Freitag31. Oktober 2025

Demaart De Maart

EU-ParlamentVon der Leyen verteidigt Impfstrategie der EU-Kommission

EU-Parlament / Von der Leyen verteidigt Impfstrategie der EU-Kommission
Vor der Debatte über die EU-Impfstrategie wurde gestern im Europäischen Parlament eine Schweigeminute im Gedenken an die Corona-Toten eingelegt Foto: AFP/Pool/Johanna Geron

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Im Europäischen Parlament (EP) sollte gestern der aktuelle Stand der europäischen Impfstrategie erörtert werden. Im Mittelpunkt hingegen stand vielmehr die Aufarbeitung der in den vergangenen Wochen vielseits in die Kritik geratenen Beschaffung von Corona-Impfstoffen durch die EU.

Manches lief in den vergangenen Wochen nicht gut für die EU-Kommission und ihre Präsidentin Ursula von der Leyen. Diese habe sich, so Beobachter, zu sehr von der in Deutschland herrschenden schlechten Stimmung wegen der nur schleppend anlaufenden Impfkampagne beeinflussen lassen. Die Kommissionschefin machte daraufhin Fehler. Zudem hinkt die Zahl der bereits geimpften Bürger in der EU gegenüber jener in Ländern wie den USA, Großbritannien und Israel weit hinterher. Daraus entstand der auch medial vermittelte Eindruck, dass die EU versagt habe.

Die Kommissionspräsidentin versuchte gestern vor den EP-Abgeordneten, diesem Eindruck entgegenzutreten. Zwar seien seit Dezember in der EU 26 Millionen Impfdosen ausgeliefert und über 17 Millionen Menschen geimpft worden. Dennoch: „Wir waren spät dran bei der Zulassung. Wir waren zu optimistisch bei der Massenproduktion. Und vielleicht waren wir uns auch zu sicher, dass das Bestellte tatsächlich pünktlich geliefert wird. Wir müssen uns fragen, warum das so ist und welche Lehren wir daraus ziehen können“, sagte Ursula von der Leyen und verteidigte die Vorgehensweise der EU und der Mitgliedstaaten.

Es sei richtig gewesen, dass die EU-Staaten gemeinsam die Impfstoffe bestellt und solidarisch aufgeteilt haben. „Ich mag mir gar nicht ausmalen, was es bedeutet hätte, wenn einige wenige große Mitgliedstaaten sich Impfstoff gesichert hätten und der Rest leer ausgegangen wäre“, sagte die Kommissionspräsidentin. Was das für die Einheit Europas bedeutet hätte? „Es wäre das Ende unserer Gemeinschaft“, meinte sie. An der Richtigkeit dieses Vorgehens hatte im EP denn auch fast niemand Zweifel. Die Redner der großen Fraktionen stellten sich in den wesentlichen Entscheidungen hinter die EU-Kommission. Nur Rechtsexteme ließen, ihren Ansichten treu, durchblicken, dass ohne die EU einzelne Staaten in einer besseren Situation sein könnten.

Mangel an Transparenz

Viele Abgeordnete prangerten aber die Abhängigkeit von den Pharmaunternehmen an, sowie den Mangel an Transparenz, was die mit den Impfstoffherstellern abgeschlossenen Verträge anbelangt. So bedauerte die luxemburgische Grünen-Abgeordnete Tilly Metz, dass auch bei der Veröffentlichung des dritten Vertrags die „wesentlichen Klauseln“ geschwärzt wurden. Dabei handelt es sich um den Vertrag mit dem französischen Hersteller Sanofi-GSK, der am Dienstag publik wurde. Zuvor hatte die EU-Kommission bereits die Verträge mit AstraZeneca und Curevac öffentlich gemacht, auch diese nur teilweise. Sie sei zwar davon „überzeugt, dass die Kommission ihr Möglichstes getan hat“ bei der Impfstoffbeschaffung, erklärte Tilly Metz weiter. Damit sie das jedoch den Bürgern sagen könne, brauche es Transparenz, so die luxemburgische Grünen-Politikerin. Ursula von der Leyen versprach Besserung und kündigte die Einrichtung einer Kontaktgruppe zwischen der Kommission und dem EP an, die es den EU-Parlamentariern erlauben soll, alle Verträge einzusehen, die ihre Behörde mit den Pharmafirmen abschließt.

