„Catcalling ist kein Kompliment“Wie eine junge Luxemburgerin im Netz gegen Belästigung kämpft

„Catcalling ist kein Kompliment“ / Wie eine junge Luxemburgerin im Netz gegen Belästigung kämpft
 Bild: Instagram/@catcallsofluxembourg

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„Bei so einem Dekolleté muss man einfach anpacken.“ Dieser Spruch ist nur einer von vielen, die Frauen oft hören müssen. Immer wieder versuchen Bewegungen in sozialen Netzwerken auf das sogenannte „Catcalling“ aufmerksam zu machen. Das Tageblatt konnte in einem Gespräch mit Anne Schmitz von der Bewegung „CatcallsOfLuxembourg“ mehr über die Situation in Luxemburg erfahren.

Viele Frauen erleben regelmäßig Catcalling. Das Phänomen bezeichnet eine Form von sexueller Belästigung, bei der Frauen anzügliche Kommentare nachgerufen werden oder ihnen nachgepfiffen wird. Es können sogar Fälle von körperlicher Belästigung vorkommen. Um darauf aufmerksam zu machen, ist im sozialen Netzwerk Instagram die „@Catcallsof“-Bewegung entstanden. Die Betreiber der Accounts schreiben die Sprüche, die Frauen zugerufen werden, in verschiedenen Städten mit Kreide auf die Straße – und stellen das dann ins Netz. Die Studentin Anne Schmitz hat sich entschieden, die Bewegung in Luxemburg zu starten. So postet sie seit März auf dem Account @catcallsofluxembourg die Catcalls, die Follower – oft anonym – mit ihr teilen.

Die internationale Bewegung startete 2016 durch eine Aktion von Sophie Sandberg in New York. Seitdem haben in vielen Städten Menschen das gleiche Projekt angefangen. Anne Schmitz ist in Amsterdam darauf aufmerksam geworden. Sie sagt gegenüber dem Tageblatt: „90 Prozent der Frauen wurden schon gecatcalled.“ Sie will auch hier in Luxemburg auf die Realität von vielen Frauen hinweisen. Die Studentin sagt, dass sie bis zu 100 Nachrichten in einer Woche von Frauen geschickt bekommt. „Eine Zahl, die das Ausmaß des gesellschaftlichen Problems verdeutlicht“, sagt Schmitz. In den Nachrichten klagen die Frauen über hässliche Zurufe bis hin zu körperlicher Belästigung.

Den Opfern eine Stimme geben

„Ich weiß, dass ich mit dieser Aktion nicht die Welt verändern kann, aber auch wenn nur paar Menschen dadurch mit dem Catcalling aufhören, ist das schon ein positives Ergebnis“, sagt Schmitz. Hauptziel der Aktion ist, Opfern von Belästigung eine Stimme zu geben – und eine Plattform, auf der sie über ihre Erlebnisse sprechen können. Laut Schmitz schreiben ihr viele Frauen, dass sie vorher nie über ihre Erfahrungen reden konnten. 

Dadurch, dass das Thema immer mehr an die Öffentlichkeit dringt und mehr Frauen darüber reden, könne auch mehr unternommen werden. So gebe es in Frankreich und in Belgien schon Gesetze gegen Catcalling. Die Studentin betont ist, dass es sich bei Catcalling nie um ein Kompliment handelt – auch wenn das viele Personen behaupten. Der Unterschied: „Bei Catcalling fühlt man sich einfach nicht wohl“, sagt Schmitz. „Weil immer die Angst dazukommt. Man weiß nicht, was die anderen Personen machen können.“ Catcalling sei allgegenwärtig und viele Frauen könnten nichts dagegen machen. So geschehe es beispielsweise auch in Schulen, wo junge Frauen Lehrern nichts entgegensetzen können.

Für Anne Schmitz ist der Faktor Bildung von großer Wichtigkeit. In den Schulen müsste besser aufgeklärt werden, das würde schon viele Probleme verringern. Das Internet biete über soziale Netzwerke eine gute Plattform, um dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu geben. Sie betont: „Soziale Netzwerke haben natürlich auch negative Seiten – sie helfen jedoch, mehr Menschen auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam zu machen.“ 

de Prolet
29. Juli 2021 - 9.26

Gegen Dummheit ist einfach kein Kraut gewachsen, dagegen richtet CatcallOfLuxembourg auch nicht viel aus. Leider.