Soziale WiedereingliederungUpcycling-Ateliers für Arbeitssuchende

Soziale Wiedereingliederung / Upcycling-Ateliers für Arbeitssuchende
 Fotos: Sustained.lu

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Mit dem Projekt PINSS in der Gemeinde Strassen schlägt die Asbl. Sustained.lu zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits hilft sie Revis-Empfängern auf ihrem Weg in ein Arbeitsverhältnis, die nötigen Kompetenzen zu erlangen, anderseits setzt sie in ihren Ateliers ihre Philosophie des Upcyclings um.

Seit 2017 widmet sich die Asbl. Sustained.lu dem Upcycling. Dabei erhalten nicht mehr verwertbare Materialien durch Umänderung eine neue Bestimmung. Im März dieses Jahres übernahm die Vereinigung das PINSS („Projet d’inclusion sociale à Strassen“), eine Initiative in der Gemeinde Strassen, bei der es um die soziale Wiedereingliederung von Arbeitssuchenden geht. Zu Beginn der Corona-Krise musste die vorherige Trägerorganisation das Projekt aufgeben. Sustained.lu verbindet die Zielsetzung von PINSS mit ihrer eigenen Philosophie.

PINSS richtet sich ausschließlich an Revis-Empfänger („Revenu d’inclusion sociale“, früher RMG), dem Einkommen zur sozialen Eingliederung. Revis-Empfänger haben es oft besonders schwer auf dem Arbeitsmarkt, da ihnen häufig solche Grundfähigkeiten fehlen, die in jedem Arbeitsverhältnis notwendig sind, die sogenannten Soft-Skills. Die Teilnahme in einem der Ateliers soll ebenfalls helfen, ihr Selbstwertgefühl zu steigern und soziale Isolierung zu vermeiden.

Oberstes Ziel von PINSS ist es natürlich, die Teilnehmer auf eine geregelte Arbeit vorzubereiten, wozu neben beruflichen Fähigkeiten auch solche gehören wie Arbeitsethik, Verantwortung, Ausdauer und Durchhaltevermögen. Die Teilnehmer müssen sich beispielsweise im Vorfeld dazu verpflichten, für einen bestimmten Zeitraum am Projekt mitzuwirken, ganz nach dem Motto: Wer aufgibt, hat verloren.

„Bei einigen der Teilnehmer am Projekt müssen wir mit ganz elementaren Grundkenntnissen anfangen. Manche von ihnen müssen z.B. erst begreifen lernen, sich beim Arbeitgeber abzumelden, wenn sie nicht zur Arbeit gehen können“, erklärt Tamara Maia Romao, Regionalbeauftragte für soziale Eingliederung bei der Gemeinde Strassen und Verantwortliche für PINSS. Im Gemeinderat hatte sie zusammen mit einem Vertreter der Trägerorganisation des Projekts, Sustained.lu, die Initiative vorige Woche vorgestellt.

Die Idee des Projekts entstand im Mai 2019. Die Gemeinde antwortete auf einen entsprechenden Aufruf des „Office national d’inclusion sociale“. Das Projekt wurde mit drei anderen unter 40 eingereichten Ideen ausgewählt. Zunächst übernahm der gemeinnützige Verein „Sourire“ das Projekt, doch Corona beendete diese Zusammenarbeit. Im März dieses Jahres konnte Sustained.lu als Projektträger gewonnen werden.

Kampf gegen die Verschwendung

Sustained.lu entstand 2017 und widmet sich dem Kampf gegen die Verschwendung in unserer Gesellschaft. Null-Abfall und Upcycling stehen bei ihr im Vordergrund. Aus alten Jeans und Stoffresten werden Täschchen gebastelt, aus Werbeplakaten Einkaufstaschen, usw. Diese Philosophie benutzt Sustained.lu auch in den Ateliers von PINSS, und schlägt damit sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe.

Während der ersten drei Monate mussten erst einmal die Räumlichkeiten hergerichtet werden, erklärt Laurent Reyter von Sustained.lu. Die Gemeinde stellte der Asbl. eine ehemalige Pförtnerwohnung zur Verfügung. 70 Prozent aller benötigten Materialien und Möbel hierzu kommen aus zweiter Hand oder aus dem „Centre de tri“ der Gemeinde und wurden gemäß der Philosophie von Sustained.lu wiederverwertet.

Vier Ateliers bietet die Vereinigung momentan im Rahmen von PINSS an: In einem Anti-Verschwendungs-Koch-Atelier werden unverkaufte Lebensmittel aus lokalen Geschäften verarbeitet. Daneben gibt es ein Holz-, ein Näh- und ein Kreativatelier. In allen drei wird mit wiederverwertetem Material gearbeitet. 15 Arbeitssuchende nehmen zurzeit an den Ateliers teil. Durch die Teilnahme werden zwar neben den sozialen auch ihre sprachlichen Kompetenzen gefördert, doch Alphabetisierungskurse, z.B. für Zuwanderer, sind nicht in diesem Projekt vorgesehen.

Upcycling: Taschen aus Jeansresten
Upcycling: Taschen aus Jeansresten Foto: Sustained.lu