Kinskis Witwe stellt Strafanzeige wegen Krankenakte

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Witwe des Schauspielers Klaus Kinski hat Strafanzeige wegen der Veröffentlichung einer Krankenakte ihres Mannes aus der Psychiatrie gestellt.

 Dies bestätigte ihr Rechtsanwalt am Montag. Kinski war 1950 drei Tage lang Patient in der Berliner Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Seine Akte war vergangene Woche an das Berliner Landesarchiv übergeben worden und ist damit der Öffentlichkeit zugänglich. Die Anzeige richte sich gegen die Verantwortlichen des Landesarchivs, der Vivantes GmbH und „alle weiteren in Betracht kommenden Personen“, teilte Anwalt Ferdinand von Schirach mit. Aus seiner sicht besteht der Tatverdacht des Geheimnisverrats, des Verstoßes gegen das Berliner Datenschutzgesetz sowie einer Beihilfe zur Datenübermittlung. Die Witwe Minhoï Loanic ließ über ihren Anwalt mitteilen, sie sei entsetzt, dass deutsche Behörden die Krankenakten ihres Mannes zur Veröffentlichung freigegeben hätten. Sie sei zuvor weder gefragt oder auch nur informiert worden. Anfang der Woche hatte Vivantes große Datenbestände der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik an das Landesarchiv übergeben, darunter Patientenakten aus der NS-Zeit und von Opfern der Euthanasie. Unter den der Öffentlichkeit präsentierten Akten befand sich auch die Patientenakte Kinskis. Deren Inhalt fußt nach Angaben des Anwalts auf Mitteilungen, die der damalige Patient Kinski seinen betreuenden Ärzten und Psychologen anvertraut habe. Diese unterlägen der Schweigepflicht. Bei der Veröffentlichung berief sich das Landesarchiv auf das Archivgesetz, in dem die Weitergabe der Akten nach bestimmten Fristen möglich ist. Schirach erklärte demgegenüber, durch die „privatesten Enthüllungen über das Leben von Klaus Kinski“ sei irreparabler Schaden entstanden. Ob Schadensersatzforderungen gegen das Land Berlin geltend gemacht werden, sei noch nicht entschieden.
Zwtl: 90.000 Dokumente zur Psychiatriegeschichte
Die Vietnamesin Minhoï Loanic ist die dritte Ehefrau Kinskis und laut Schirach Haupterbin. Die 1971 geschlossene Ehe, aus der Sohn Nanhoï Nikolai hervorging, wurde 1976 geschieden. Weitere Kinder aus früheren Ehen sind die Töchter Pola und Nastassja. Loanic lebt den Angaben zufolge noch an Kinskis letztem Wohnort Lagunitas in Nordkalifornien. Zuletzt habe sie Berlin zur Berlinale anlässlisch der Premiere des Kinski-Films „Jesus Christus Erlöser“ besucht.
In Lagunitas war Kinski am 23. November 1991 im Alter von 65 Jahren gestorben. Im Rollenfach psychopathischer und getriebener Charaktere zählte Kinski international zu den gefragtesten Filmschauspielern.
Der historische Aktenbestand der Nervenklinik umfasst rund 90.000 Dokumente aus 80 Jahren Psychiatriegeschichte (1880-1960). Diese stehen im Landesarchiv Forschern auf Antrag zur Verfügung.