HorescaWechsel in schwierigen Zeiten: Generalsekretär François Koepp gibt Amt an Steve Martellini ab

Horesca / Wechsel in schwierigen Zeiten: Generalsekretär François Koepp gibt Amt an Steve Martellini ab
V.l.: François Koepp, Alain Rix und Steve Martellini Foto: Horesca

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Das Hotel- und Gaststättengewerbe ist in den vergangenen Jahren von einer Krise in die nächste geschlittert. Zuerst kamen den Gaststätten und Kneipen während der Covid-Pandemie die Gäste abhanden, danach waren es die Köche, Kellner und anderen Angestellten. Wie aus des Teufels Küche herauszukommen ist, darüber wurde nicht zuletzt auf der Hauptversammlung des Hotel- und Gaststättenverbandes Horesca diskutiert.

Der Horeca-Sektor befindet sich nach wie vor in schwierigen Zeiten. Als einer der am meisten betroffenen Bereiche der Wirtschaft scheint die Gastronomie mittlerweile die Folgen der Covid-Pandemie einigermaßen überstanden zu haben. Doch nichts mehr ist so, wie es einmal war. Zwar konnte sich der Sektor vor zwei Jahren mit der Aufhebung der Gesundheitsbeschränkungen wieder fangen, das Vorkrisenniveau wurde jedoch nicht erreicht. Im vergangenen Jahr stieg die Wertschöpfung um sechs Prozent, doch seit dem zweiten Quartal herrscht Stagnation.

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Zwischen 2019 und 2023 brach die Zahl der Bars und Pubs in Luxemburg um ganze 10,9 Prozent ein. Doch auch in puncto Cafés und Eisdielen ist ein Rückgang zu bemerken.

Alain Rix
Alain Rix Foto: Editpress/Julien Garroy

Einen relativ dynamischen Trend nennt das staatliche Statistikamt Statec für 2023, was die Beschäftigung in der Gastronomie betrifft. Allerdings muss dabei differenziert werden. Während es für Gemeinschaftsverpflegung und Caterer, die 15 Prozent mehr Personen im Vergleich zu 2019 einstellten, recht gut aussah, trifft für die klassischen Beherbergungs- (minus drei Prozent) und Schankbetriebe (minus acht Prozent) das Gegenteil zu. Die Statec-Prognose ist auch für 2024 nicht rosig. In ihrem aktuellen Konjunktur-Flash für März erwarten die Statistiker ein weiteres schwieriges Jahr. Insgesamt beschäftigt der Horeca-Bereich 23.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Zahl der Betriebe im Horeca-Bereich hat 2023 gegenüber 2019 sogar um 1,4 Prozent zugenommen. Aber auch in dieser Hinsicht gibt es deutliche Unterschiede: So legte die Zahl der Restaurants um 1,5 Prozent zu, die der Fast-Food-Betreiber sogar um gewaltige 28,9 Prozent, andererseits ging es bei den Bistros, Cafés und Eisdielen um 5,9 Prozent zurück – bei den Bars und Pubs brach die Zahl gar um 10,9 Prozent ein.*

Mit „Donut-Effekt“ aus Teufels Küche

Doch dies gilt längst nicht nur für Luxemburg: In Deutschland etwa musste im vergangenen Jahr jedes zehnte Unternehmen in der Gastronomie aufgeben. Ein Ende der Krise sei nicht abzusehen, sagen die Branchenkenner. Im Nachbarland schlossen seit 2020 rund 48.000 Betriebe und mehr als 6.000 stellten einen Insolvenzantrag. Doch es gibt auch positive Nachrichten: Die Gastronomieumsätze hätten sich aus den Innenstädten in die Vororte verlagert, was mittlerweile als „Donut-Effekt“ bezeichnet wird. Dieses veränderte Konsumverhalten ist jedoch in Luxemburg noch nicht unbedingt zu beobachten. In Frankreich gibt es derweil, wie in Luxemburg, seit Längerem ein Bistro-Sterben.

So in etwa können die Rahmenbedingungen beschrieben werden, in der die Hauptversammlung des Nationalen Verbandes der Hotel- und Gaststättenbetreiber Horesca am Montagabend in der „Chambre de commerce“ stattfand. Dabei gab François Koepp wie angekündigt bekannt, sein Amt als Generalsekretär niederzulegen. Er zieht sich aus dem „Daily Management“ zurück. Zu seinem Nachfolger wurde Steve Martellini ernannt. Während Koepp noch übergangsweise Direktor bleibt, setzt Alain Rix seine Amtszeit als Präsident des Berufsverbandes fort. 

