Achtung! Neue Dauerbaustelle im Herbst

Achtung! Neue Dauerbaustelle im Herbst

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Wenn der Luxemburger etwas kennt und hasst, dann die täglichen Baustellen, die das Vorankommen auf den Straßen des dicht befahrenen Landes zur Geduldsprobe werden lassen. Der luxemburgisch-portugiesische Rapper Maka MC wirft mit seinem zweiten Longplayer „Chantier“ einen anderen Blick auf das Phänomen.

Von Tom Haas

„Das Leben ist eine Baustelle“, erklärt Maka MC in dem kleinen Heimstudio in Differdange. „Man baut etwas auf, ständig gehen Dinge wieder kaputt, man wird zurückgeworfen. Aber man arbeitet weiter.“ Gleichzeitig ist das Album aber auch als Hommage an die Menschen gedacht, die täglich bei jeder Witterung im Graben und im Rohbau schuften und die für die Gesellschaft trotzdem unsichtbar seien, die keine Stimme hätten. „Und weil ich auch Portugiese bin, habe ich dazu halt auch eine besondere Verbindung“, meint der Rapper und schmunzelt.

In seinen Liedern verarbeitet  Maka MC auch seinen Lebensweg als Jugendlicher im multikulturell geprägten Süden des Landes – der Song „48“ ist Rodange und Petingen gewidmet und zeichnet mit ironischen Untertönen, aber nicht ohne Stolz das Bild eines „luxemburgischen Ghettos“, in dem der Musiker aufgewachsen ist. Die Sprache hebt er, der erst im Alter von 9 Jahren nach Luxemburg gekommen ist und jetzt trotzdem luxemburgische Texte schreibt, besonders hervor: „Ich war von Anfang an mit vielen Sprachen konfrontiert. Freunde von mir haben mich auch gefragt, weshalb ich nicht auf Portugiesisch rappe. Aber es war mir wichtig, die Herausforderung anzunehmen – ich möchte die Gesellschaft hier verstehen und ich möchte, dass sie mich versteht.“

Worauf er nicht klar käme, sei seine Vereinnahmung als Symbol für eine gelungene Integration, so Maka MC. „Nicht jeder hatte die Möglichkeit, wie ich, zur Schule zu gehen und die Sprache zu lernen – meine Eltern mussten arbeiten, die hatten gar nicht die Gelegenheit und sprechen halt Französisch und Portugiesisch.“ Vielmehr könne er als Fürsprecher der Vielfalt und als Sprachrohr für jene Menschen, die nicht verstanden werden, gesehen werden, findet er selbst. „Ich sehe mich nicht als Luxemburger, aber auch nicht als Portugiese. Ich bin hier Ausländer und in Portugal Tourist. Das hat aber den Vorteil, dass ich einen unterschiedlichen Blick auf beide Kulturen habe.“

Maka MC macht Musik, seit er zwölf ist – Inspiration waren vor allem die frühen französischen Künstler wie IAM, NTM und Booba, aber auch die amerikanischen Hiphop-Ikonen der Neunziger, als da wären Wu Tang Clan, the Notorious B.I.G. und TuPac. Nachdem er die Schule verlassen hatte, wandte er sich vollends dem Rap zu, erst mithilfe geliehener Beats aus dem Netz, dann mit Unterstützung der Crew von „De Läbbel“. Nun steht sein zweites Album in den Startlöchern und man kann es durchaus als Fanfare einer nationalen Hiphop-Szene sehen, die über die letzten zehn Jahren langsam einen eigenen, unverwechselbaren Charakter entwickelt hat.

Am 5.10. feiert das neue Album „Chantier“ in der Rockhal seine Veröffentlichung. Die Türen öffnen um 20:00 Uhr, im Eintrittspreis von 10 Euro ist eine physische Kopie des Albums mit enthalten.

Toni3
5. Oktober 2018 - 13.12

Als ich den Titel las, dachte ich schon auf der B7 würden im Herbst die Arbeiten für eine zusätzliche Spur Richtung Norden beginnen.