Nations LeagueWarum FLF-Nationalspielerin Emma Kremer eine Vorliebe für große Stadien hat

Nations League / Warum FLF-Nationalspielerin Emma Kremer eine Vorliebe für große Stadien hat
Emma Kremer (l.) studiert Sportwissenschaften in Köln Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Der Geruch von frisch gemähtem Gras lässt die Herzen der Fußballpuristen höher schlagen. FLF-Nationalspielerin Emma Kremer blendet Gedanken, die sich mit Gras oder Dünger beschäftigen, seit Jahren konsequent aus. Aus gutem Grund: Bislang konnte noch kein Spezialist die genaue Ursache für ihre Allergie herausfinden. Wie sich die Innenverteidigerin aus Junglinster also auf das Nations-League-Auswärtsspiel in Georgien vorbereitet hat und warum nicht über die Play-offs geredet werden sollte: ein Gespräch mit der 23-jährigen Sportstudentin. 

Unverhofft kommt oft, so heißt es. Zum Glück sind die Allergie-Ausbrüche bei Emma Kremer eher selten. Beim Testspiel in Hosingen gab es im April eine ihrer „Krisen“, inklusive Atemproblemen. „Es ist komisch und es handelt sich auch nicht um eine klassische Grasallergie. Nach Untersuchungen in Deutschland haben die Ärzte vermutet, dass es wohl an einer Art Schimmel liegt, die im Dünger vorhanden sein kann.“ Ein Muster sei nicht erkennbar: Mal tauchen die ersten Symptome bereits beim Warmmachen auf, an anderen Tagen dann eben erst mitten in einer Partie. In der laufenden Nations League gab es für die Innenverteidigerin noch kein gesundheitliches Negativerlebnis. „Ich war glücklich, dass wir in Luxemburg zweimal auf dem gleichen Platz gespielt haben (in Esch). Ich weiß allerdings nicht, wie es in Differdingen sein wird. Im Ausland haben wir meist in größeren Stadien gespielt, dort ist noch nie etwas in dieser Art vorgefallen. Ich konzentriere mich auf diesen Aspekt und versuche ansonsten, nicht zu viel darüber nachzudenken. Das bedeutet nicht, dass es nur eine Kopfsache ist, aber ich möchte vermeiden, dass es mich nervös macht.“

Mit inzwischen 20 internationalen Begegnungen auf dem Buckel gehört die 23-jährige Defensivspezialistin zu den erfahrenen Spielerinnen der Mannschaft von FLF-Trainer Dan Santos. „Ich bin eher ein ruhiger Charakter auf dem Platz“, sagt sie über sich selbst. „Ich gehöre nicht zu denjenigen, die die Hauptverantwortung tragen.“ Und trotzdem ist sie aus der ehemaligen „Küken“-Rolle herausgewachsen: Ihre gesamte Jugend verbrachte sie beim Avenir Beggen. „Mit 14 musste ich dann wechseln.“ Es war damals der Präsident der „Wichtelcher“, Damien Raths, der den Kontakt zu dessen Schwester Noémie (ebenfalls Nationalspielerin) herstellte. Die zehn Jahre ältere Verteidigerin machte ihr die Ankunft bei der Jeunesse Junglinster leicht. „Ich war ‚die Kleine‘, aber man hat mir gleich die Verantwortung überlassen und ich habe viel Spielzeit bekommen. Carina (Alves) hat mir damals viel Druck in der Innenverteidigung abgenommen. Jetzt ist es umgekehrt: Meine kleine Cousine spielt neben mir und ich bin jetzt in Carinas Rolle geschlüpft. Mit 23 kann man sich ja nicht mehr verstecken“, meinte sie mit einem Lachen.

Zweite Chance

Catherine Havé, Ana Barbosa und Andreia Machado gehören zu den Innenverteidigerinnen, mit denen sie in den vergangenen Jahren in der FLF-Auswahl zusammengespielt hat. „Ich kann nicht behaupten, dass ich jemanden bevorzuge. Es ist eine Sache des Trainings. Klar, jede hat seine eigene Art und Weise, aber man kann sich beim Training eigentlich gut aufeinander einstellen.“ Dass sie überhaupt noch einmal eine Chance im Dress der „Roten Löwinnen“ bekommen hat, verdankt sie Coach Dan Santos. Nachdem sie sämtliche Jugendauswahlen bei Rye Pie durchlaufen hatte, nominierte sie Santos-Vorgänger Samy Smaïli nur ein einziges Mal. „Ich habe vor meinem Abitur einmal abgesagt, da ich mich entschieden hatte, nicht mit nach Singapur zu fliegen …“, fügte sie erklärend hinzu. 

Nach der „Première“ begann so das zweite Fußballkapitel. In Köln studiert Kremer Sportwissenschaften. In ein paar Jahren will Kremer unterrichten. „Wenn ich dann an der Uni mal auf unsere Spiele angesprochen werde, hört man mir interessiert zu. Aber im Endeffekt fallen viele wieder in das gleiche Schema und reduzieren Luxemburg auf ein kleines Land.“ Die Außendarstellung der Nationalspielerinnen hat sich trotzdem geändert, wie die 23-Jährige sagt: „Junge Fußballspielerinnen schauen zu uns hoch, das ist wirklich toll.“

Es gibt Wochenenden, an denen man sich beschwert und keine Lust hat. Zum Glück gibt es viele Luxemburger Studenten in Köln, sodass man nicht oft alleine pendeln muss.

