Ein erlesenes Kunstaggregat

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„Junge Kunst“? Summa summarum ein vager Begriff! Handelt es sich hierbei um Kunst, die sich widersetzt, die neue, innovative Pfade begeht, die das konservative Kunstverständnis entthront und allem Konventionellen neues Leben einhaucht?/Emile Hengen

Oder verbirgt sich hinter diesem sperrigen Terminus doch nur das Vermögen, sich letzten Endes zu fügen? Vielleicht aus Bequemlichkeit oder aus Hoffnung auf Ruhm und die lang ersehnte Anerkennung?
Mit der Kunstausstellung „Mixed Season“ vereint die hauptstädtische Kunstgalerie „Nosbaum & Reding“ sechs einheimische, „junge“ Kunstschaffende, die – in Hinsicht auf ihre künstlerische Laufbahn – streng genommen nicht zu der „jungen“ Kunstszene Luxemburgs gezählt werden dürfen, gerade weil keiner der sechs betroffenen Künstler als unbeschriebenes Blatt zu klassifizieren ist. Von einer reinen Förderung einheimischer Nachwuchskünstler kann also nicht die Rede sein.
Vielmehr handelt es sich um eine Sammelausstellung, die unterschiedliche Menschen zusammenführt, um aus unterschiedlichen Stilen ein kostbares, nahezu erlesenes Aggregat zu erzwingen.
Nun ist das Kunstverständnis doch eine rein subjektive Angelegenheit, der Ausdruck ästhetischer Wertvorstellungen und Geschmackspräferenzen, die die Sinne berühren und die durch die verborgenen Konstellationen der Seele erfasst werden.

Minimalistische Ansätze

Sechs Geschichten, die sich aneinanderreihen, sechs Erzählungen über den seelischen Zustand von sechs Individualisten – von denen auf jeden Fall mindestens zwei zurückbehalten werden müssen – sind der Gegenstand dieser leuchtenden und lebhaften „Jahreszeit“, die noch bis zum 27. September in der Galerie „Nosbaum & Reding“ (4, rue Wiltheim) durchwandert werden kann. Minimalistisch und doch mit einer grenzenlosen Liebe zu den kleinsten Details erdichtet sich die Künstlerin Stina Fisch anhand von infantilen, märchenhaften und doch sehr lebensweisen Narrationen und Metaphern mit dem Titel „Proton decay has never been witnessed“ eine Konstruktion ihrer ganz eigenen Realität, die gleichsam das Herz zerreißt und zaghaft Trost spendet.
Mehrere hochwertige Fotografien in Pigmentdruck, die vorwiegend auf Irrfahrten durch europäische Kulturstädte entstanden sind und Ausschnitte des urbanen Raums abbilden, stellt der talentierte Fotograf Christian Aschman aus. Mit dem Grundkonzept „Urbanismus“ setzt sich auch der Künstler Christian Frantzen auseinander, der in seinen „Pop Art“-ähnlichen Gemälden für die Verzierung der Großstadt plädiert und klammheimlich die Botschaft hinterlässt, dass Kunst die Fähigkeit besitzt, eine idyllische Wirklichkeit vorzutäuschen, die so nicht existiert.
„Mixed Season“ – Werke von
Christian Aschman, Grégory Durviaux, Martine Feipel,
Stina Fisch, Christian
Frantzen und The Plug – noch bis zum 27. September in der
Galerie „Nosbaum & Reding“, www.nosbaumreding.lu