Spagat zwischen Mainstream und Kulturförderung

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Seit nun vier Jahren thront die Rockhal in Esch-Belval und scheint bis dato immer noch die einzige Attraktion dieser Geisterstadt zu sein, die in regelmäßigen Zeitabständen unzählige Menschenmassen auf das brachliegende Gelände zieht, wo einst die Eisenindustrie florierte. / Emile Hengen

Vier Jahre mögen für eine Kulturinstitution eine kurze Zeit sein – eine Zeit, in der viel experimentiert wurde, Konzepte aufgestellt, Wege gewählt und erste Zwischen-
bilanzen gezogen wurden.

Eine Kulturinstitution muss sich etablieren und ihre Position in einem Land, in dem die Konkurrenz nicht schläft, bekräftigen, damit sie nachhaltig und reibungslos funktionieren kann. Was aber noch viel bedeutender ist: Sie muss ihre Rolle, ihre Aufgabe sowie ihre Bedeutung in dem kulturellen Umfeld, in dem sie sich befindet, bestimmen. Und gerade im Fall der Rockhal entpuppt sich der Versuch einer Definition als heikle Angelegenheit. Ist sie ein auf reine Massenunterhaltung konzipiertes Projekt? Oder aber ist sie eine unentbehrliche Einrichtung, die sich die „kulturelle Förderung“ einheimischer Musiker auf die Fahne geschrieben hat? Manch einer mag sich wohl zu Recht fragen, aus welchem Grund die Rockhal Jahr für Jahr mehr als zwei Millionen Euro Steuergelder verschlingt, damit private Konzertveranstalter ihre Haushaltskassen mit den Pussycat Dolls oder den Kastelruther Spatzen auffüllen. Es handelt sich um eine unleugbare Tatsache, dass die „Main Hall“ fast ausschließlich von Außenstehenden genutzt wird. Klar findet auch die Rockhal gelegentlich auch mal einen Top-Act, mit dem ein „Sold Out!“ verbucht werden kann.

Den Austauschfördern

Olivier Toth, Direktor der Rockhal, hört diese Vorwürfe nicht zum ersten Mal und weist sie konsequent zurück. „Von Anfang an stand fest, dass wir mit außenstehenden Konzertveranstaltern zusammenarbeiten und dass jeder Interessierte, der Platz für Tausende von Zuschauern benötigt, auf uns zurückgreifen kann“, erklärt Olivier Toth und fügt hinzu, dass die eigentliche Arbeit der Rockhal darin besteht, junge Musiker aus Luxemburg zu fördern, ihnen die Möglichkeit einer Plattform zu bieten, auf der sie sich vollends entfalten sprich professionalisieren können.
„Diese Arbeit übernimmt unser kompetentes Team aus dem ’Centre de ressources’, das in enger Zusammenarbeit mit dem SNJ und dem Kulturministerium Förderrichtlinien ausarbeitet und darüber berät, wie der einheimischen Musikszene auf die Sprünge geholfen werden kann.“ Mittels kulturellen Austauschprogrammen, unzähligen Workshops, mehrmonatigen Coachings und Bemühungen, auch in Luxemburg ein Exportbüro aufstellen zu wollen, möchte die Rockhal die Weichen für junge, aufstrebende Bands aus Luxemburg stellen, damit sie, falls sie das dafür benötigte Ausdauervermögen an den Tag legen, im Ausland Fuß fassen können. Dass dies eine ehrliche Absicht der Rockhal ist, davon zeugt beispielsweise das Festival „Sonic Visions“: Nach 2008, in dem ein Austausch mit Dänemark stattfand, knüpften die edlen Verfechter lokaler Bands Kontakte mit ähnlichen Infrastrukturen in Italien. Laut Josée Hansen, Vorsitzende des Rockhal-Aufsichtsrates, fließt ein Großteil der öffentlichen Fördergelder in das „Centre de ressources“, das ab jetzt seine Mediathek mit Tausenden von Tonträgern, Magazinen und Fachbüchern dem Verleih freigibt. Mit dem Rest der staatlichen Finanzspritze finanziert die Rockhal einen Teil ihrer Musikprogrammgestaltung im kleinen Konzertsaal, der gewissermaßen als Synonym für anspruchsvolle Musik aus dem Bereich von Rock bis Pop steht. 

Erste Highlights der Saison
• 17.10.2009: Elliott Murphy (US / Singer-Songwriting)
• 22.10.2009: The Bootleg Beatles (UK / Tribute-Show)
• 25.10.2009: Eros Ramazotti (I / Pop)
• 28.10.2009: Massive Attack (UK / Trip-Hop)
• 29.10.2009: Tom Jones ( UK / Pop)
• 6.11.2009: Nouvelle Vague (F / New Pop / Pop)
• 19.11.2009: Les Découvertes Printemps de Bourges
• 22.11.2009: Mando Diao (SWE / Rock)
• 26.11.2009: Emilie Simon (F / Pop / Songwriting)
• 27.-28.11.2009: Sonic Visions Festival 2
• 29.11.2009: The Prodigy (UK / Big Beat)
• 30.11.2009: Porcupine Tree (UK / Progressive-Rock)
• 4.12.2009: Rammstein (D / Metal)
• 5.12.2009: Pink (US / Pop)
• 20.12.2009: Marilyn Manson (US / Metal)
• 17.1.2010: Abba The Show (UK / SWE / Tribute-Show)
• 27.1.2010: Nickelback (CAN / Rock)
• 26.3.2010: Kastelruther Spatzen (Südtirol / Volksmusik)
• 16.4.2010: M (F / Songwriting)

Programm unter www.rockhal.lu und www.cr.rockhal.lu