Eine NacherzählungWie ein Düdelinger den Taliban entkam

Eine Nacherzählung / Wie ein Düdelinger den Taliban entkam
Wieder glücklich vereint: Leila und Fida in Düdelingen Foto: Armand Back

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Fida und Leila stehen jetzt in der „Niddeschgaass“ und sind froh, wieder zusammen zu sein. Während zehn Tagen im August war es nicht sicher, ob es noch einmal dazu kommen würde. Fida hing in Kabul fest. Jetzt erzählen beide ihre Geschichte.

Als Leila am 1. August am Flughafen steht, hadert sie mit sich selbst. In Luxemburg regnet es den ganzen Sommer durch – und jetzt noch knapp drei Wochen alleine sein ohne ihren Mann? Hätte sie nicht doch mit ihm wegfliegen sollen? Leila und Fida küssen sich zum Abschied. Er spricht ihr gut zu, die Zeit werde verfliegen, er bald zurück sein. Sie verspricht ihm, mit der gemeinsamen Tochter das Beste aus der Zeit zu machen. Leila und die Vierjährige fahren zurück nach Düdelingen. Fida bricht, um seinen kranken Vater zu besuchen, nach Afghanistan auf. Den Rückflug hat er für den 17. August gebucht. Er wird ihn nicht antreten können, den Flug wird es nicht geben.

Fida wusste, dass Afghanistan nicht der sicherste Platz ist und die Taliban vorrücken. „Aber seit ich denken kann, ist Afghanistan gefährlich“, sagt Fida. Der 27-Jährige kam 2011 als Angehöriger der unterdrückten Hazara-Minderheit nach einer sechsmonatigen Odyssee durch sieben Länder aus Afghanistan nach Luxemburg. Der Düdelinger arbeitet inzwischen als Friseur in einem schicken Salon in Luxemburg-Stadt, hat seine Leila längst geheiratet. Sie ist 28 Jahre alt und seit 2006 in Luxemburg. Als ihre Familie damals aus dem Irak flüchtete, war sie gerade mal ein Teenager. Jetzt ist sie Pflegeassistentin von Beruf und bereits seit Jahren Luxemburgerin. Fida dürfte es demnächst werden, den „Sproochentest“ hat er in der Tasche.

Gedränge nahe dem Flughafen: Einmal wird Fida von Taliban verprügelt, weil er Fotos macht
Gedränge nahe dem Flughafen: Einmal wird Fida von Taliban verprügelt, weil er Fotos macht Quelle: privat

Fida und Leila empfangen in ihrer Wohnung mitten im Zentrum von Düdelingen. Beide wirken müde und ein bisschen angespannt, das Geschehene liegt nicht lange zurück. Sie wissen, erzählen sie später, wie sich die Angst anfühlt, sich vielleicht nie wiedersehen zu können. Im folgenden Gespräch werden viele Fragen erst nach einem tiefen Ein- und Ausatmen beantwortet. Das Geschehene lastet weiter auf Fida und Leila. Ihre Tochter aber lacht viel während des Begrüßungsgesprächs und klettert mehrmals quer über ihren Vater drüber. Ehe Afghanistan zum Thema wird, muss die Kleine zur Nachbarin. Ihre Eltern hatten die Vierjährige vor der Wirklichkeit bewahrt. Ihr Papa kümmere sich in Afghanistan etwas länger als vorgesehen um Opa, das musste reichen.

Sonntags in Kabul, die Taliban sind da

Am Samstag, dem 14. August, fährt Fida ein erstes Mal von Ghazni nach Kabul. Mit dem Auto dauert das normalerweise gute drei Stunden. Dieses Mal ist es anders. Kurz vor der Vier-Millionen-Stadt steckt er mehrere Stunden fest. Die afghanischen Streitkräfte räumen ihre Positionen, alles drängt Richtung Kabul. Bis sich der riesige Stau auflöst, dauert es Ewigkeiten.

