Keine Macht der Langweile

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"Summerakademie" bietet kreative Beschäftigung in den Ferien

Es gibt weitaus Dramatischeres, als den Sommer in Luxemburg zu verbringen. Wer Sonnenbrand und hohe Reisekosten gegen neue künstlerische Kompetenzen und gemütliche Zusammenkünfte eintauschen möchte, der hat im Rahmen der 38. „Summerakademie“, die am 16. Juli in Hollerich startet, die Möglichkeit, anzudocken. Das Tageblatt sprach mit Lex Weyer, einem der Organisatoren, über das Konzept sowie den Batzen Arbeit, der hinter ehrenamtlich organisierten Veranstaltungen wie dieser steckt.

Seit mehr als drei Jahrzehnten können kleine, junge und auch ältere Abenteurer im Sommer bisher ungeahnte Inselbegabungen entdecken. Nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei anderen Teilnehmern der „Summerakademie“, denn hier steht nicht etwa Eigenbrödlertum an der Tagesordnung, sondern Austausch: „Wir wollen einen Begegnungsort schaffen, an dem zusammen gearbeitet und diskutiert werden kann. Das ist ebenso wertvoll für die Kursteilnehmer wie für die Leiter“, so Lex Weyer.

Nachdem die CEPA asbl. („Centre pour la promotion des arts“) 2015 in den ehemaligen Carré Rotondes in Hollerich ein Zuhause gefunden hatte, hatte man endlich festen Boden unter den Füßen, statt dass – wie in den Vorjahren – fast nomadenhaft von Raum zu Raum an unterschiedlichen Orten hätte getingelt werden müssen. „Für uns als Verein war das damals ein Experiment, durch das wir rausfinden wollten, ob wir das können und wie wir vorgehen würden. Jetzt kann ich sagen: Es hat geklappt!“

Die Workshops bei der „Summerakademie“ decken ein derart breites Spektrum ab, dass es kaum möglich oder sinnig wäre, sie in einem Artikel zusammenzufassen. (Das gesamte Programm kann auf www.cepa.lu durchforstet werden. Hier erfolgt auch die Anmeldung.)
Die lehrreichen Kurse reichen von der Produktion natürlicher Parfüms über Aktzeichnen bis hin zum Erlernen von Zirkuspraktiken. Während der Satz „es ist für jeden was dabei“ sonst wie eine einfallslose Floskel klingt, hat er hier durchaus seine Berechtigung.

Im Gegensatz zu den Vorjahren wurde das Programm zudem um ein Drittel erweitert, da nun nicht nur am Nachmittag und Abend, sondern auch schon morgens gezeichnet, getüftelt und erschaffen werden kann. „Man kann also den ganzen Tag bei uns verbringen und es sich wahrhaft gemütlich machen“, verspricht Weyer. Es geht aber keineswegs nur um fröhliches Beisammensein, wie er mit einem Verweis auf die Grundidee des Vereins betont: „Man hat viel Verantwortung. Nicht nur gegenüber den Kulturinteressierten. Es geht auch um das eigene Personal (im Falle des CEPA zwei bezahlte Verwaltungskräfte) und die Kunstschaffenden, die die Kurse leiten.“

Allgemein stellt Weyer einen Rückgang der Wertschätzung des Ehrenamtes fest: „Viele halten es für selbstverständlich und fragen sich daher nicht, wie ein derartiges Angebot zustande kommt. Gleichzeitig geht das freiwillige Engagement zurück.“ Dem Langzeit-Ehrenamtler fiel in den vergangenen Jahren auf, dass immer mehr Menschen direkt nach der Entlohnung fragen, wenn man sie um Hilfe bittet. Er hat Verständnis dafür: „Das Leben hier wird immer teurer. Die Menschen versuchen stetig, über die Runden zu kommen. Unter diesem Druck ist es ihnen nicht zu verdenken, dass sie sich nicht gleich in die freiwillige Arbeit stürzen.“

Lex Weyer selbst hat als Kursteilnehmer bei der „Summerakademie“ angefangen, leitete später Workshops und ist nun im Vorstand des Vereins. Er schätzt sich glücklich, dass es heute noch junge Menschen gibt, die den gleichen Weg gehen: „Es beruhigt ein wenig, dass eine weitere Generation folgt.“

Aber auch diese wird es nicht einfach haben, denn um das kleine Flaggschiff der luxemburgischen Kulturszene nicht untergehen zu lassen, braucht es Ausdauer: „Es ist jedes Jahr eine neue Herausforderung. Man muss jonglieren und manchmal Kurse schweren Herzens absagen, weil sich leider nicht genug Teilnehmer angemeldet haben.“ Auf zu kleiner Flamme kann nicht gefahren werden, denn das Ganze muss kostendeckend funktioneren.
Die staatliche Subvention reicht lediglich für die Finanzierung der zwei Arbeitnehmer, die sich um die Organisation von Veranstaltungen sowie die Betreuung der Räumlichkeiten kümmern. „Wir können uns nicht ausschließlich auf das Kulturelle konzentrieren, dafür ist das Administrative zu vereinnahmend“, erklärt Weyer.

Obendrein könne man derzeit nicht längerfristig planen, da man nicht wisse, wohin es gehen würde, wenn erst mal die Bauarbeiten auf dem Gelände in der rue de l’Acierie beginnen. Man habe lediglich die Garantie, dass die Summerakademie 2019 noch dort stattfinden könne.
Danach fehlt ein Dach über dem Kopf. „Es ist ein Kampf. Uns wird zwar sehr oft gesagt, die ‚Summerakademie‘ dürfe nicht sterben, aber es fehlt derweil an Alternativen und zielführenden Maßnahmen.“ Aufgeben sei aber keine Option, versichert Weyer.