KunsteckeEuropäische Tage des Kulturerbes im Fokus

Kunstecke / Europäische Tage des Kulturerbes im Fokus
Neben Bürgermeisterin Lydie Polfer und den Ministern Franz Fayot und Sam Tanson nahmen François Moyse (Präsident AEPJ), der israelische Botschafter Emmanuel Nahshon und der Großrabbiner von Luxemburg, Alain Nacache, (v.l.n.r.) an der Einweihung der Gedenktafel für die erste Synagoge Luxemburgs teil Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Am Wochenende wurde in der Stadt Luxemburg eine Plakette in Erinnerung an die erste Synagoge in Luxemburg enthüllt. Es ist das Startzeichen für eine Kampagne zur Pflege jüdischer Kultur hierzulande, gleichzeitig Auftakt für einen Weg, der jüdisches Kulturgut in Erinnerung rufen soll. Es sei, so die Ressortministerin, nur der Anfang, weitere Schritte in anderen Regionen des Landes würden folgen. Die Initiative, an jüdische Kultur in Luxemburg zu erinnern, passt in die Zielsetzungen der anstehenden „Journées européennes du patrimoine 2021“, die vom 24. September bis 3. Oktober 2021 in ganz Europa organisiert werden.

Die seit dem 3. Oktober 1985 durchgeführten Tage des Kulturerbes finden 2021 unter dem Motto „Patrimoine pour tous“ statt, wobei das Plakat für Luxemburg eine Flugzeughalle mit einem nicht identifizierten Flugzeug abbildet, nicht gerade eine symptomatisches Bild für architektonisch wertvolles Kulturerbe. Wegen der Pandemie flimmern einige Veranstaltungen virtuell über den Schirm, andere werden in situ durchgeführt, eine Vorgehensweise, die wohl eher dem Charakter dieser Idee entspricht. An zehn Tagen hat das heimische Publikum Gelegenheit, sich sowohl mit geführten Besuchen als auch mit lockeren Promenaden und/oder Ateliers in einzelne Themenbereiche, Gebäude oder Landschaften einführen zu lassen. Auch musikalische Darbietungen und künstlerische Lehrgänge stehen auf dem Programm, das quer durch das Großherzogtum führt.

Auftakt bildet bezeichnenderweise eine Führung durch das Schloss Colpach mitsamt seiner mit Skulpturen durchsäten, herrlichen Parkanlage. Es ist zu hoffen, dass dieses Schloss, das einst eine wichtige kulturelle Rolle spielte, erhalten bleibt und einer entsprechenden Bestimmung zugeführt wird. Die amerikanische Botschaft, die Villa Thilges in Wiltz und ein Abstecher in die Minette-Stadt Düdelingen sowie zu den ehemaligen Industrieanlagen in Dommeldingen und dem schmucken Städtchen Mersch stehen ebenso auf der Tagesordnung wie eine Tour durch die Nationalbibliothek und die Michelskirche in der Altstadt.

Am letzten September-Wochenende folgt ein abwechslungsreiches Angebot, das sich mit Kulturerbe aller Art beschäftigt, ob Zeugen aus einer bestimmten Kunstepoche, Schlösser aus dem Mittelalter, Handwerkstraditionen, Kunstsammlungen oder Rückblicke in die Industriegeschichte. Für Freunde der Architektur sei die Konferenz „Le patrimoine martyr“ von Nicolas Detry am 30. September im Forum Da Vinci empfohlen, sicherlich ein kritischer Blick in eine nicht immer ruhmreiche Vergangenheit.

Respekt vor Kulturerbe als Ziel

Archäologische Funde in Mamer, Wahl oder Schieren dürften Interessierte begeistern. Derweil diese Tage vordergründig über das erhaltenswerte Kulturerbe informieren, darf das spielerische Element, auch für Kinder geeignet, nicht fehlen. Mit einem Malwettbewerb in der Michelskirche gilt es, das Malbuch „Lëtzebuerg Alstad“ farbig zu illustrieren, dies am Samstag, dem 25. September, ab 14.30 Uhr. Wenn dies dazu dient, bereits Kindern den nötigen Respekt vor Kulturerbe einzuflößen, entspricht dies ganz bestimmt der Zielsetzung dieser Tage.

Selbst wenn man sich nicht an einer der Besuche oder Veranstaltungen beteiligt, jedoch durch die europäischen Tage des Kulturerbes an erhaltenswertes und schützenswertes Luxemburger Kulturgut erinnert wird, ist der Zweck erfüllt. Fest steht, dass man sich nicht nur in anderen Ländern mit entsprechenden Initiativen schwertut. Die Kluft zwischen den Befürwortern nationalen Kulturerbes, etwa bei historisch wertvollen Gebäuden, und jenen, die vor allem mit der Abrissbirne winken, um „Neuland“ für moderne, oft architektonisch weniger wertvolle, aber kurzfristig profitablere Häuser zu errichten, ist in der Tat, trotz neu entflammtem Bewusstsein für schützenswertes Kulturerbe, nicht kleiner geworden, im Gegenteil!

Das Kulturministerium täte wohl daran, seine Bemühungen auf gesetzlicher Ebene fortzusetzen und durch geeignete Sensibilisierung aller Bevölkerungsschichten auf besagten Schutz hinzuwirken. Nicht umsonst heißt das 2021er Motto „Patrimoine pour tous“. In der Tat, das Kulturerbe gehört uns allen, und dies soll jedem Bürger und jeder Bürgerin klargemacht werden.