Es war so ein hektisches Gebrüll, das nie aufhörte, dann die immer wiederkehrenden Hilferufe, die Gewehrsalven, alle wollten nur ihr eigenes Leben retten

In Kabul kommt Fida um 20 Uhr endlich bei seiner Tante an. Das Ausmaß dessen, was am nächsten Tag mit der afghanischen Hauptstadt geschehen wird, ist noch nicht absehbar. Sonntagfrüh bricht Fida ins Zentrum auf. Ganz geheuer ist ihm nicht dabei, aber am frühen Morgen sind noch zwei Maschinen von Turkish Airlines abgehoben. Bis zu seinem Rückflug sind es nur noch zwei Tage. Das wird schon, denkt er sich. Er liebt Kabul, die Restaurants, das Shopping, die Fröhlichkeit. „Eine Stadt, die niemals schläft“, schwärmt Fida. 

Gegen Sonntagmittag greift die Panik in Kabul um sich. Die Taliban sind da, und niemand weiß, wie es weitergehen wird.

Die Gegend um Ghazni, wo Fida aufgewachsen ist
Die Gegend um Ghazni, wo Fida aufgewachsen ist Foto: privat

„Ich hatte mich geirrt“, sagt Fida. Nahezu von einem Moment auf den anderen fahren kaum mehr Taxis oder Busse. Was noch über Kabuls Straßen rollt, ist hoffnungslos überfüllt. Nicht viel später flieht der Präsident außer Landes, die Taliban filmen sich in seinem Palast – und wie alle anderen in Kabul sitzt auch Fida in der Falle. Den weitesten Teil der Strecke läuft der Düdelinger zu seiner Tante zurück. Dort erreichen ihn die Bilder vom Flughafen, von den Menschenmassen, vom Chaos und von der Verzweiflung. Zusammengenommen vermitteln sie nur eine Botschaft: Rette sich, wer kann. Fida begriff in dem Moment noch nicht, dass auch er die kommenden Tage in diesen Menschenmengen versinken, selber ein Teil dieser Bilder würde.

Montags, erster Versuch am Flughafen

Am Montag, dem 16. August, bricht Fida ein erstes Mal zum Flughafen auf. Eine Autostunde ist es von seiner Tante bis zum Hamid Karzai International Airport. Dort macht Fida seine erste Begegnung mit dem, was er später die „Hölle auf Erden“ nennen wird. Das Flughafen-Tor ist geschlossen. Taliban schießen in die Luft und in die Menge. „Es war so laut und heiß“, erzählt Fida, „es war so ein hektisches Gebrüll, das nie aufhörte, dann die immer wiederkehrenden Hilferufe, die Gewehrsalven, alle wollten nur ihr eigenes Leben retten.“ Näher als 300 Meter kommt Fida nicht an den Flughafen heran. Also kehrt er um. Am Morgen darauf unternimmt er den nächsten Versuch. Zwischendurch schickt er Textnachrichten nach Düdelingen, dass alles okay wäre.

Leila hat in Luxemburg inzwischen das Außenministerium verständigt. Von Düdelingen aus versorgt sie ihren Mann mit Informationen. Die Nachrichten aus Kabul treffen schneller hierzulande ein als im Chaos vor Ort. Fida schaut, dass sein Handy immer geladen ist. Es ist nicht der richtige Moment, um eine Nachricht zu verpassen. Sie könnte sein Leben retten.

Ernste Stimmung: Fida macht in Kabul ein Selfie zusammen mit seinem Bruder
Ernste Stimmung: Fida macht in Kabul ein Selfie zusammen mit seinem Bruder Foto: privat

Am Dienstag gibt es erneut kein Durchkommen, am Mittwoch ebenfalls nicht. Fida wird jetzt immer verzweifelter. Was, wenn er nicht nach Düdelingen zu seiner Frau und seiner Tochter zurückkehren kann? „Am Telefon habe ich meine Frau immer beruhigt“, sagt Fida, „ich habe meine Sorgen vor ihr zurückgehalten, wollte ihr nicht noch mehr Angst machen.“ Leila hat sich darüber gefreut, „aber geglaubt habe ich ihm kein Wort“, lacht sie jetzt. Nach den Gesprächen mit seiner Frau habe er oft weinen müssen, sagt Fida. Und während er das erzählt, kommen seiner Frau in Düdelingen die Tränen.