Das geopolitische Umfeld bewegt sich auf eine neue Ära zu und die anstehenden Themen und Vorschriften sind für den Horeca-Sektor von entscheidender Bedeutung

François Koepp, zurückgetretener Generalsekretär

Das Jahr 2023 sei auf persönlicher Ebene ein schwieriges gewesen, erklärte Koepp seine Beweggründe zu diesem Schritt. „Das geopolitische Umfeld bewegt sich auf eine neue Ära zu und die anstehenden Themen und Vorschriften sind für den Horeca-Sektor von entscheidender Bedeutung. Diese Themen in Angriff zu nehmen, obwohl ich weiß, dass ich mich dazu entschlossen habe, mich neuen familiären Herausforderungen zu stellen, steht nicht im Einklang mit meinen Überzeugungen, die Horesca mit derselben Beharrlichkeit wie in der Vergangenheit in die Zukunft zu führen.“

François Koepp
François Koepp Foto: Editpress-Archiv/Julien Garroy

Koepp ist mit 45 Jahren in dem Sektor und mehr als 33 Jahren bei der Horesca sowie 15 Jahren an der Spitze des Verbandes in der Tat ein Urgestein der Branche. Der Wechsel findet in einer nach wie vor schwierigen Zeit statt. Mit der Covid-Krise hatte der Sektor mit einer zuvor nie gekannten Herausforderung zu tun und war auf die staatlichen Beihilfen angewiesen. Nach seinem Ausscheiden werde er auch weiterhin als unabhängiger Sachverständiger „die Interessen unseres Berufsstandes“ vertreten, so Koepp.

Horesca-Präsident Alain Rix würdigte Koepps Leistung als Generalsekretär ebenso wie sein Nachfolger Martellini, der nun für das Tagesgeschäft und die laufenden Aktivitäten des Verbandes zuständig sein wird. Der 36-Jährige ist in Luxemburg geboren und Vater von zwei Kindern. Die Welt der Gastronomie entdeckter er nach seiner Schulzeit und vier Jahren bei der Armee. Martellini war unter anderem Hospitality Manager im Gasthof „Aal Veinen beim Hunn“ in Vianden sowie Geschäftsführer im Restaurant „Beim Bertchen“ in Walhausen und „Beim Koeppe Jemp“ in Hoscheid-Dickt. Seit 2016 ist das DP-Mitglied auch im Verwaltungsrat der Horesca, sei 2020 Vizepräsident. Außerdem ist Martellini Ausbilder im „House of Training“. „Abgesehen davon, dass er selbst zwei Lokale leitete“, sagte Alain Rix, „beherrscht er das Räderwerk unseres Verbandes perfekt und pflegt gleichzeitig ausgezeichnete Beziehungen zu seinen Kollegen.“

Ministerielle Aufmerksamkeit

François Koepp machte übrigens darauf aufmerksam, dass noch nie so viele Minister zur Hauptversammlung der Horesca gekommen seien – „und das, obwohl keine Wahlen sind“. Anwesend waren Wirtschafts- und Tourismusminister Lex Delles und Kulturminister Eric Thill. Hinzu kamen unter anderem Chamber-Präsident Claude Wiseler und der Gastgeber des Hauses, Handelskammerpräsident Fernand Ernster.

Koepp erklärte dies mit der Bedeutung des Verbandes. Kurz machte er auf das nach wie vor anhaltende und bereits genannte Bistro-Sterben hierzulande aufmerksam, während internationale Fast-Food-Ketten weiter zulegen. Andererseits ist die kulinarische Vielfalt mit der Verbreitung von Asia-Restaurants, Burger-Lokalen und Pizzerien größer geworden. Die Gastronomie hat sich also nur verlagert.

Die Trends wie Homeoffice – für andere Sektoren ein Segen –, Personalmangel und steigende Energiekosten, die das Gastgewerbe seit einigen Jahren belasten und die dazu führen, dass nur noch einstellige Gewinnmargen verzeichnet werden – all dies gilt nicht nur für Luxemburg. Europaweit fehlen 1,2 Millionen Leute in dem Sektor. Ein geringer Trost. „Die Profile, die wir suchen, sind leider nicht die, welche die ADEM anbietet“, so der scheidende Generalsekretär. Er weiß aber auch, dass nicht nur die vielen Reglementierungen schuld an der Misere sind, sondern auch „die Profitgier von einigen Großen“.

* Der Horeca-Sektor setzt sich zu 49 Prozent aus Restaurants, zu acht Prozent aus Hotels, 14 Prozent Fast-Food-Restaurants, 19 Prozent Bistros, Cafés und zehn Prozent Bars und Pubs zusammen.

Steve Martellini
Steve Martellini Foto: Editpress/Julien Garroy