Ich mag mir gar nicht ausmalen, was es bedeutet hätte, wenn einige wenige große Mitgliedstaaten sich Impfstoff gesichert hätten und der Rest leer ausgegangen wäre

Ursula von der Leyen, EU-Kommissionspräsidentin

Die Kommissionschefin ging ebenfalls auf das von vielen als zu lange erachtete Genehmigungsverfahren ein. „Wir wollten keine Abkürzung, wenn es um Sicherheit und Effizienz geht“, meinte sie. Die Kommission habe sich auf die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) verlassen. Die für das Verfahren benötigte längere Zeit sei „eine Investition in Sicherheit und Vertrauen“, begründete Ursula von der Leyen den dadurch entstandenen Rückstand auf andere Länder bei den Impfungen. Doch auch ein anderes hat Zeit gekostet. So wies der EVP-Abgeordnete Peter Liese darauf hin, dass der US-Pharmakonzern Pfizer, der gemeinsam mit dem deutschen Unternehmen Biontech eines der ersten Vakzine bereitstellt, gegen eine vertraglich festgelegte Klagemöglichkeit von EU-Bürgern bei eventuellen Schäden durch den Impfstoff war. Die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides hatte unlängst bereits erläutert, dass eine solche Klausel lange umstritten, für die Kommission jedoch eine Bedingung für den Vertragsabschluss war.

Exportverbot

Einige EP-Abgeordnete, wie die Linkenpolitikerin Manon Aubry, forderten, dass die EU auf der Freigabe der Patente zu den Impfstoffen beharren müsse. Es gehe nicht, die Freiheit der Bürger einzuschränken, aber den Unternehmen keine Regeln vorzugeben. Schließlich seien öffentliche Gelder in die Erforschung der Impfstoffe geflossen, argumentierte die französische EP-Abgeordnete. Dies könnte zudem eine Ausweitung der Produktion ermöglichen. Um die Produktionskapazitäten zu erhöhen, schlägt der luxemburgische EVP-Abgeordnete Christophe Hansen vor, eine „Produktions-Taskforce“ zu schaffen. Diese sollte dafür sorgen, dass Impfstoffhersteller möglichst schnell an die benötigten Inhaltsstoffe gelangen.

Alle sind sich einig, dass die Produktion der Vakzine so schnell wie möglich angehoben werden müsse. Das wird dennoch einige Zeit dauern. Und trotz aller Bereitschaft zur Zusammenarbeit auch mit Drittstaaten sollte die EU „nicht naiv sein“, meinte der Vorsitzende der EVP-Fraktion, Manfred Weber. „Ein Exportverbot von in Europa produzierten Impfstoffen muss aus unserer Sicht nach wie vor als Option auf dem Tisch bleiben“, fordert der deutsche EP-Abgeordnete, der so den EU-Bürgern die von den Pharmaunternehmen zugesicherten Impfstoffmengen sichern will.

Die EU-Kommissionspräsidentin versprach immerhin, dass die Kommission „so hart wie irgend möglich arbeiten“ werde, damit bis zum Ende des Sommers 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in der EU geimpft. Ein gewagtes Versprechen angesichts der jüngsten Erfahrungen mit nicht eingehaltenen Lieferversprechen.

mouzel
11. Februar 2021 - 14.32

Ganz kuerz, deen eidelen Sall seet alles. Madame V:D:L. zitt är Konsequenzen !

Till Eule vor dem Spiegel
11. Februar 2021 - 10.43

Ursula von Angelas Gnaden hat wohl kläglich versagt und ist eine Fehlbesetzung als Vorsitzende der EU Kommission . Da hat wohl der vorherige Vorsitzende unser Jean - Claude , ohne von und Adel, die politische Messlatte hoch gelegt .“Do huet den mickregen Duerefbauer dem Groussbauer wuel gewisen wou den Bock d‘Lach huet „.

JJ
11. Februar 2021 - 9.29

Schweigeminute? Es ist schon zu lange geschwiegen worden.Und eine Strategie ist bei diesem Wirrwarr nicht zu erkennen. "Wir haben Fehler gemacht und die werden jetzt verteidigt?" Es scheint wie mit der "Sommerzeit"-Blamage. Es war ein Flop,aber wir halten dran fest. Allein,bei einer Pandemie sterben Menschen.Da helfen keine Schweigeminuten,da hilft seriöse Logistik um 450 Millionen Menschen(EU) mit Impfstoff zu versorgen. Wenn Frau Leyen(von der) die EU in demselben Zustand hinterlässt wie die Bundeswehr,dann gute Nacht.

Alois
11. Februar 2021 - 8.41

Ewee eng Impfstrategie? Ett ass keen Vaccin disponibel! Lockdown nach bis.....

Antoine
11. Februar 2021 - 8.07

Waat gët et do ze verteidegen?
Et ass ganz einfach en Skandal.