Lange habe ich mit mir gerungen, ob ich den Lesern diesen Ort verraten soll. Auch wenn der zwischen Fels, Nommern und Schrondweiler gelegene Champignon in keiner Touristenbroschüre fehlt, hat das Areal immer noch den Charme eines Geheimtipps, an den sich Besucher nur selten verirren.
Im Zentrum des kleinen Geo-Parks steht die namensgebende Felsformation aus Luxemburger Sandstein. Die Form verdanke der Fels den verschiedenen Eigenschaften einzelner Sandsteinschichten, heißt es in einer Erklärung des Tourismusverbandes der Region Müllerthal. Eine feste, kaum erodierte Schicht bildet den Hut, während der Fuß aus Schichten besteht, die leichter abgetragen wurden.

Zahlreiche Erinnerungen werden an dieser Stelle wach. An die unzähligen Räuber- und Gendarmspiele zwischen Heranwachsenden, für die die an Büschen, Bäumen und Felsformationen reiche Hügellandschaft wie vorherbestimmt erscheint. An die gegenseitigen Herausforderungen unter waghalsigen Jugendlichen, wer den Brocken am schnellsten zu besteigen vermag. An die Spaziergänge an warmen Nachmittagen mit dem Hund und den Eltern, die intimen Sonnenuntergänge mit der Angebeteten und die Abende unter Freunden an diesem zwar bekannten, oft aber verlassenen Ort, der auch Jahre später immer noch zu bezaubern weiß.
Je älter wir wurden, umso später der Zeitpunkt, an dem wir am Champignon auftauchten. Aus den spielerischen Nachmittagen wurden entspannte Runden beim Lagerfeuer. Mit Decken, Musik und Getränken bewaffnet, suchten wir uns gemütliche Stellen im Gras, abseits der Felsbrocken und weit weg von den neugierigen Augen der vorbeieilenden Autofahrer. Auch wenn wir kaum gegen Gesetze verstießen, so hatten unsere nächtlichen Besuche doch immer den Hauch des Geheimnisvollen, des Verbotenen.

Laue Sommerabende
Für viele von uns war es ein Zufluchtsort, eine Oase, an der wir unserem jugendlichen Leichtsinn freien Lauf lassen konnten. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit und geschützt vor den strengen Blicken der Eltern, Nachbarn und anderen Spielverderber. Ein idealer Treffpunkt für ältere Heranwachsende, laue Sommerabende unter freiem Himmel zu verbringen, sich mit Gleichaltrigen zu treffen und über Dinge zu sprechen, die wirklich wichtig sind: Musik, Partys, Klatsch und Tratsch, Jungs und Mädels.
Mal entschieden wir uns für die sandige Mulde etwas oberhalb des dicken Brockens, mal für die Wiese näher am Waldessrand oder den felsigen Vorsprung am nördlichen Ende des Areals, von dem man den Blick über das weite Tal zwischen Nommern und Schrondweiler schweifen lassen konnte, bis der letzte Sonnenstrahl hinter dem Horizont verschwunden war und die Nacht die Umgebung in Dunkelheit hüllte.

Mit einer Taschenlampe bewaffnet, bahnten wir uns dann einen Weg über Wurzeln und Steine zum Lagerplatz, wo wir Decken ausbreiteten und den Tag im trüben Schein des glühenden Brennholzes ausklingen ließen. Gelacht haben wir, geträumt und Pläne geschmiedet. Manchmal wurden Würste über dem Feuer geröstet, andere Male die eine oder andere Flasche Wein herumgereicht. Was aber nie fehlen durfte, waren tragbare Musikgeräte für die Hymnen unserer Jugend oder ein seltenes Laptop mit DVD-Laufwerk für gruselige Filmvorführungen im Freien.
Mit seinen Bänken, Hinweistafeln und Absperrungen erscheint das Areal heute touristisch weitaus erschlossener, als das noch vor 25 Jahren der Fall war. Charme und Zauber sind dem Champignon aber immer noch erhalten geblieben.

De Maart

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