BGL LigueWarum der Differdinger Präsident Fabrizio Bei vom „besten Kader aller Zeiten“ schwärmt

BGL Ligue / Warum der Differdinger Präsident Fabrizio Bei vom „besten Kader aller Zeiten“ schwärmt
Der Einzige, der schon sämtliche Höhen und Tiefen miterlebt hat: Kapitän Geoffrey Franzoni (r.) Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Wer soll Déifferdeng 03 jetzt noch aufhalten? Ein einziger Punkt in Wiltz reicht der Mannschaft von Trainer Pedro Resende, um den inoffiziellen Herbstmeistertitel zu gewinnen. Präsident Fabrizio Bei und ein ehemaliger Coach sind sich einig: Noch nie war die Qualität bei D03 so hoch.

Bei Déifferdeng 03 ist das Tiefstapeln noch nicht wirklich vorbei. Trotz der Möglichkeit, als Herbstmeister zu überwintern, nannte Präsident Fabrizio Bei das Wort „Titel“ am Montagmorgen kein einziges Mal. Stattdessen lautet das offizielle Saisonziel weiterhin, auf dem „Podium“ zu landen. „Wie jeder weiß, bin ich ein Mensch, der gerne und viel träumt. Zuletzt waren auch immer mal Albträume dabei. Doch ich bleibe dabei, wenn wir am Saisonende europäisch sind, haben wir unser Ziel erreicht.“ Wer allerdings, wie die Differdinger, Ende Mai noch nie ganz oben stand, ist insgeheim auch hungrig auf mehr: „Warum sollten nicht wir in diesem Jahr die Spielverderber sein … Aber wie bereits erwähnt: Wir wären mit einem zweiten oder dritten Platz zufrieden. Wir wollen uns nicht zu sehr in Euphorie versetzen lassen.“

Für Bei war in den vergangenen Wochen auch ein anderer Aspekt entscheidend: „Ich muss zugeben, dass ich es schätze, dass in der Presse nicht zu viel über Differdingen geredet wurde. Es standen jede Woche andere Teams im Fokus, während wir in unserer Ecke ungestört unser Ding durchziehen konnten. Die Mannschaft hat die nötige Seriosität an den Tag gelegt.“

„Habe sie aufgerichtet“

Der Verein aus der „Cité du fer“ kassierte seine letzte Niederlage auf Luxemburger Boden Anfang Mai – ausgerechnet gegen den Rivalen aus Niederkorn. Das bittere 3:4 in Maribor (nach einem Elfmeter in der letzten Minute der Verlängerung) nur drei Tage vor Auftakt der Meisterschaft hatte entscheidenden Einfluss auf den Herbst: „Zwischen der ungerechten Schiedsrichterentscheidung und dem ersten Spiel der BGL Ligue lagen nur wenige Tage. Man hat den Spielern während dieser Zeit angesehen, dass sie eine Reaktion zeigen wollten. Jeder war sich bewusst, dass wir etwas Großes verpasst hatten – zu Unrecht. Ich denke, dass dieser unglaubliche Strafstoß ein Auslöser war. Ich bin an diesem Abend auf den Platz gelaufen, um meine Spieler aufzurichten, die untröstlich auf dem Boden liegengeblieben sind. 15.000 Menschen im Stadion haben uns für unsere Leistung applaudiert.“

Die Saison begann mit einem Kantersieg gegen die Escher Fola. Woche für Woche zeigte sich D03 von seiner unerschütterlichen, abgebrühten Seite. „Als wir in Mersch in der dritten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich noch geschafft hatten, wusste ich, wozu wir diesmal in der Lage sind. Es ist ein echtes Team zusammengewachsen, das an sich und seine Qualitäten glaubt“, schwärmte Bei. Nach einem frühen Rückstand im Derby drehte der Leader das Spiel am Sonntag – weshalb es bei den drei Punkten Vorsprung auf Düdelingen blieb.

