Montag3. November 2025

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EditorialWieso Lehrer sich nicht für ihr Gehalt schämen müssen

Editorial / Wieso Lehrer sich nicht für ihr Gehalt schämen müssen
 Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Es ist seit Jahren das Reizthema schlechthin in Luxemburg: die Lehrergehälter. Vergangene Woche hatte das nationale Statistikamt Statec mitgeteilt, welche Berufsgruppen wie viel verdienen. Die Arbeitnehmer aus dem Bildungssektor liegen knapp hinter dem Finanzsektor auf Platz zwei mit einem durchschnittlichen Bruttojahresgehalt von 111.362 Euro. Ein Fakt, der einige immer wieder aufs Neue entrüstet, während andere allein das Erwähnen der Löhne als Lehrer-Bashing bewerten. Der eigentliche Aufreger bei dieser immer wiederkehrenden Diskussion ist dabei nicht die Höhe des Gehalts, sondern die Tatsache, dass Lehrkräfte immer wieder meinen, sich für ihre Entlohnung rechtfertigen zu müssen. Teilweise gewinnt man den Eindruck, einige würden sich gar für ihr Gehalt schämen.

Dafür gibt es aber überhaupt keinen Grund. Lehrkräfte angemessen zu entschädigen, ist nichts anderes als ein gesellschaftliches Bekenntnis zur Förderung der kommenden Generationen, also etwas, worauf man stolz sein sollte. Im luxemburgischen Bildungswesen gibt es sicherlich einiges zu kritisieren und auszusetzen, niedrigere Löhne für das Lehrpersonal würden da mit Sicherheit keine Abhilfe schaffen. Bereits jetzt gibt es in Luxemburg, wie in vielen anderen Ländern, Lehrermangel. Was wohl auch das Argument entkräftet, dass jeder Lehrer werden kann. Es braucht nämlich weitaus mehr als nur Fachkenntnisse. Vor einer Klasse zu stehen, Wissen zu vermitteln und junge Menschen auf die Zukunft vorzubereiten, geht mit einer riesigen Verantwortung einher.

Eine Verantwortung, die in den vergangenen Jahren, in denen durch den gesellschaftlichen Wandel auch die Vermittlung zahlreicher sozialer Kompetenzen in die Schule verlagert wurde, wohl noch größer ist als jemals zuvor. Der Lehrerberuf wird somit zu einer immer größeren Herausforderung, der noch lange nicht jeder gewachsen ist. Mentale Erschöpfung, Überforderung und Stress sind die Folge, wie eine Studie unter 2.000 Lehrkräften ergab. 45 Prozent von ihnen gaben an, unter mentalen Gesundheitsproblemen aufgrund ihrer Arbeit zu leiden, 35 Prozent fühlen sich emotional ausgebrannt und 31 Prozent stehen kurz vor einem Burnout. Jetzt noch die finanziellen Entschädigungen weniger attraktiv zu gestalten, würde wohl zum direkten Kollaps unseres Schulsystems führen. Die Situation in unseren Nachbarländern sollte uns als abschreckendes Beispiel dienen.

Davon abgesehen ist es unverständlich, dass gerade die Gehälter der Lehrer immer wieder für erhitzte Gemüter sorgen. Wieso rufen die Gehälter im Horeca-Sektor oder im Bauwesen, die laut Statec zu den am schlechtesten bezahlten Berufen des Landes gehören, nicht die gleichen Reaktionen hervor? Darüber, dass Luxemburg zu den Ländern der Europäischen Union mit dem höchsten Anteil an „working poor“ gehört, wird weitaus weniger leidenschaftlich diskutiert als über die Gehälter im Bildungsbereich. Dabei würde es unsere Gesellschaft weitaus mehr voranbringen, diese Ungerechtigkeiten aus der Welt zu schaffen, als einigen Menschen ihren Lohn für geleistete Arbeit nicht zu gönnen. Das Gleiche gilt übrigens für die ähnlich emotional geführte Diskussion über die Urlaubstage von Lehrkräften.