Inzwischen weiß Luxemburg Bescheid

Luxemburg weiß inzwischen Bescheid, dass, wie es heißt, „Persoune mat Lien zu Lëtzebuerg“ in Afghanistan festhängen. Die Nachrichten überschlagen sich in jenen Tagen. Die Menschen im Großherzogtum fiebern mit ihren in Kabul gestrandeten Mitbürgern mit.

Am Donnerstag und Freitag übernachten Fida und ein paar andere am Flughafen. Sie wissen, dass sich das Zeitfenster für mögliche Evakuierungen schließt. Die Amerikaner wollen ihren Rückzug nicht hinauszögern. Sie werden Afghanistan spätestens am 31. August verlassen.

Am Flughafen von Kabul spielen sich weiterhin unglaubliche Szenen ab. Inzwischen hat die Welt Bilder von Menschen gesehen, die sich an die Triebwerke von startenden US-Militärfliegern klemmen – und nach deren Abheben in den Tod stürzen. Die Evakuierungen des Westens geraten mehr und mehr zur Schande. Fida sagt, er verstehe die selbstmörderischen Fluchtversuche. „Wenn du wegmusst und sonst keinen Ausweg siehst, machst du auch solche Sachen.“ Und schiebt noch hinterher: „Wir verlassen unser Land, weil wir müssen, so etwas macht keiner zum Spaß.“

Schreckliche Szenen vorm Wochenende

Am Freitag sieht Fida, wie ein Mann sein Kleinkind verliert und es erst eine Stunde später wiederfindet, zu Tode getrampelt. „Von dem Kleinen war fast nichts mehr übrig, es war so grausam, die Leute realisierten nicht einmal, dass sie über ein Kind liefen, es zertraten“, erzählt der 27-Jährige. Die Taliban versuchen unterdessen immer wieder, die Menge zu zähmen, und machen alles nur schlimmer. Von außen peitschen sie auf die Menschen ein, schießen Gewehrsalven in die Luft und brüllen, dass alle sich hinsetzen sollen. „Das war unmöglich“, sagt Fida, „da waren viel zu viele Menschen, wir waren aneinandergepresst.“ Sitzen sei allein schon aus Platzgründen nicht gegangen. Um Fida herum fallen viele in Ohnmacht. Hier bedeutet das eine akute Lebensgefahr. Wenn die Menge sich bewegt, werden jene am Boden zertrampelt. Und dauernd diese Hektik, dieser Lärm und diese Hitze.

Am Ende der Woche war Fida fertig mit den Nerven und auch körperlich am Ende. Er wollte nicht aufgeben, doch genau wie die Zeit schwanden auch seine Kräfte. Auch am Samstag gibt es kein Durchkommen. Ratlosigkeit macht sich breit. Fida fährt zu seiner Tante zurück. Mittlerweile ist eine Woche vergangen, seitdem die Taliban Kabul eingenommen haben und der Flughafen der einzige Flecken Erde in Afghanistan ist, den der Westen noch kontrolliert. Doch dieser Sonntag, der 22. August, bringt einen Hoffnungsschimmer. „Am Morgen habe ich einen Anruf aus dem Außenministerium bekommen“, erzählt Leila. Vielleicht könne ein Hubschrauber der deutschen Bundeswehr ihren Mann in Sicherheit bringen, hieß es. Die Meldung auf eine baldige Rettung der Luxemburger in Afghanistan macht auch hierzulande schnell die Runde. Doch die Freude war verfrüht. Die Evakuierung per Hubschrauber zum Flughafen findet nicht statt. Eine Woche bangt sie jetzt schon um das Leben ihres Mannes.

