Alles ist Natur

Alles ist Natur
(Tageblatt/François Besch)

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Landschaften und andere Momentaufnahmen: Im IKOB-Museum für zeitgenössische Kunst im belgischen Eupen wird noch bis zum 14. August eine Auswahl rezenter Arbeiten des luxemburgischen Künstlers Jean-Marie Biwer gezeigt.

„Ich würde ihn als einen Naturmaler bezeichnen. Kein Landschaftsmaler im klassischen Sinn. Er malt das ’naturel‘, das er in sich spürt, und setzt es um in Form und Farbe. Und das kann genauso gut ein Hase sein oder ein Tisch oder ein Blatt oder einfach eine Farbe, die in Komposition mit einer anderen steht: Das ist alles Natur. Alles, was uns umgibt, ist Natur und alles, was wir machen, ist Natur. Und was wir sind, ist Natur. Auch wenn der Mensch meint, er würde etwas ‚Unnatürliches‘ machen: Das stimmt nicht! Alles, was der Mensch macht, ist Natur. Diese Sachen kommen alle so bei Jean-Marie Biwer zusammen, und das trifft den Nerv der Zeit. Deswegen stelle ich ihn aus!“

Das Fahrrad spielt im Leben Biwers eine wichtige Rolle und taucht daher auch auf seinen Bildern des Öfteren auf. (Bild: Tageblatt/François Besch)

Man hört das Meer förmlich rauschen, wenn man vor diesen Gemälden steht. (Bild: Tageblatt/François Besch)

Jean-Marie Biwer „Believe it or not“
Bis zum 14. August Di.-So., 13-17 Uhr

IKOB-Museum
Rotenberg 12
B-4700 Eupen
www.ikob.be

Der Mann, aus dessen Mund diese Worte stammen, ist Francis Feidler, seines Zeichens Direktor des Museums für zeitgenössische Kunst im belgischen Eupen, in dem der in dem kleinen Dorf Kiirchen (Basbellain) lebende und arbeitende luxemburgische Künstler noch bis zum 14. August eine große Solo-Ausstellung hat.

Gezeigt wird eine Auswahl an Arbeiten, die vor allem in den vergangenen drei Jahren entstanden sind. Zudem bietet die Ausstellung die Gelegenheit, einen Einblick auf die bisher fertiggestellten Tafeln des Projektes „A Wooden Sketchbook“ zu erhaschen.

Poetisch undbeeindruckend

Ein ebenso poetisches wie beeindruckendes Tagebuch in Öl auf Holz. Es sind oft höchst persönliche Eindrücke, die aber auch den fremden Betrachter nicht kalt lassen und ganz einfach faszinieren.

Poetisch und beeindruckend sind auch die mittel- bis großformatigen Gemälde auf Leinwand, die Biwer in Eupen zeigt. Die Motive stammen hauptsächlich aus der direkten Umgebung von Kiirchen sowie aus der Bretagne, wo der Künstler viel Zeit mit seiner Frau, der Kunstfotografin Geneviève Badoual, die von dort stammt, verbringt.

Malerische Selektion

Mit einer ihm ganz eigenen Herangehensweise bringt der Künstler seine Motive auf die Leinwand. Jean-Marie Biwer tastet sich dabei an Grenzen heran, indem er die ihm unwichtig erscheinenden Elemente beiseite lässt und das, was für ihn – als Mensch wie als Maler – wesentlich erscheint, in den Vordergrund stellt. So entstehen unglaublich tiefgründige und dennoch spielerisch leicht zu erfassende Momentaufnahmen, die dem Betrachter einen breiten Spielraum für eigene Interpretationen lassen.

„Nenn es Wirklichkeit, das Wirkliche oder das Leben, wie immer du willst: Was wir erleben, das reicht mir vollkommen, um mit meiner Malerei dahin zu gelangen, wo ich hin will.“ So erklärte der Künstler selbst sein Werk anlässlich seiner Ausstellung im Mudam im Herbst/Winter 2008/2009. Und genau das ist es auch, was die Wichtigkeit seiner künstlerischen Herangehensweise in unserer schnelllebigen Zeit ausmacht.

Biwer ließ sich nie und lässt sich auch heute nicht in eine Schublade stecken. So bleibt er stets authentisch.

Eine Ausstellung, die man nicht verpassen sollte. Noch bis zum 14. August in Eupen!