Dienstag11. November 2025

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Volldampf für ein neues Museum„Zuchmusée“ in Petingen soll Luxemburgs Eisenbahnerbe sichtbar machen

Volldampf für ein neues Museum / „Zuchmusée“ in Petingen soll Luxemburgs Eisenbahnerbe sichtbar machen
So könnte es im Innern des „Zuchmusée“ aussehen, links im Bild der wiederaufgebaute Ettelbrücker Bahnhof Foto: INPA

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Ein nationales Eisenbahnmuseum soll in Petingen entstehen, an der Strecke des Train 1900. Ein lebendiges Zentrum für Geschichte, Technik und Tourismus. Ein Projekt mit Zugkraft für Luxemburgs Süden.

Wenn das Angebot stimmt, kommen die Besucher. Laut Statec entwickelt sich die Tourismussaison 2025 in Luxemburg gut. Noch ist nicht aller Tage Abend, aber die Zahlen könnten das Rekordjahr 2024 erreichen oder sogar übertreffen, heißt es.

Touristische Klassiker wie der Märchenpark in Bettemburg, Schloss Vianden, die Schiefergruben in Martelingen, die Kasematten, der Minett-Park in Petingen und Differdingen oder seit Kurzem die historische „Marie-Astrid“ in Schengen, locken zahlreiche Gäste. Nun steht ein neues Projekt an, das das Zeug zum Publikumsmagneten hat: ein nationales Eisenbahnmuseum.

Details gab es am Dienstag bei einer touristischen Wanderung mit dem Kulturminister und beigeordneten Tourismusminister Eric Thill (DP). Im Zentrum seiner diesjährigen „Randonnée“ stand das luxemburgische Eisenbahnerbe.

Erstmal Dampf ablassen: Nicht nur Eisenbahnromantiker geraten bei diesem Anblick ins Schwärmen
Erstmal Dampf ablassen: Nicht nur Eisenbahnromantiker geraten bei diesem Anblick ins Schwärmen Foto: Editpress/Alain Rischard

„Zuchmusée“

Während einer Fahrt mit dem Dampfzug zwischen Petingen und dem Minett-Park im Fond-de-Gras stellten Thill und Patrick Sanavia, Direktor des INPA („Institut national du patrimoine architectural“), das Projekt „Zuchmusée“ vor. Geplant ist es auf einem Gelände, das direkt an die Strecke des Train 1900 angebunden ist. In Partnerschaft mit der Gemeinde Petingen und den CFL soll hier ein nationales Zentrum für Eisenbahnerbe entstehen. Mit musealem, didaktischem, pädagogischem und wissenschaftlichem Anspruch.

Bereits seit 1970 kümmert sich die AMTF Train 1900 um Erhalt und Betrieb historischer Eisenbahnfahrzeuge in Luxemburg
Bereits seit 1970 kümmert sich die AMTF Train 1900 um Erhalt und Betrieb historischer Eisenbahnfahrzeuge in Luxemburg Foto: Editpress/Alain Rischard

Schon jetzt zeigt sich: Das Eisenbahnerbe Luxemburgs ist deutlich größer, als viele vermuten.
Seit den 1980er-Jahren haben Staat und INPA einen Teil des rollenden Materials restauriert, das von den CFL nach und nach ausgemustert wurde. Parallel dazu pflegen Vereine, oft in Zusammenarbeit mit INPA und CFL, historische Lokomotiven, Triebwagen und Waggons und haben eigene Sammlungen aufgebaut.

So verfolgt Luxemburg eine Kulturpolitik, die Identität und kollektives Gedächtnis in den Mittelpunkt stellt – geprägt von jenen Zügen, die jahrzehntelang durchs Land fuhren. Dank des Einsatzes zahlreicher Freiwilliger, die in Vereinen Wartung, Instandhaltung und Fahrbetrieb übernehmen, ist dieses Erbe weitgehend lebendig geblieben, funktional statt verstaubt und museal.

Stand 2025 sind 24 Lokomotiven bzw. Triebwagen sowie 48 historische Waggons technisch fahrtüchtig oder in Revision. 34 weitere Fahrzeuge, stillgelegt, aber erhalten, befinden sich im Besitz von Staat, CFL oder Vereinen. Die meisten gelten als nationales Kulturerbe.

