Deutschland im Lena-Fieber

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Lena-Mania in Deutschland: Nach ihrem sensationellen Sieg beim Eurovision Song Contest in Oslo haben Zehntausende der 19-jährigen Lena Meyer-Landrut einen triumphalen Empfang bereitet.

 Rund 40.000 Menschen feierten die Abiturientin vor dem Rathaus von Hannover, wo sie am frühen Abend noch einmal ihren Siegertitel „Satellite“ schmetterte. Mit dem Song hatte sie am Samstagabend 246 Punkte aus ganz Europa und damit nach 28 Jahren erst den zweiten deutschen Sieg im größten Schlagerwettbewerb der Welt errungen.
„So viele Menschen wie seit dem Besuch von Queen Elizabeth nicht mehr“ (O-Ton Oberbürgermeister Stefan Weil) kamen zum Rathaus, um Lena hochleben zu lassen. Als bisher jüngste Geehrte trug sich die Sängerin ins Goldene Buch der Stadt ein. Ihr Text: „Wow! Verdammte Axt ist das geil! Dankeschön. Leni.“ Bereits in der Nacht zum Sonntag feierten 37.000 Menschen bei der offiziellen Grand-Prix-Party auf der Hamburger Reeperbahn, in Hannover waren es weitere 20.000.
In mehreren Städten gab es spontane Autokorsos wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft. 14,69 Millionen Fernsehzuschauer verfolgten allein in Deutschland die Show aus Oslo – fast doppelt so viele wie im letzten Jahr. Weltweit waren es nach Schätzungen mindestens 125 Millionen. „Das war definitiv nicht zu erwarten. Ich bin völlig fertig“, hatte die von ihrem souveränen Sieg überwältigte Lena kurz nach Ende des Finales in Oslo erklärt. Bisher hatte nur Nicole 1982 mit dem Ralph-Siegel-Song „Ein bisschen Frieden“ den Grand Prix Eurovision de la Chanson gewonnen, wie er damals noch hieß. Bei einem sehr souveränen Auftritt sang Lena „Satellite“ in Oslo in Nuancen anders als gewohnt. Sie bekam am Samstag Punkte aus fast allen Ländern, darunter neun Mal die Höchstzahl von je „Twelve Points“ – aus Estland, Dänemark, Spanien, der Slowakei, Lettland, Finnland, Norwegen, Schweden und der Schweiz. Nur in fünf der insgesamt 39 abstimmenden Länder ging sie leer aus.
Auf den zweiten Platz kam die Türkei mit dem Rocksong „We could be the Same“ der Gruppe Manga. Mit 170 Punkten lag sie aber deutlich hinter Lena zurück. Dritter wurde Rumänien mit dem Popsong „Playing with Fire“ des Duos Paula and Ovi bei 162 Punkten. 
Glückwünsche von Merkel und Westerwelle
Neben vielen anderen gratulierte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel der Siegerin: Der „Bild“-Zeitung sagte sie: „Lena hat mich mit ihrer Natürlichkeit und Herzlichkeit sehr beeindruckt. Sie ist ein wunderbarer Ausdruck des jungen Deutschlands.“
Außenminister Guido Westerwelle schrieb Lena: „Ob gewollt oder nicht, Sie sind eine Botschafterin für unser Land, die in einer Nacht so manches althergebrachtes Vorurteil sympathisch widerlegt hat“. Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff, der Lena am Flughafen in Hannover mit Küsschen empfing, bezeichnete sie als Vorbild für viele junge Leute. „So empfangen wir hier Präsidenten, aber ich denke, Lena hat es verdient“, jubelte Wulff. Er habe Platz eins für möglich gehalten – jetzt könne man nur hoffen, „dass sie bleibt wie sie ist, denn sie ist großartig“, erklärte der Ministerpräsident.
Nächster Grand Prix in Deutschland
Nach dem deutschen Sieg findet der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Deutschland statt. Am Sonntag bekundeten sowohl Berlin als auch Hamburg und Hannover Interesse daran. Die Ausrichtung des Wettbewerbs könnte nach Schätzungen bis zu 20 Millionen Euro kosten.
Geht es nach Entdecker Stefan Raab, soll die Sängerin auch 2011 für Deutschland antreten: „Lena muss nächstes Jahr den Titel verteidigen. Das ist die Aufgabe“, erklärte Raab. Auf die Frage, ob sie auch wolle, sagte Lena: „Ja – sichi.“ Auf Nachfrage des Moderators Matthias Opdenhövel bestätigte sie, dass dies als Zusage zu verstehen sei.
Der 55. Eurovision Song Contest, bei dem einschließlich der beiden Halbfinale insgesamt 39 Staaten teilnahmen, wurde am Samstag von 18.000 Zuschauern in der Telenor-Arena in Oslo verfolgt. Zu einem Zwischenfall kam es im Finale bei dem auf Startnummer Zwei angetretenen spanischen Beitrag des Sängers Daniel Diges: Mitten in der Nummer erklomm ein Zuschauer überraschend die Bühne und mischte sich unter die Begleitgruppe. Das Lied durfte daher nach Ende aller anderen Beiträge wiederholt werden.

APN