Grober J-P.
17. Juli 2024 - 10.03

Herrlich, JULI, AUGUST, SEPTEMBER!
Stelle fest, es gibt anscheinend verschiedene „Klassen“ von Lehrern.
Habe mal einen Bekannten gefragt, Mathelehrer im LGE, wir beide kurz vor der Rente, was er denn so an Arbeitsstunden noch leisten würde, sagte etwa 16 Stunden pro Woche, mein Programm habe ich im Kopf, und du als „Privater“. Nach Lohnzettel vom letzten Monat 182 Stunden und ca. 35% von deinem Gehalt. Hatte aber nur Stress mit dem Chef und nicht mit Pubertierenden, wie du.

goelff jean-pierre
16. Juli 2024 - 21.41

Ech behaapten nit,dass d'Leïerpersonal ze vill verdingt,sie hun et nach laang nit emmer einfach!Mee,kuckt emol iwwert d'Grenz waat do leeft,besonnesch hei am Frankreich wou nach ganz aaner Problemer ustinn! Meng Madamm' ass Leïerin gewiëscht,als Pensioun krit sie ca.2600 Euro'en!!

JJ
16. Juli 2024 - 8.35

@Haupert,
und das Studium zum Lehrer schaffen!!! Kleiner Spaß am Rande. Es gab einen Mathelehrer im Gymnasium in Echternach der nannte drei Gründe um Lehrer zu werden.

JULI, AUGUST, SEPTEMBER.

Grober J-P.
15. Juli 2024 - 22.36

" mee och nach d'Schüler erzéien " Wär dat nët d'Aufgab vun den Elteren oder Famill. Problem läit bei onser Gesllschaft an dem Ubieden vum Mammon. Hun dat wärend 3 Joer erlieft an den fräien Nomëtteger fir sougenannt "Hausaufgabenhëllef".
Vun den 20 Kanner, iwer d'Halschent richteg Schwäin, an keng Reklamatioun ass ukomm, weder bei den Elteren nach bei den Verantwortlechen, an den Niveau bei Kanner rutscht weider no ënnen.
Eng Ursach och vum Burnout.

Margue Claudine
15. Juli 2024 - 17.22

Endllech get hei mol d'Wourecht gesot. Félicitatiounen Här Schleimer an Tageblatt! All déi di neidesch sin op den Enseignanten hir Pei ( iwregens kréien di mannsten dat Gehalt wat do zitéiert get) , welten jo nimols haut dagdeglech frun enger Klass stoen an all Owes nach doheem Virberedungen an Verbesserungen machen. Jo, och de Weekend an an de sougenannten Vakanzen. An net nemmen Wessen iwerdroen wat all Dag wiist, mee och nach d'Schüler erzéien an op d'Gesellschaft fu muer firbereeden! Firwat soll déi Arbecht net gutt bezuelt gin???

Grober J-P.
15. Juli 2024 - 10.24

"„working poor“ gehört, wird weitaus weniger leidenschaftlich diskutiert"
Richtig, dann mal los H. Schleimer, bitte um den Anstoss, Plaidoyer für die WorkingPoor! Was würden Sie einem Arbeiter, ohne akademische Bildung, sagen? Sei doch zufrieden mit deinem Mindestlohn, du hast ja keinen Burnout, mental krank kannst du ja ob deiner Arbeit nicht werden, wo sind eigentlich deine Sorgen?

JJ
15. Juli 2024 - 10.06

Richtig.Die skandinavischen Länder machen es vor. Gut ausgebildete Lehrkräfte und minimal besetzte Klassen ergeben gute Resultate bei den Schülern. Und Schüler mit gutem Abschluss sind die Ingenieure,Ärzte ,Lehrer usw. von morgen. Während sich die Lehrer in Deutschland mit Gendern herumschlagen müssen,gehen immer mehr Schüler/Innen mit Leseschwäche von der Schule ab.

CG
15. Juli 2024 - 10.05

Gudden Artikel. D'Léierpersonnal gëtt mat ëmmer méi administrativen a erzéierechen Aufgaben agedeckt, wat eigentlech nëtt hir Aufgab ass. Fir den administrative Volet vun hirem Beruff misst et an all Schoul e Sekretariat gin sou wéi am Secondaire a wat déi erzéierech Aufgab ubelaangt misst de Gros am Elterenhaus gemaach ginn.

HAUPERT C.S.
15. Juli 2024 - 7.29

Es ist ganz einfach: Jeder, der findet, dass Lehrer zuviel verdienen, sollte sich selbst mal 12 Monate lang vor eine Klasse stellen. Und schauen, wie es ist, wenn man am Wochenende und während der Ferien Unterrichtsstunden vorbereiten muss.