Leila gibt nicht auf und ruft auch am Montag im Außenministerium an. Dort ist die Stimmung inzwischen gedrückt. Momentan ließe sich nichts tun, die Lage vor Ort lasse das nicht zu, man werde aber weiter alles Mögliche unternehmen, bekommt Leila als Antwort. Wenn Leila und Fida sich jetzt zurückerinnern, danken sie in jedem dritten Satz den Beamten im Luxemburger Außenministerium und den belgischen Soldaten, die Fida später helfen sollten. „Die waren rund um die Uhr für uns da und immer hilfsbereit und beruhigend“, sagt Leila.

Eine Woche ist rum, der nächste Rückschlag

Am Montag basteln Fida, sein Bruder und sein Freund riesige Schilder und bedrucken sie mit den Landesflaggen und Ländernamen Luxemburgs und Belgiens. So wollen sie aus der Masse herausragen. Einige machen sich lustig über sie, fragen hämisch, ob sie zu einer Demonstration wollten. Doch Fida will nur heim und dafür macht er alles. An diesem Tag schlagen sie sich tatsächlich bis zu amerikanischen Soldaten durch, doch die sagen, sie seien nicht zuständig. Falsches Tor. Es ist die nächste Enttäuschung. Und nicht die letzte.

Das Schild, mit dem Fida auf sich aufmerksam machen wollte
Das Schild, mit dem Fida auf sich aufmerksam machen wollte Foto: privat

Am selben Tag erwischen Taliban Fida dabei, wie er Fotos macht. Zu fünft stürzen sie sich auf ihn. „Ich dachte, ich müsste sterben“, sagt Fida. Die Taliban prügeln mit Fäusten und Holzlatten auf ihn ein. Einer kniet in seinem Nacken. Die ringsum stehenden Frauen brüllen die Taliban an. Schließlich lassen die Islamisten von Fida ab. Auch in Düdelingen, als Fida davon berichtet, sind die Wunden an seinen Beinen von den Schlägen mit dem Schaft der Kalaschnikows noch zu sehen.

Seiner Frau erzählt Fida nichts von den Schlägen der Taliban. Und Leila behält für sich, dass ihre Tochter inzwischen kaum mehr schläft, und wenn sie es doch tut, dauernd nach ihrem Vater ruft. Beide versuchen, mit ihrem jeweils eigenen Horror fertig zu werden.

Die SMS um Mitternacht, die alles ändert

Um Mitternacht in der Nacht von Montag auf Dienstag erhält Leila die nächste SMS. Diesmal kommt sie von den Belgiern. Im Zentrum von Kabul werde ein Bus auf ihren Mann warten, heißt es von der belgischen Botschaft. Stolz zeigt Leila die knappe Nachricht auf ihrem Handy. Abfahrt zwischen 6.00 und 6.30 Uhr, genaue Adresse und ein Hinweis: „Look for remarkable blue gate“. Leila schickt die Nachricht gleich weiter. Fida bricht auf und ist überpünktlich gegen 4.00 Uhr am Treffpunkt. Nach und nach tauchen immer mehr Menschen vor dem „auffälligen blauen Tor“ auf. Fida und Leila schöpfen Hoffnung, dass es dieses Mal tatsächlich klappen könnte. Kurz vor halb sieben werden dann alle über Megafon aufgefordert, in die Busse zu steigen. Eine Kolonne aus fünf Fahrzeugen soll die Gestrandeten zum Flughafen bringen.

Am Flughafen und damit wenigstens halbwegs in Sicherheit sind sie damit nicht. Fünf nah hintereinander fahrende Busse erregen in diesen Tagen Aufmerksamkeit in Kabul. Und die will keiner haben. Nicht die der Taliban. Und nicht jene derjenigen, die die Busse kapern wollen, um selber rauszukommen aus der Falle, zu der Kabul geworden ist. Deswegen bleiben alle Türen und Fenster verschlossen. „Ich weiß nicht, wie heiß es in dem Bus war, aber ich habe eine solche Temperatur noch nicht erlebt, es gab kaum genug Luft zum Atmen“, erzählt Fida. Die Insassen seien einer nach dem anderen ohnmächtig geworden. Fida hat sich gefühlt „wie in einem dieser Zombiefilme, wo nichts von außen eindringen darf, weil es den Tod bedeuten könnte“.

