Wasabi oder Parmesan.

Ein Nischenprodukt

„Popcorn ist ein Nischenprodukt“, sagt Solveig Schneider vom Bundesverband der Süßwarenindustrie (BDSI) in Bonn. Eine Popcorn-Industrie gibt es nicht – meist sind es Schausteller wie Familie Glock, die es zubereiten und verkaufen. „Die Leute mögen es immer noch gern“, sagt Ingeborg Glock. „Unser Hauptgeschäft machen wir aber mit gebrannten Mandeln und Nüssen.“ 30 Pfennige bezahlte man in den 1960ern bei ihr für eine Tüte gepoppter Körner, heute sind es 2,50 Euro. Die Kinos erschweren den Absatz. „Seit das Popcorn dort massenhaft angeboten wird, ist es keine Rarität mehr.“

Popcorn stammt ursprünglich aus Amerika. Die Ureinwohner aßen es schon, bevor Christoph Kolumbus das Land entdeckte, sie trugen es als Schmuck oder versuchten daraus die Zukunft zu lesen. Seit den 1930er Jahren wurde es in den USA als Snack angeboten, hielt dann Einzug in die Kinos. Nach Deutschland kam es erst Mitte der 1960er Jahre. „1965 haben wir es auf der Grünen Woche in Berlin erstmals vorgestellt“, erinnert sich Glock aus dem südhessischen Ober-Ramstadt. Ihr Vater Wilhelm habe als einer der ersten Deutschen eine Popcornmaschine besessen. Noch heute verkauft Familie Glock die Knabberei auf Jahr- und Weihnachtsmärkten – zum Beispiel in Darmstadt oder Mainz.

Michael Magers „Crazy Popcorn“ ist übrigens reine Handarbeit – er bereitet es selbst zu, übernimmt Verpackung, Abfüllung und Vertrieb. Zwischen 6,45 und 6,95 Euro kostet eine 200 Gramm-Packung. Er ist allerdings nicht der einzige, der in Deutschland „das andere“ Popcorn anbietet. So gibt es beispielsweise bei Kates Popcorn in Hamburg diverse Sorten mit Schokolade.