Sicherheit in Esch„Unhaltbare Zustände“ rund um den Boltgenplatz seit eineinhalb Jahren

Sicherheit in Esch / „Unhaltbare Zustände“ rund um den Boltgenplatz seit eineinhalb Jahren
Im Juli brannte eine Mülltonne … Foto: privat

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Die Gemeindeverantwortlichen haben ihren Plan für mehr Sicherheit in Esch der Öffentlichkeit vorgestellt. Dass Handlungsbedarf besteht, steht außer Frage. Die am Boltgenplatz ansässigen Ärzte und Anwohner haben jedenfalls die Schnauze voll und berichten von unhaltbaren Zuständen. 

Das Fass zum Überlaufen brachte ein Vorfall Mitte September. Als Dr. Nelson Nascimento Dias morgens in sein Sprechzimmer in der Gemeinschaftspraxis der Allgemeinmediziner am Boltgenplatz kam, war das Fenster eingeworfen. Ein Glas hatte es durchschlagen, dabei liegt die Praxis im zweiten Stock. Nur einer von vielen Vorfällen in letzter Zeit. „Seit eineinhalb Jahren ist die Situation unhaltbar“, sagt Dr. Max Peporté, „wir sind mehrfach bei der Gemeinde interveniert, wirklich geändert hat sich aber nichts“. „Das Schlimmste ist, dass wir komplett machtlos sind“, ergänzt Dr. Fränk Kirsch. 2014 zogen die Allgemeinmediziner von der Luxemburger Straße zum jetzigen Standort um. Neben Peporté und Kirsch praktizieren Dr. Loïc Barhels und Dr. Nascimento Dias hier. Im Haus sind weitere Ärzte ansässig, zudem gibt es ein Laboratorium. 

Fühlen sich von den Gemeindeverantwortlichen im Stich gelassen: Dr. Max Peporté (r.) und Dr. Loïc Barthels 
Fühlen sich von den Gemeindeverantwortlichen im Stich gelassen: Dr. Max Peporté (r.) und Dr. Loïc Barthels  Foto: Editpress/Tania Feller

Das Gebäude reicht vom Boltgen- bis zum Stadthausplatz. Markant sind die Arkaden, die aber auch gleichzeitig Teil des Problems sind. Hier halten sich tagsüber Obdachlose und offensichtlich auch Drogenabhängige und andere Suchtkranke auf. Die Arkaden bieten Schutz vor der Sonne und auch vor Regen. Seitdem das Touristenbüro der Stadt Esch umzog und die Gemeinde ein Büro für Streetworker dort einrichtete, ist die Situation nicht besser geworden, sagen die Ärzte. In der Tat kann das Tag für Tag beobachtet, und auch gerochen werden. Der penetrante Geruch verrät, dass die Arkaden als Toilette benutzt werden. Genau wie ihre Eingangstür auch, berichten die Ärzte und belegen das mit Fotos. Immerhin schicke die Gemeinde inzwischen öfters die Putzkolonne vorbei. Auch wurde die Beleuchtung endlich ausgetauscht.   

Trotzdem fühlen sich die Allgemeinmediziner von der Stadt Esch im Stich gelassen, zumal fast die Hälfte des Gebäudes der Gemeinde gehört. Auf den Generalversammlungen des Gebäudesyndikats der letzten fünf Jahre sei die Verbesserung der Sicherheit und Sauberkeit stets das Hauptthema gewesen, doch geschehen sei im Grunde genommen nichts, sagt Max Peporté. „Wir haben es satt“, bestätigt ein Bewohner des Hauses. Zum eigenen Schutz will er seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. „Jeden Abend gibt es hier Probleme. Prügeleien, Vandalismus, Schmierereien und überall leere Flaschen und Dosen. Wir gehen inzwischen abends nicht mehr vor die Tür.“

Die eingeschlagene Fensterscheibe im zweiten Stock
Die eingeschlagene Fensterscheibe im zweiten Stock Foto: privat

Vor drei Monaten wurde am Boltgenplatz eine Frau überfallen, die Polizei ist jeden Tag vor Ort, scheint aber machtlos. Mitte Juli brannten die Mülleimer vor dem Gebäude. Die Putzfrau bat darum, ihre Arbeitszeiten zu ändern, da ihr mit dem Tod gedroht wurde. Auch die Ärzte berichten von regelmäßigen verbalen Aggressionen ihnen gegenüber. „Das Maß ist voll“, sagt Loïc Barthels. Auch nachdem man im September letzten Jahres beim Schöffenrat vorstellig wurde, habe sich nichts zum Besseren gewendet. Im Gegenteil: Die Gemeinde habe das Problem durch die Einrichtung der temporären Gärten auf den Treppen vor der Gemeinde unter die Arkaden verlegt, so Barthels. Auch der nonstop geöffnete Supermarkt helfe nicht. Ein halbes Jahr lang engagierten die Ärzte eine private Sicherheitsfirma, die abends eine Runde um das Gebäude drehte und im Keller nach dem Rechten sah. Mehr als einmal fanden sie dabei Menschen, die hier einen Schlafplatz gesucht und gefunden hatten.


Dieser Artikel wurde am 21.9.2022 publiziert und am 27.9.2022 aktualisiert.

 Foto: Editpress/Tania Feller
Leila
27. September 2022 - 17.29

Wenn ich die Fotos so ansehe, stellt sich die Frage nicht mehr wer mehr Dreck verursacht: die Taube oder der Mensch...

Karel
27. September 2022 - 16.59

Esch ass an bleiwt op verschidde Plaatzen ruppég.

Grober J-P.
22. September 2022 - 0.34

Sicherheit in Esch / Nicht nur in Esch, hatte mich mal abends zu einem Termin in Differdingen begeben müssen. War heilfroh, dass ich dem hinter dem Marktplatz lungernden Mob entkommen bin. Die hatten jeden Passanten im Visier.

GeTee
21. September 2022 - 14.08

Wenn ich mich nicht täusche sind doch Dienstellen der Gemeinde am Boltgenplatz. Sind denn die dort beschäftigten Beamten blind oder einfach nur zu ...... um etwas zu unternehmen ?