Bis das historische Material wieder fahrtüchtig ist, sind Geduld und Fachkompetenz gefragt
Bis das historische Material wieder fahrtüchtig ist, sind Geduld und Fachkompetenz gefragt Foto: Editpress/Alain Rischard

Untergebracht sind sie an verschiedenen, von den CFL bereitgestellten Standorten. Ein zentraler Ort ist die sogenannte „Forge“ in Petingen, eine Halle, die noch heute als Werkstatt dient und wo Vereinsmitglieder Lokomotiven instandhalten und für Fahrten vorbereiten.

Ein Blick ins Ausland zeigt, welches Potenzial Eisenbahnmuseen haben. Das DB Museum in Nürnberg zählt jährlich rund 200.000 Besucher, die „Cité du Train“ im französischen Mulhouse konzentriert sich auf die Eisenbahngeschichte Frankreichs, das National Railway Museum im britischen York gilt als Vorbild für Zugänglichkeit und Bildungsarbeit. Rund 700.000 Besucher kamen im vergangenen Jahr.

Auch Luxemburg will diese Lücke schließen. Mit einem eigenen Konzept, das Gäste von nah und fern anziehen soll, so Patrick Sanavia. Geplant ist nicht nur ein Eisenbahnmuseum mit Gleisanschluss, sondern auch ein architektonisches Highlight. Der alte Bahnhof von Ettelbrück, der sorgfältig abgetragen und Stein für Stein eingelagert wurde, soll als historisches Bahnhofsgebäude mit Café und Restaurant neu errichtet werden.

Das Projekt in Petingen ist mehr als nur eine Absichtserklärung. Zwischen CFL und INPA/Kulturministerium liegt bereits ein Entwurfsplan vor. Die Gemeinde Petingen habe das Gelände reserviert und werde es erwerben, erklärt Schöffe Romain Mertzig. Wenn Regierung und Parlament grünes Licht geben, könnten in zwei bis drei Jahren die Mittel bereitstehen und der Bau beginnen, so INPA-Direktor Sanavia.

Wirtschaftlicher Impuls

Das Projekt wäre nicht nur ein wirtschaftlicher Impuls für die Region. Es würde auch die Arbeit würdigen, die im Minett-Park von den Vereinen Train 1900 und Minièresbunn Doihl seit Jahrzehnten geleistet wird.

Im Eisenbahnschuppen des Parks besucht Minister Thill historische Dampf- und Diesellokomotiven, Triebwagen, Personen- und Güterwagen, alle liebevoll gepflegt von der AMTF Train 1900 („Association des musée et tourisme ferroviaires“), mit Unterstützung von ProActif. Das ehemalige Industrieareal von Fond-de-Gras, heute Kultur- und Tourismuspark, ist ein lebendiges Zeugnis der luxemburgischen Industriegeschichte. Hier treffen sich Bergbau, Eisenbahnkultur und Archäologie, getragen vom Zusammenspiel öffentlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure.

Die Wanderung führt weiter zur Grube Doihl, wo ein authentischer Stollen besichtigt wird. Der Besuch gibt Einblick in die Arbeitswelt der ehemaligen Eisenerzbergwerke und die Methoden des Abbaus.

Die „salle des pendues“ in Lasauvage
Die „salle des pendues“ in Lasauvage Foto: Editpress/Alain Rischard

„Die Ausgabe 2025 der touristischen Wanderung hebt den Reichtum unseres industriellen und eisenbahntechnischen Erbes hervor. Dessen Aufwertung, ermöglicht durch das Engagement vieler Freiwilliger, stärkt die touristische Attraktivität und kulturelle Vielfalt unseres Landes, insbesondere im Süden“, erklärt Minister Thill zum Abschluss in Lasauvage.

Robert B.
8. August 2025 - 13.16

Leider ist das Areal ein sehr schönes Stück Natur. Dieses solte nicht geopfert werden, um noch mehr Boden zu zubetonieren. Petingen ist schon genug zu-betoniert! Überschwemmungen der Keller gibt es bereits überall! Gegenüber diesem Stück Land, liegt das alte Eucosider Terrain. Auch dieses ist an das Schienennetz angebunden. Hier ist bereits alles versiegelt und zu-betoniert. Es würde sich genau so gut eignen für das besagte Museum. Das hier vorgesehene Wohnprojekt müsste dann allerdings ausfallen. Da Petingen ja bereits jetzt überbevöllkert ist, zu wenig Kita Plätze, keine ausreichenden Parkmöglichkeiten für die Bürger, zu kleine Schulen..., könnte man damit leben.

Grober J-P.
7. August 2025 - 20.17

"mit Unterstützung von ProActif. " Hoffentlich ist der Stundenlohn nicht zu hoch, nicht so wie bei Leistungen bei Privaten!