Auch wenn Merl schon seit dem 16. Jahrhundert auf Karten verzeichnet ist, ein historischer Hotspot für Touristen ist der Stadtteil nicht geworden. Mit dem Namen verbinden viele heute entweder den „Märeler Park“, der sich allerdings in Hollerich befindet, oder den dortigen Friedhof. Ansonsten gehört das Viertel eher zu den verschlafenen Stadtteilen, wenn nicht gerade die „Märeler Baach“ die Straßen überflutet, wie im vorigen Sommer.
Doch der Schein trügt. Die „Brasserie de l’Arrêt“ in Merl ist seit mehr als 15 Jahren das Zentrum lateinamerikanischer Lebensfreude in Luxemburg. In dem gleichen Lokal auf der eoute de Longwy, wo ab September 1944 amerikanische GIs ihre Suppe löffelten, sorgen heute kubanisches Essen, kubanische Cocktails und selbstverständlich lateinamerikanische Musik für eine einzigartige Atmosphäre. Ein Saal, in dem zu früheren Zeiten wie in fast jedem luxemburgischen Café mal eine Kegelbahn in Betrieb war, wird regelmäßig zum Austragungsort von Salsa-Konzerten.
Die Kneipe bietet Karibikfeeling mitten in der Hauptstadt. Und wir reden nun nicht von einer dieser zahlreichen „Kuba“-Partys, mit lausigen Mojitos aus Plastikbechern. Nein, wir reden von einer Kneipe, wo jedes Detail, vom Rum, der in die Cocktails gemixt wird, bis hin zur Speisekarte kubanisch ist.

Ob die Mojitos nun wirklich die besten in Luxemburg sind, kann ich nicht versichern, dafür müsste man alle Variationen, die es hierzulande gibt, durchprobiert haben; mit Sicherheit zählen sie aber zu den besten, ebenso wie die Daiquirís. Hemingway musste in Havanna zwei verschiedene Bars aufsuchen, um seine Lieblingscocktails – „Meinen Mojito in der Bodeguita, meinen Daiquirí in der Floridita“ – zu genießen, in Merl geht das an einem einzigen Ort, im Sommer zudem noch auf einer kleinen Terrasse.
Die Tatsache, dass nicht nur die Betreiber der Brasserie, das Ehepaar Ismael und Nancy, waschechte Kubaner sind, sondern auch die Köche Alexis und Lazaro, garantiert, dass dort kein Fake serviert wird, weder im Glas noch auf dem Teller. Und läuft im Fernsehen mal etwas anderes als ein Latino-Musik-Clip, dann ist es in den meisten Fällen Baseball, der kubanische Nationalsport. Fragen Sie Ismael nach den Regeln und Sie können sicher sein, es wird ein langes Gespräch.
Und beim Absacker, sei es ein sieben Jahre alter „Caney“ oder ein fünfzehnjähriger „Santissima Trinidad“ (zwei kubanische Rumsorten), gibt es wohl kaum einen Gast, der nicht schwört, seine nächsten Ferien auf Kuba zu verbringen, um das Vorhaben dann doch zu verschieben, weil er weiß: Man kann ja auch kurz mal eben nach Merl und dort mit einem Daiquirí oder Mojito, umgeben von kubanischer Musik und lateinamerikanischem Stimmengewirr, von der karibischen Sonne zu träumen.
Die Brasserie de l’Arrêt befindet sich im Haus 365, route de Longwy, Luxemburg-Stadt.
De Maart





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