Auf der Fahrt zum Flughafen dann ein plötzlicher Stopp. Alle Busse stehen, aber es gibt keine Informationen, wieso das so ist. In Fidas Bus macht sich leise Panik breit, draußen sammelt sich eine Menschenmenge an und hämmert mit den Fäusten auf die Busse ein. Nach anderthalb Stunden setzt die Kolonne ebenso unverhofft, wie sie zuvor stehen geblieben war, ihre Fahrt wieder fort. Der nächste Schock folgt am Flughafen. 500 Meter vor ihrem Gate gibt es kein Durchkommen mehr. Eine Masse aus Autos, Bussen und Menschen macht jedes Vorankommen unmöglich. Die Busse teilen sich auf, zwei biegen nach links, drei nach rechts ab. In den chaotischen Verkehrsverhältnissen dauert jedes Wendemanöver Ewigkeiten. Zeit, die verrinnt, während das Flugzeug, das die Menschen aus dem Bus mitnehmen soll, bald starten wird. Fida spricht von „unglaublichen Szenen“, seine Augen hat er dabei geschlossen.

Frohes Warten und ein bitterer Rückblick

Endlich am Haupttor angelangt, umstellen Taliban die Busse. Sie werden ihnen gehören, nachdem die Leute draußen sind. Fida und alle anderen können ungestört aussteigen. Belgische Soldaten kontrollieren ihre Papiere, dann sind sie auf dem Flughafengelände und sitzen wenig später in einem Militärflieger Richtung Islamabad. Nach dreieinhalb Stunden in der pakistanischen Hauptstadt geht es mit einer A400M-Maschine zurück nach Europa und von Brüssel aus schließlich mit einem Bus des Außenministeriums nach Luxemburg. „Wir waren so froh“, erzählt Fida, „sie hatten Essen mitgebracht – wir waren alle so ausgehungert.“

Am Mittwoch, dem 25. August, wartet Leila nachmittags in Luxemburg-Stadt vor dem Außenministerium auf die Ankunft ihres Mannes. Sie ist aufgeregt, hat ihre Tochter dabei und zur moralischen Unterstützung auch die beste Freundin. Leila weiß, dass Fida bald ankommt, richtig fassen kann sie es trotzdem noch nicht. Doch dann ist es tatsächlich so weit. Fida muss noch ein paar Papiere ausfüllen in der „Direction de l’immigration“, dann kann er endlich zu seiner Familie. Auf der Rückfahrt will er unbedingt selber hinter dem Steuer sitzen, sagt Fida. „Es fühlte sich wie ein neuer Hochzeitstag an, neben mir meine wunderschöne Braut, im Rückspiegel das entzückende Lachen meiner Tochter.“

Dass er noch einmal zurück nach Afghanistan kann oder will, ist für Fida zurzeit schwer vorstellbar. Die Taliban sind für ihn „Wilde“. „Ich werde diese Menschen nie akzeptieren“, sagt Fida. Er habe in diesen zehn Tagen „Dinge gesehen, die ich davor nicht gesehen habe und die ich nie sehen wollte“, erzählt der junge Mann, der jetzt wieder auf seiner Couch in Düdelingen sitzt. „Ich hatte jetzt mehr Angst als auf irgendeinem Weg auf meiner ersten Flucht aus Afghanistan.“ Fidas Flucht damals dauerte sechs Monate und führte ihn über Bergpässe und durch Wüsten, über Flüsse und das Mittelmeer von Afghanistan aus in den Iran, die Türkei, durch Griechenland, Italien und Frankreich nach Luxemburg. Diese zehn Tage in Kabul waren schlimmer, sagt Fida. „Es war wie das Ende der Welt.“