„Ich bin selbst überrascht“

Selbst ein ehemaliger Trainer traut D03 in dieser Saison Großes zu: „Ich habe mich mit ‚Caza’ (Pascal Carzaniga) darüber unterhalten“, verriet Bei. „Mit ihm haben wir damals unsere 65 Punkte geholt. Er sagte mir, dass die aktuelle Mannschaft noch besser sei als der Kader, der ihm zur Verfügung gestanden hatte.“ Was damit gemeint sei, sei einerseits die Qualität der Trainingseinheiten und der Spiele an sich, aber eben auch die Optionen des Trainers. „In Rosport fehlten uns fünf Stammspieler. Wir haben keinen großen Kader, aber von diesen 23 kann jeder jeden ersetzen.“

Besonders die Unaufgeregtheit im Spiel beeindruckte den Präsidenten in den vergangenen Wochen. „Wir haben definitiv einen Schritt nach vorne gemacht. Niemand verfällt in Panik, wenn wir in Rückstand geraten. Wir lauern auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen. Mittlerweile weiß jeder, dass es einen Zeitpunkt dafür geben wird.“ Auch Bei ist davon überzeugt, derzeit die beste Differdinger Mannschaft aller Zeiten zu erleben: „Manchmal fehlen mir auch die Worte, wenn ich über diese Jungs rede. Ich bin selbst überrascht. Ich würde sogar sagen, dass es der beste Kader aller Zeiten ist.“

Und das trotz prominenter Abgänge: João Simões verließ den Verein nach Unstimmigkeiten wegen seiner Kniebehandlung, Erico Castro wurde nach seinen Auftritten im Europapokal von Maribor verpflichtet und Amine Naïfi wechselte mit viel Wirbel und schlechtem Blut nach Saarbrücken. „Wenn du zwei gute Spieler verlierst und auf die Schnelle noch Ersatz finden musst, gehört dazu auch Glück. Das hatten wir diesmal auf unserer Seite. Auch wenn sich Suso Moussa vielleicht noch nicht so oft zeigen konnte, wie wir uns das vorgestellt hatten, so handelt es sich doch um eine Verstärkung.“ Kenny Nagera ist mit sechs Treffern definitiv einer der Erfolgsgaranten gewesen. „Wir haben zudem ein paar Individualitäten, die herausstechen: Guillaume Trani und Jorginho gehören natürlich dazu. Dahinter gibt es aber noch Leute wie Ludovic Rauch, die nicht unbedingt auffallen, für das Team aber sehr wichtig sind.“

„Wäre er ein Luxemburger …“

Neben der besten Offensive hält bei D03 die Hintermannschaft den Laden bisher am erfolgreichsten dicht. Gespräche mit einem zusätzlichen Verteidiger laufen. Dieser soll in Kürze vorgestellt werden können. Doch es wird sicherlich schwer werden, sich in der eingespielten Truppe um Kevin d’Anzico oder Théo Brusco einen Platz zu erkämpfen. Und da wäre ja noch ein Argentinier, der Beis Herz höher schlagen lässt: „Juan Bedouret … Was soll ich sagen. Schade, dass dieser Junge keinen luxemburgischen Pass hat. Der Nationaltrainer hört das vielleicht nicht gerne, aber Juan ist außergewöhnlich und wäre definitiv ein Kandidat. Als man mir sein Foto gezeigt hat, dachte ich, er sei einer dieser Popsänger. Heute weiß ich, dass er zu den allerbesten Verteidigern der Liga gehört.“

Gemeinsam muss der Tabellenführer noch einmal die Kräfte bündeln, wenn am Samstag die Reise nach Wiltz ansteht. „Hoffentlich klappt es in Wiltz, es wird nicht einfach …“ Ob der abergläubische Präsident sich noch überzeugen lässt, trotz seiner Bedenken in den hohen Norden aufzubrechen, wird sich zeigen.