Das hilft wohl auch dabei, die Alltagsstrapazen besser zu verkraften. Kremer pendelt jede Woche zwischen Köln und Junglinster. „Als Sportstudentin sitzt man nicht oft im Auditorium, sondern hat viele physische Aktivitäten. Wenn du allerdings verletzt oder müde bist, beispielsweise nach einer Reise mit der Nationalmannschaft, dann kann es schon sehr anstrengend sein. Aber ich finde, dass es aus meiner Sicht ein wirklich gutes Studium neben dem Fußball ist.“ In diesem Semester hat sie ihre Kurse auf drei Wochentage verteilt und kann schon donnerstags zurück nach Hause fahren. „Es gibt Wochenenden, an denen man sich beschwert und keine Lust hat. Zum Glück gibt es viele Luxemburger Studenten in Köln, sodass man nicht oft alleine pendeln muss. Meistens macht man sich die Mühe aber gerne. Es wurde ohnehin zu einer Gewohnheit.“

Noch mehr Anerkennung

Gewöhnt hat sie sich auch an den Stress vor Länderspielen. Sie hat ihren eigenen Weg gefunden – der etwas anders ist als derjenige einiger Kolleginnen. „Ich kann nicht alle Details über unsere Gegnerinnen aufzählen. Andere schon. Ich lasse das Spiel auf mich zukommen. Die richtige Nervosität überkommt mich erst in der Umkleide. Es ist eine gute Anspannung. Gar nicht nervös zu sein, wäre auch komisch …“ Bei den Gesprächen mit den Teamkameradinnen ging es in den vergangenen Wochen auch sporadisch um die mögliche Qualifikation für die Play-offs (die über den Aufstieg in die Liga B entscheiden). In den letzten Tagen wurde dieses Thema aber bewusst beiseite gelegt. „Wir sollten von Spiel zu Spiel schauen, etwas anderes bringt Unglück.“

Die „Roten Löwinnen“ stehen vor einem wegweisenden Doppeltermin. In Tiflis (1. Dezember) und Differdingen (5. Dezember) müssen mindestens vier Punkte eingefahren werden. Die Luxemburgerinnen peilen sechs Zähler an. „Druck macht man sich selbst. So richtig ernst wird es meist erst bei der Analyse und dem Abschlusstraining. Es ist unser Verdienst, dass wir aktuell auf diesem zweiten Platz stehen. In den beiden letzten Spielen wollen wir beweisen, dass wir in den vergangenen Monaten nochmal Erfahrung gewonnen haben und noch mehr Anerkennung für unsere Leistungen verdienen.“

Die Partie in Esch kann man nicht als Referenz nehmen. Wir waren schlecht, in allen Hinsichten.

Die Nations League begann für die Nationalauswahl mit einem Punkt gegen Georgien, drei Tage später gab es den vollen Einsatz in Litauen. Der Rückschlag aus dem Monat Oktober, wo besonders das Hinspiel gegen die Türkei nicht die Qualität des Teams zurückspiegelte, soll vergessen gemacht werden. „Die Partie in Esch kann man nicht als Referenz nehmen. Wir waren schlecht, in allen Hinsichten. Zum Glück haben wir uns beim Auswärtsspiel zurückgekauft, aber von der Art und Weise her war es zu Hause nicht unser gewohntes Niveau. Jetzt wollen wir wieder zeigen, dass wir daraus gelernt haben. Wir wollen die sechs Punkte“, sagte Kremer selbstbewusst.

Die Türen öffnen

Ob sie an beiden Spieltagen eingesetzt wird, steht noch in den Sternen. Dabei hat es nicht unbedingt etwas mit ihrer Qualität zu tun. Genau wie Marta Estevez, Charlotte Schmit und Leila Schmit ist die Verteidigerin gelb-vorbelastet. Sollte der Schiedsrichter in die Tasche greifen müssen, wäre Kremer für das Abschlussspiel gegen Litauen gesperrt. „Im Spiel vergisst man das. Man plant ja auch nicht, eine Gelbe zu kassieren …“

Fußballerisch war die FLF-Auswahl dem Gegner im September überlegen. In Tiflis müssen sich die Spielerinnen von Dan Santos trotzdem auf einen erbitterten Kampf einstellen. „Sie haben schon damals viele kleine Fehler einfließen lassen, die womöglich nicht aufgefallen sind, aber nur ein Ziel hatten: uns aus dem Spiel zu nehmen. Deshalb müssen wir sowohl spielerisch als auch körperlich zeigen, dass wir es mehr wollen als sie.“ Sollten die Fußballerinnen nicht mit leeren Händen zurückkommen, steht einem großen Gruppenfinale um Platz zwei kommende Woche nichts mehr im Weg. Kremer und Co. hoffen, dass sich wie in der Vergangenheit viele junge Zuschauer für das Duell motivieren lassen werden. Denn die FLF-Auswahl hat nicht nur sich selbst im Blick: „Wir öffnen gerade Türen für diejenigen, die nach uns kommen. Es haben nicht viele damit gerechnet, dass wir diesen zweiten Platz holen könnten ….“ Und einen anderen Vorteil hätte ein Erfolg möglicherweise auch: In der Liga B wird wohl in größeren Stadien gespielt – und da hat besonders Kremer ja nichts dagegen.

Steckbrief

Emma Kremer
Geboren am
28. Juli 2000
Position: Innenverteidigerin
Bisherige Vereine: Avenir Beggen (Jugend), Jeunesse Junglinster
Größte Erfolge: 3x Meisterschaft und Pokal (2015, 2016, 2018)